Recherchen zum Erbauer Joseph Knorr
Seit dem Kauf 2018 hat Raymund Müllers intensiv zur Geschichte des Solereservoirs und dessen Erbauer, Salineninspektor Joseph Knorr (1809 - 1890), recherchiert. Knorr wurde 1843 Salineninspektor in Kissingen. "Er wohnte in der Unteren Saline und war dort für die Salzproduktion zuständig", berichtet Müller.
Knorr war wesentlich am Ausbau des Salinenbades beteiligt und trieb die Bohrungen am Schönbornsprudel voran. Er plante und errichtete die Soletankstelle in der Salinenstraße. Damaliger Baupreis: 6348 Gulden und zwei Kreuzer. Die Dokumentation zu Leben und Wirken von Knorr in Bad Kissingen soll im Herbst veröffentlicht werden
Damailge Soletankstelle ab 1851 in Betrieb
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann Bad Kissingens Aufstieg zum Weltbad. Der Platz an der Salinenstraße lag damals laut Müller außerhalb der Stadt, auf grüner Wiese. Große, zentrale Badehäuser gab es noch keine, Moor- und Solebäder wurden in den Hotels und Kurhäusern in Wannen auf den Zimmern genommen.
"Knechte und Mägde schöpften das Wasser direkt aus Quellen und Reservoirs, während Kurgäste sich dort zur Trinkkur angestellt haben", berichtet Müller. Das Pferdegetrappel und die eisenbeschlagenen Räder verursachten einen ziemlichen Lärm. "Diesen Lärm wollte man aus der Stadt heraus haben", sagt er. Also wurde der Salineninspektor 1850 mit dem Bau der Soletankstelle beauftragt, ab 1851 war sie in Betrieb.
Aufstieg machte Solelager überflüssig
Über den Durchfahrten für die Pferdefuhrwerke waren laut Müller zwei große Tanks angebracht, die zusammen 150 Kubikmeter Sole fassten. Gespeist wurden sie aus Soleleitungen von der Unteren Saline, die Friedrich von Gärtner 1837 hatte anlegen lassen. "Über Nacht sind die Tanks vollgelaufen, so dass die Kutschen morgens die Sole wieder abholen konnten." Die Sole wurde über Schläuche mit Zapfvorrichtungen in die darunter stehenden Fasswagen abgelassen.
"Das Solereservoir war 20 Jahre in Betrieb", sagt der jetzige Eigentümer. Ab Ende der 1860er Jahre begann die Glanzzeit der Stadt. Das Salinenbad und vor allem das Luitpoldbad boten im Vergleich zu den Kurhäusern mit den schlichten Wannen und der kalt gewordenen Sole den deutlich größeren Badekomfort. Nach und nach gaben die Kurhalter die Solebäder in den eigenen Häusern auf.
Historisches Gebäude trifft auf Null-Energie-Standard
Weil die königlichen Badeanstalten direkt über Soleleitungen versorgt wurden, wurde das Solereservoir überflüssig und diente danach nur als Lagerfläche. "Es ist ein Zeugnis von Bad Kissingens alter Kurgeschichte", so Müller.
Der obere Gebäudeteil, der die Tanks beheimatet hat, wird künftig nicht bewohnt. Dafür ist die Geschosshöhe zu niedrig. Die Müllers planen dort Haustechnik unterzubringen, eine Wärmepumpe etwa. Mit einer Photovoltaik-Anlage im Hofbereich und entsprechender Dämmung wollen sie rechnerisch einen Null-Energie-Standard erreichen.
"So werden Moderne und historische Bausubstanz auf eine natürliche Art und Weise miteinander verbunden und nutzbar gemacht. Nur wenn Denkmäler bewohnt oder genutzt werden, kann man sie pflegen und vor dem Verrotten bewahren", sagt Simone Müller.