Das Jugendamt des Landkreises Bad Kissingen sucht händeringend Pflegeeltern. Jugendhilfeeinrichtungen sehen sich durch den anhaltenden Fachkräftemangel mehr und mehr an die Kapazitätsgrenze getrieben. Das Problem: Die Pflegeeltern sind wählerisch, so die Erfahrung des zuständigen Leiters.
- Jugendamt Bad Kissingen sucht Pflegeeltern
- Die Herausforderungen: mehr Flüchtlinge, Fachkräftemangel, weniger Einrichtungen
- Warum eine Gruppe extrem schwer vermittelbar ist
- Diese Voraussetzungen müssen Interessenten erfüllen
Wenn Kinder oder Jugendliche im Landkreis Bad Kissingen kurz- oder langfristig ihre Eltern verlassen müssen, ist es Aufgabe des Jugendamts, die Erziehung zu organisieren. Essenzielle Stütze dabei sind Pflegeeltern. Doch diese bröckelt derzeit, denn es besteht dringender Bedarf, erklärt der Jugendamtsleiter Manfred Kutz gegenüber inFranken.de.
Bad Kissingen braucht mehr Pflegeeltern - Jugendamt sucht teilweise "im ganzen Bundesgebiet"
"Der Pflegeeltern-Notstand ist eigentlich ein deutschlandweites Problem. Ein Grund ist einmal der deutliche Anstieg der Flüchtlingszahlen, die steigenden komplexeren Fälle und die sinkende Anzahl von stationären Jugendhilfeeinrichtungen", führt Kutz aus. Fachkräftemangel habe die Schließung mancher Gruppen zur Folge und so seien die Einrichtungen deutschlandweit sehr voll.
"Noch sind wir nicht an dem Punkt, dass wir die Kinder und Jugendlichen nicht unterbringen können, jedoch dauert es und der Radius muss erweitert werden. Teilweise muss man für Spezialfälle im ganzen Bundesgebiet nachfragen." Im Landkreis gebe es aktuell fünf kleine stationäre Jugendhilfeeinrichtungen und zwei Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Ausländer*innen. Doch für Kinder und Jugendliche sei eben nicht garantiert, in ihrem Landkreis bleiben zu können.
Um so wichtiger seien Bereitschaftspflegefamilien, die die Kinder und Jugendlichen erst einmal übergangsweise unterbringen. "Im Landkreis gibt es sechs Bereitschaftspflegefamilien, bei denen insgesamt 17 Unterbringungen vorgenommen worden sind. Aktuell sind es drei Kinder. Menschen als 'Stand-by'-Lösung sind daneben wichtig, die Kinder und Jugendliche aufnehmen, wenn Bereitschaftspflegefamilien voll sind", schildert Kutz die Situation.
Hürde Pubertät: Jugendliche bei Vollzeitpflegefamilien unbeliebt
Sind Vollzeitpflegefamilien nicht eigentlich am wünschenswertesten? "Vollzeitpflegefamilien sind natürlich willkommen", antwortet Kutz. "Jedoch bevorzugen diese hauptsächlich Kleinkinder zwischen null und zwei Jahren, gegebenenfalls auch Kinder bis etwa zehn Jahre."
Denn hier könne man sich schon vor den etwaigen Problemen, die die Pubertät mit sich bringt, aneinander gewöhnen. Viele Interessenten scheuten sich vor den Herausforderungen, die bei der Inobhutnahme von Jugendlichen entstehen können.
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