Bad Kissingen: Feuerwehrleute wollen helfen und werden angepöbelt und beleidigt

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Komplizierte Verkehrssituation am Sonntagabend: Ein Anhänger hatte sich vom Zugfahrzeug gelöst, war über die Fahrbahn gerollt und hatte Fahrzeuge beschädigt.
Komplizierte Verkehrssituation am Sonntagabend: Ein Anhänger hatte sich vom Zugfahrzeug gelöst, war über die Fahrbahn gerollt und hatte Fahrzeuge beschädigt.
Harald Albert
Dass Feuerwehrleute im Einsatz angepöbelt werden, ist für Stadtbrandinspektor Harald Albert eine "Riesensauerei".
Dass Feuerwehrleute im Einsatz angepöbelt werden, ist für Stadtbrandinspektor Harald Albert eine "Riesensauerei".
Archiv Robert Huger
Bei dem Unfall am Sonntag entstand an zwei Fahrzeugen Totalschaden.
Bei dem Unfall am Sonntag entstand an zwei Fahrzeugen Totalschaden.
Harald Albert

Die Situation am Sonntagabend am Ostring war komplex. Warum Einsatzkräfte und Polizeibeamte bei solchen Einsätzen auch mal auf Gegenwehr stoßen.

Dass die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst bei ihren Einsätzen gelegentlich beschimpft und angepöbelt werden, hört man immer wieder. Am Sonntag war das auch in Bad Kissingen der Fall, als gegen 18 Uhr Polizei und Feuerwehr zu einem größeren Unfall an der Ostring-Kreuzung (Kapellenstraße/Münnerstädter Straße) gerufen worden waren. Die Feuerwehr berichtete am Sonntagabend in einem facebook-Post von "Schimpfwörtern" und "Kraftausdrücken".

Das Geschehen an der Kreuzung war recht komplex, weil laut Polizeibericht mehrere Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eigentlich hatte ein Mann mit seinem Auto plus Anhänger vom Ostring aus nach rechts in die Münnerstädter Straße abbiegen wollen. Doch offenbar noch bevor er die Ampelkreuzung erreichte, hatte sich sein Anhänger hinter ihm selbstständig gemacht, hatte drei Fahrzeuge auf der benachbarten Fahrspur touchiert und war dann auf einen Bus aufgefahren.

Die Einsatzkräfte mussten zunächst sondieren, was passiert war und dann dafür sorgen, dass kein Verkehrschaos entstand. Denn genau zu dieser Zeit hatten sich auch Ausstellerinnen und Aussteller nach Ende der Abenteuer und Allrad vom Messegelände aus mit ihren Fahrzeugen auf den Heimweg gemacht.

Die Insassen der beteiligten Fahrzeuge hätten wohl einen Schock erlitten, aber zum Glück sei niemand verletzt worden, sagt Stadtbrandinspektor Harald Albert im Gespräch mit der Redaktion. Dass der Bus den abwärtsfahrenden Anhänger stoppte, habe Schlimmeres verhindert, glaubt Albert und meint damit, dass keine Personen schwer verletzt wurden.

Weil die Kreuzung dann "total blockiert" war, mussten Polizei und Feuerwehr "verkehrslenkende Maßnahmen" vornehmen, schildert der Stadtbrandinspektor die Situation. Konkret bedeutete dies, dass man für eine Stunde die Fahrbahn des Ostrings von der Kreuzung Reiterswiesen/Helios-Klinik bis zur Kreuzung Kapellen-/Münnerstädter Straße einseitig sperrte.

Die meisten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer hätten das akzeptiert, sagt Albert. Doch die Feuerwehrleute bekamen auch heftigen Gegenwind: Ein Mann sei mit dem BMW einfach durch die Absperrung gefahren, auf die Gegenfahrbahn eingebogen und dann die Bergmannstraße mit Karacho 'runter gebrettert, schildert Albert die Situation.

Ein Taxifahrer habe kategorisch erklärt, dass er aber jetzt sofort in die Stadt weiterfahren müsse. Als man ihm die Sachlage vonseiten der Feuerwehr erläuterte, habe er plötzlich wütend gesagt: "Sie haben gerade Du zu mir gesagt, ich zeige Sie an!" Ein anderer Autofahrer habe zu einem Feuerwehrkollegen gesagt: "Bloß weil Sie eine Uniform anhaben, führen Sie sich hier auf!" Etliche seiner Kolleginnen und Kollegen, die bei dem Einsatz dabei waren, hätten ihn später angesprochen und ermuntert, von den Geschehnissen auf facebook zu berichten, sagt Albert.

Dass Menschen, die in ihrer Freizeit zu einem Unfall kommen und ehrenamtlich helfen, derart beschimpft werden, nennt Albert in seinem Online-Post eine "Riesensauerei". Schließlich hätten diese am Sonntag den Auftrag gehabt, die Straßen abzusichern, um letztendlich ein Verkehrschaos zu vermeiden.

Weil die Ausstellerinnen und Aussteller mit ihren Fahrzeugen gerade von der Messe wegfuhren, hätten Autofahrerinnen und -fahrer auch auf die Offroad-Messe geschimpft, sagt Albert. Und dabei sei der Messeverkehr während der vier Tage "super gelaufen", vor allem wegen des neuen Verkehrskonzepts, das einen zweiten Messeparkplatz in der Au vorsah.

Florian Heuring, zuständig für das Sachgebiet Verkehr bei der Polizeiinspektion Bad Kissingen, spricht auf Anfrage dieser Redaktion von einem "schwerwiegenden Unfall", was den Schaden (insgesamt 50.000 Euro) und die Verkehrssituation am Ostring angeht.

Straßenverkehrsordnung besser beherzigen

Glücklicherweise seien wegen der Offroad-Messe mehr Beamtinnen und Beamte als sonst im Einsatz gewesen, so dass sich die Situation beherrschen ließ. Die Beamtinnen und Beamten vor Ort sind, seines Wissens nach, nicht persönlich angegangen worden, sagt Heuring. "Doch der Ton wird rauer, die Ungeduld größer", hat auch Heuring schon bei Einsätzen festgestellt. Aber es handle sich um Einzelfälle. Dennoch ist für ihn persönlich klar: "Der Egoismus in der Gesellschaft nimmt zu."

Wenn alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer den Paragrafen eins der Straßenverkehrsordnung (StVO) genau einhalten würden, kämen die Menschen auf den Straßen prima miteinander zurecht, sagt Heuring und zitiert: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird." Isolde Krapf