Seit über einem Monat wird in der Marktgemeinde Zeitlofs rege über das Thema Windkraft diskutiert - mit ganz unterschiedlichen Ansichten.
Im vergangenen Dezember sorgte ein Punkt auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung für großes Aufsehen: Ein Antrag auf Herausnahme der Teilfläche Roßbacher Forst aus dem Landschaftsschutzgebiet. Eine rege Bürgerbeteiligung führte dazu, dass der Punkt schließlich verschoben wurde.
Bereits vor sechs Jahren gab es die Überlegung, einen Windpark genau dort zu errichten. Seit damals haben sich nun einige Grundlagen für das Thema geändert. Der Roßbacher Forst trägt seit 2014 auch das Siegel der Unesco, nachdem die Grenzen des Biosphärenreservat Rhön erweitert wurden. Das Waldstück liegt allerdings in einer Entwicklungszone, wie etwa 80 Prozent der Fläche des Reservates. In dieser Zone sei theoretisch der Bau von Windkraftanlagen kein Problem, sagt Thomas Schoenwald, Jurist am Landratsamt Bad Kissingen. Entscheidend für das Thema, so der Jurist, "ist aber der Status des Landschaftsschutzgebietes (LSG)". Genau um dieses ging es schon einmal im Juli 2013. Damals entschied sich der Kreistag mit großer Mehrheit gegen eine Änderung des LSG.
Zu einer erneuten Diskussion um die Herausnahme nimmt das Landratsamt Bad Kissingen Stellung: "Es darf sich demnach nicht um eine Fläche handeln, die für die Eigenart des für die Bayerische Rhön typischen Landschaftsbildes prägend ist oder die eine besondere Bedeutung für den Naturhaushalt einschließlich Artenschutz hat", teilt die Pressestelle mit. Und genau hier liege der Dreh- und Angelpunkt, sagt Schoenwald. Üblicherweise müsse der Investor ein Gutachten mit einer Natur- und Artenschutzprüfung vorlegen. Erst dann könnten weitere Schritte eingeleitet werden.
Besondere Vögel
Dass der Roßbacher Forst nicht erst seit einigen Jahren ein Eldorado für besonders schützenswerte Vögel wie Rotmilane und Schwarzstörche ist, bestätigt Norbert Schmäling, Kreisvorsitzender des Landebundes für Vogelschutz (LBV) Kreisgruppe Bad Kissingen. Das Waldgebiet Roßbacher Forst habe seit Jahrzehnten eine vorbildliche und hervorragend geführte Waldbewirtschaftung, so Schmäling. "Die Biodiverität in diesem Waldgebiet ist herausragend", sagt der Kreisvorsitzende.
Die ersten Schwarzstörche in der Rhön besiedelten gar dieses Stück Wald Anfang der 1980er Jahre, nachdem sie fast hundert Jahre als ausgestorben galten. "Und der Randbereich ist ein Paradies für Rotmilanpärchen", fügt er hinzu. Doch der Klimawandel habe direkte Auswirkungen auf die Vogelpopulationen. Geringe Bruterfolge seien ein Zeichen davon. Auf dieser Basis "ist der LBV nicht mehr grundsätzlich - wie noch vor einigen Jahren - gegen den Bau von Windkraftanlagen", sagt Schmäling. Der LBV sei vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels bestrebt, "dass solche Projekte als Beitrag zur Klimawende vorangetrieben werden". Allerdings, so führt Schmäling weiter aus, "wird der LBV peinlichst darauf achten, dass der Artenschutz eingehalten wird und es kein signifikantes Tötungsrisiko für die Tiere gibt".
Energiewende im Fokus
Warum das Thema gerade jetzt erneut auf den Tisch der Marktgemeinde geholt wurde, erklärt Albert Schön, Energieberater und Mitglied im Konsortium der Projektentwicklung zum Windpark in Roßbach. Im Zusammenhang mit dem Ende der Kohleversorgung und einer wackeligen Entwicklung der deutschen Klimaziele sei es höchste Zeit, das Thema erneut anzugehen: "Jetzt scheint uns der Zeitpunkt richtig, das Projekt anzugehen", so Schön, und weiter: "Windkraft in Bayern ist noch zu wenig vertreten - aber wichtig und richtig für die Energiewende".
Als Begründung für den Standort im LSG Roßbacher Forst gibt er an; "Es gibt in ganz Bayern keinen vergleichbaren Ort, der so geeignet wäre, wie der Roßbacher Forst, weil hier größere Abstände zur Wohnbebauung als normal üblich möglich sind". Außerdem, so Schön weiter, dürften Schattenwurf und Geräuschimmission - gerade hier - kein Problem darstellen.