Am Rande des Landschaftsschutzgebietes ist seit 2012 ein Windpark im Gespräch. Jetzt sollen die Bürger stärker involviert werden.
Widerstand regt sich auf den Straßen von Roßbach. Mehr als 25 Bewohner des kleinen, weniger als 300 Einwohner starken Gemeindeteils des Markt Zeitlofs versammlen sich auf der Straße, um zu diskutieren. Kurzfristig sind sie zusammengekommen, denn sie fühlen sich übergangen. Es sind Minusgrade, und ein eisiger Wind weht über die Höhe des teilweise offenen Landes, nur wenige hundert Meter von der hessischen Grenze entfernt. Am Horizont, im benachbarten Bundesland thronen sie bereits, auf unwesentlich geringerer Höhe: Windräder in Sichtweite und doch - durch die Landesgrenze - nicht dazugehörig. Für die Roßbacher soll sich das bald ändern, denn die Gemeinde plant einen Windpark unweit von Roßbach im Waldgebiet Roßbacher Forst in Richtung Heiligkreuz.
Wenig Information
Verärgert sind sie in allererster Linie über die fehlende Informationspolitik des Bürgermeisters. "Es bleibt bisher völlig unklar, welche Interessen hinter dem Projekt stecken", sagt Jürgen Brieger, wohnhaft in Roßbach. Ein weiterer Anwohner, Uwe Fischer, bestätigt das und fragt sich "was sollen wir noch alles bekommen?". Erst eine Gasleitung durch den Garten, dann Suedlink und jetzt einen Windpark mit einer Ausdehnung von mehreren hundert Hektar, zählt er auf. "Unser Gut, das ist die Natur", so fügt Elke Müller von der Initiative Pro Sinntal hinzu. Schwarzstorch, Milan und Wildkatze seien allesamt heimisch im über 2000 Hektar großen Waldgebiet, das zum Landschaftsschutzgebiet "Bayerische Rhön" gehört.
Wieder auf dem Tisch
Seit dem Jahr 2012 befasst sich die Marktgemeinde Zeitlofs mit einer möglichen Errichtung eines Windparks. Das Problem: Am Rande des Landschaftsschutzgebietes ist die Ausweisung eines solchen Gebietes nur mit einer Herausnahme von Flächen aus dem Gebiet "Bayerische Rhön" möglich. Bei der letzten Gemeinderatssitzung stand das Thema nach längerer Pause unter Punkt 4, der hieß: "Antrag auf Herausnahme einer Teilfläche in der Gemarkung Roßbacher Forst aus dem
Landschaftsschutzgebiet "Bayerische Rhön" wegen geplanter Errichtung eines Windparks".
"Die Roßbacher haben zwei Tage vorher davon erfahren, die Weißenbacher und Detterer wussten es gar nicht", sagt Müller und weiter: "Trotzdem kamen etwa 50 Roßbacher zum öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung Mitte Dezember". Das solle was heißen. Das Ergebnis nach der hohen Bürgerbeteiligung in der Sitzung: Die Entscheidung wurde vertagt.
Gegen Verspargelung
Bürgermeister Wilhelm Friedrich erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung, warum das Thema erneut auf den Tisch kommt: "Zunächst war Suedlink vorrangig und deshalb musste das Projekt immer wieder verschoben werden". Es gehe dabei ausschließlich um den Ausbau der regenerativen Energien, denn "der Landkreis hat sich auf die Fahnen geschrieben, bis zum Jahr 2022 5o Prozent des Stroms aus regenerativen Energien zu beziehen". Für die Gemeinde sei das ein Nullgeschäft. Der Wald im Roßbacher Forst sei zu bestimmten Teilen privat, aber auch Staatswald.
"Wir stehen noch am Anfang des Prozesses und wollen - zusammen mit den Bürgern - eine Diskussion führen mit allen Aspekten, die dazu gehören", so Friedrich. Deshalb sei sehr zügig eine Bürgerversammlung zum Thema geplant. Im Falle eines Bürgerentscheid, so Friedrich weiter, richte sich die Gemeinde natürlich danach. Generell zum Thema Windpark äußert er sich so: "Wir sind definitiv gegen eine Verspargelung der Rhöner Landschaft und haben dazu eine Stellungsnahme abgegeben. Doch am Rande des Landschaftsschutzgebietes sollte das - meiner Meinung nach - möglich sein."