In Bad Brückenau hielt der Motivationstrainer Steffen Kirchner zwei unterschiedliche Vorträge vor Schülern und Eltern.
"Es hat großen Spaß gemacht", bilanzierte Steffen Kirchner seinen Auftritt am Franz-Miltenberger-Gymnasium. Der Schulverein mit dem Vorsitzenden Stefan Richter hatte den 36-jährigen Mentalcoach engagiert. Das Programm unter dem Motto "Du bist ein Champion - Persönlichkeitstraining für Jugendliche" war für alle Beteiligten nicht nur ein großes Erlebnis, die Gymnasiasten haben nach eigenem Bekunden "auch etliche Dinge mitgenommen".
Kirchner persönlich ist bei seinem Gastspiel in Bad Brückenau erneut aufgefallen, dass es beim Nachwuchs in der Großstadt und in ländlich strukturierten Gebieten ganz gravierende Unterschiede gibt. In der Rhön seien die Jugendlichen beispielsweise wesentlich aufmerksamer als anderswo gewesen. Außerdem merke man sofort deren Naturverbundenheit. Auch der Umgang mit- und untereinander gestalte sich sehr bemerkenswert, was der Referent in erster Linie der guten Atmosphäre am Gymnasium zuschrieb.
Nach der schulinternen Veranstaltung am Vormittag präsentierte sich der ehemalige Leistungssportler am Abend einem breiten Publikum in der vollbesetzten Georgi-Kurhalle. "Unmotivierte Kinder gibt es nicht! - Was junge Menschen brauchen, um aufzublühen" lautete das Thema seines Impulsvortrags für Erwachsene.
In einem kurzen Grußwort nannte Schulvereinsvorsitzender Stefan Richter zuvor seine Vorstandskollegin Regina Kaiser, bei der die Hauptlast der nicht einfachen Organisation gelegen habe. Und dann legte Steffen Kirchner los, der sich von der ersten Minute an der Aufmerksamkeit seines Publikums sicher sein konnte. Sein Referat hielt bis zum Ende einen enormen Spannungsbogen, nie kam nur der Hauch von Langeweile auf. In lockerem Plauderton mischt der 36-Jährige eigene Erfahrungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und zieht daraus allgemein verständliche Schlüsse. Auch die eine oder andere humorvolle Pointe wird stets an der richtigen Stelle gesetzt. Stichpunkte am Flipchart, plakative Fotos und ungewöhnliche Videoclips ergänzen das gesprochene Wort. Und bei passender Gelegenheit werden die Gäste sogar aufgefordert, aktiv mit speziellen praktischen Übungen am Geschehen teilzunehmen.
Ohne Floskeln bringt der Motivationstrainer Dinge auf den Punkt, die vielen Menschen auf den ersten Blick als Selbstverständlichkeit erscheinen, im wahren Leben aber trotzdem nicht konsequent umgesetzt werden. "Wenn wir andere motivieren wollen, müssen wir erst einmal an uns selbst arbeiten", macht der Referent deutlich und geht auf das Stichwort Energiekonto ein.
Bei allem Handeln sei zu berücksichtigen, dass Erwachsene in der Regel ergebnisorientiert, Kinder dagegen erlebnisorientiert agieren. "Wir sollten aufhören, Kinder von unserer Hilfe abhängig zu machen", meint Kirchner. Wenn man einige Dinge bei der Entwicklung des Nachwuchses etwas entspannter sehe, würde das keineswegs schaden. Ein junger Mensch könne ganz einfach nicht die Fülle der sogenannten Versorgerbotschaften der Eltern wahrnehmen und verarbeiten, die täglich auf ihn einprasseln. 187 000 Stück sollen es bis zum 18. Lebensjahr sein, hat ein Wissenschaftler laut Kirchner festgestellt.
Die Erziehungsberechtigten sollten sich darüber hinaus auch immer wieder fragen, wie gut ihre Fähigkeit ist, Begeisterung zu erzeugen. Denn jede Information, die ohne Emotion weitergegeben werde, sei eine tote Information und komme in den seltensten Fällen beim Empfänger richtig an. "Lassen Sie den Kindern ihre Träume", appellierte der Referent nach mehr als anderthalb Stunden unterhaltsamer Information an die Erwachsenen. Verkehrt könne es in diesem Zusammenhang auch nicht sein, sich einmal mit der Gelotologie, der Wissenschaft des Lachens, zu beschäftigen. Da gewinne selbst der Laie sehr überraschende Erkenntnisse.
Dass der Motivationstrainer den Nerv seiner Zuhörer getroffen hatte, bewies der lang anhaltende Beifall am Ende seiner Ausführungen. Manche gingen mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause, andere hatten dagegen eine durchaus nachdenkliche Miene aufgesetzt.