Als letzte Allianz im Landkreis legt nun auch die Rhönallianz ein kommunales Förderprogramm auf. Es schafft Anreize für Hauseigentümer - und Familien.
Haus an Haus reiht sich entlang der B286 in Platz. Die meisten Fassaden sind hübsch gestaltet. Blumenkübel, parkende Autos und hier und dort ein freundlicher Gruß zeigen, dass viel im Ort lebendig ist. Nur vereinzelt gibt es graue Flecken. "In Platz ist überall jemand gemeldet, aber da gibt es natürlich eine Handvoll Häuser, wo man etwas machen könnte", sagt Alexander Schneider (UWG), der Bürgermeister von Geroda.
Anschub für Sanierungen
Im Altort von Geroda sieht es ähnlich aus. Schneider spricht ungern von Leerstand. Er sagt lieber "von Leerstand bedroht", um der Tatsache gerecht zu werden, dass in vielen Häusern Menschen wohnen, die ihr ganzes Leben im Dorf verbracht haben. Manchmal übernehmen die Kinder, gelegentlich findet sich ein Käufer von außerhalb für die Immobilien. Die Ortskerne aber dürfen nicht aussterben, sagen Stadtplaner und Entwicklungsstrategen. Deshalb möchte der Bürgermeister etwas tun, und mit ihm alle Bürgermeister der Brückenauer Rhönallianz.
"Wir möchten einen Anschub geben", sagt Schneider und erzählt, dass er manchmal nach Mietwohnungen im Ort gefragt werde. Um die Sanierung einiger Häuser anzustoßen, hat die Rhönallianz nun ein kommunales Förderprogramm aufgelegt (siehe weiter unten). Es sieht vor, zehn Prozent der Gesamtkosten - maximal aber 10.000 Euro - Hauseigentümern zu zahlen, wenn diese ein leer stehendes Gebäude reaktivieren.
Großzügiger Bonus für Familien
Besonders familienfreundlich ist die Erhöhung der Fördersumme um 10 Prozent pro Kind unter 18 Jahren, das nach Abschluss der Maßnahme im Haushalt lebt. Wer also beispielsweise 100.000 Euro investiert und drei Kinder hat, kann mit 13.000 Euro Unterstützung rechnen. "Jede Familie mit Kindern, die in der Ortsmitte angesiedelt wird, ist ein Erfolg", macht Uwe Schmidt deutlich.
Aktuell behandeln die Stadt- und Gemeinderäte von Bad Brückenau, Geroda, Motten, Oberleichtersbach, Riedenberg, Schondra, Wildflecken und Zeitlofs das Förderprogramm in ihren Sitzungen. Dass es dringlich ist, veranschaulicht eine Prognose des Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts (ILEK), das die Rhönallianz zu Beginn ihrer Zusammenarbeit erstellen lassen hat: Von 2009 bis 2021 drohe eine Schrumpfung der Bevölkerung von durchschnittlich neun Prozent. Was das für viele Orte bedeutet, lässt sich leicht ausrechnen.
Bleibt noch eine Frage: Warum ist die Rhönallianz mit ihrem kommunalen Förderprogramm vergleichsweise spät dran? "Wir sind die jüngste Allianz im Landkreis", sagt Uwe Schmidt. Er ist als Manager seit Februar 2015 stundenweise angestellt. Die Arbeit am Schwerpunkt Innenentwicklung begann aber schon wesentlich früher: Mit dem ILEK legte die Allianz bereits im Jahr 2014 den Grundstein für die Ausrichtung der Region vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.
Diese Leerstandssanierung fördert die Brückenauer Rhönallianz: Maßnahmen Gefördert werden Sanierung, Umbau, Erweiterung von Gebäuden, die mindestens 50 Jahre alt sind und zumindest ein Jahr komplett leer stehen. In begründeten Ausnahmefällen kann auch ein Gebäudeabriss und (Teil-)Neubau gefördert werden, wenn sich dadurch die innerörtliche Situation maßgeblich verbessert.
Bedingungen Eine aktive Nutzung des sanierten Gebäudes sollte für die nächsten zehn Jahre sichergestellt sein. Zudem gilt die Förderung nur für die Häuser in den Altorten, die von den Kommunen als so genannte Daseinsvorsorgegebiete ausgewiesen werden.
Beratung Die Rhönallianz bietet die Möglichkeit an, im Vorfeld der Baumaßnahme eine kostenfreie Sanierungsberatung durch einen Architekten in Anspruch zu nehmen. Im Gespräch sollen erste Fragen zu Machbarkeit, Bausubstanz und Grobkostenschätzung beantwortet werden.
Kostenträger Das kommunale Förderprogramm finanziert sich ausschließlich aus Mitteln der
Gemeinden der Brückenauer Rhönallianz. Die Architektenberatung fördert die Regierung von Unterfranken zu 60 Prozent.
Start Unter dem Vorbehalt, dass alle Stadt- und Gemeinderäte zustimmen, tritt das Förderprogramm ab 1. Januar 2017 in Kraft. Weitere Infos gibt's bei den Gemeindevertretungen.