Orte mit besonderer Ausstrahlung

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Heimatforscher Matthias Elm (links) kommt an der ehemaligen Dorfstelle von Neuglashütten mit Besuchern ins Gespräch und berichtet über die abgesiedelten Orte. Foto: Stephanie Elm
Heimatforscher Matthias Elm (links) kommt an der ehemaligen Dorfstelle von Neuglashütten mit Besuchern ins Gespräch und berichtet über die abgesiedelten Orte. Foto: Stephanie Elm
Gedenktafeln erinnern an die 544 gestorbenen Polinnen und Polen aus dem Kriegsgefangenenlager. Foto: Stephanie Elm
Gedenktafeln erinnern an die 544 gestorbenen Polinnen und Polen aus dem Kriegsgefangenenlager. Foto: Stephanie Elm
 
Auf dem Polenfriedhof feierten knapp 50 Gläubige Allerheiligen und gedachten der 544 gestorbenen Polinnen und Polen aus dem Kriegsgefangenenlager. Foto: Stephanie Elm
Auf dem Polenfriedhof feierten knapp 50 Gläubige Allerheiligen und gedachten der 544 gestorbenen Polinnen und Polen aus dem Kriegsgefangenenlager. Foto: Stephanie Elm
 
Der Friedhof von Reußendorf, gleich neben Zäunen und Stacheldraht. Foto: Stephanie Elm
Der Friedhof von Reußendorf, gleich neben Zäunen und Stacheldraht. Foto: Stephanie Elm
 
Der Friedhof von Reußendorf, gleich neben Zäunen und Stacheldraht. Foto: Stephanie Elm
Der Friedhof von Reußendorf, gleich neben Zäunen und Stacheldraht. Foto: Stephanie Elm
 
Der Friedhof von Altglashütten. Foto: Stephanie Elm
Der Friedhof von Altglashütten. Foto: Stephanie Elm
 
Heimatforscher Matthias Elm kommt an der ehemaligen Dorfstelle von Neuglashütten mit Besuchern ins Gespräch und berichtet über die abgesiedelten Orte. Foto: Stephanie Elm
Heimatforscher Matthias Elm kommt an der ehemaligen Dorfstelle von Neuglashütten mit Besuchern ins Gespräch und berichtet über die abgesiedelten Orte. Foto: Stephanie Elm
 
Der Weiler Dörrenberg lag eigentlich abseits des Weges. Häuserbilder erinnern an die ehemaligen Gebäude des Ortes. Foto: Stephanie Elm
Der Weiler Dörrenberg lag eigentlich abseits des Weges. Häuserbilder erinnern an die ehemaligen Gebäude des Ortes.  Foto: Stephanie Elm
 
Inmitten des militärischen Sperrgebietes gab es an Allerheiligen die Möglichkeit, die ehemaligen Dorfstellen und Friedhöfe zu besuchen. Wegweiser und Häuserbilder helfen bei der Orientierung.
Inmitten des militärischen Sperrgebietes gab es an Allerheiligen die Möglichkeit, die ehemaligen Dorfstellen und Friedhöfe zu besuchen. Wegweiser und Häuserbilder helfen bei der Orientierung.
 

Nur drei Mal im Jahr sind die Friedhöfe im Truppenübungsplatz geöffnet. An Allerheiligen stellte Heimatforscher Matthias Elm neue Häuserbilder von Neuglashütten auf. Wie reagierten die Besucher.

Auch dieses Jahr waren die Friedhöfe im Truppenübungsplatz wieder Anlaufstellen für viele Besucher, die ihrer verstorbenen Angehörigen gedachten. Die Möglichkeit, die Gräber der Vorfahren zu besuchen, gibt es nur drei Mal im Jahr.

Die Friedhöfe von Altglashütten und Reußendorf sind in dem seit 1938 errichteten Truppenübungsplatz die einzigen Stellen, die Zeugen der abgesiedelten Orte darstellen. Seit 1979 können diese inmitten der militärischen Zone wieder besucht werden, erzählt Adolf Kreuzpaintner. Als Busbegleiter bei geführten Touren durch den Truppenübungsplatz war ihm aufgefallen: "Die Leute wollten immer an diesen Stellen halten." 1978 begann er zusammen mit der Reservistenkameradschaft, den alten Friedhof von Reußendorf aufzuräumen. Aus einer Wildnis wurde eine parkähnliche Anlage, gleich neben Zäunen und Stacheldraht. 1994 kam der Friedhof von Altglashütten dazu. Bevor die amerikanischen Streitkräfte abzogen, war dieses Areal noch Zielgebiet gewesen.

Natur erobert sich Terrain zurück

Die Natur hat sich das Terrain um die ehemaligen Orte zurückerobert. "Es ist bedauerlich, dass gar nichts mehr übrig ist", sagt ein Besucher, der dieses Jahr zum ersten Mal die abgesiedelten Dorfstellen besucht und gleich im einstigen Neuglashütten auf Matthias Elm trifft, der dort Bilder der ehemaligen Häuser an ihren jeweiligen alten Standorten aufgestellt hatte.

"Wenn die Häuserbilder nicht wären, würde man nichts merken und einfach vorbeifahren", so der Besucher. Genau das war die Motivation von Elm: "Ohne Dokumentation nimmt man den Ort gar nicht mehr als Ort wahr." Die Häuserbilder haben ihren Ursprung beim Werberger Treffen. Dort hatte Elm erstmals Foto der einstigen Gebäude im DIN-A3-Format ausgedruckt und dort aufgestellt, wo das abgebildete Haus gestanden hatte. Oft hatte er von Besuchern gehört, dass man sich das alte Dorf ohne weitere Anhaltspunkte nicht vorstellen konnte. Das Bild des Hauses mit der Landschaft im Hintergrund hilft, das Vergangene wieder vorstellbarer zu machen und in einen reellen Bezug eingebettet zu sehen.

Häuserbilder aufgestellt

Zum wiederholten Male hat er entlang der Strecke, die an Allerheiligen zu den Friedhöfen geöffnet ist, Häuserbilder aufgestellt, nun in der Dorfstelle von Neuglashütten. In den vergangenen Jahren standen schon Bildertafeln in Altglashütten, Reußendorf und Silberhof. Viele Gespräche entwickeln sich zwischen dem Heimatforscher und den Besuchern im Truppenübungsplatz. Die Gründe, die ehemaligen Orte zu besuchen, sind unterschiedlich. Manche wollen einfach mal schauen, andere interessiert mehr: "Die Hauptsache, die die Leute wissen wollen, ist die Geschichte der eigenen Familie", so Elm. Teilweise ist Wissen über die Vorfahren schon vorhanden, doch möchten die Besucher dies vor Ort erfahren. "Das Interesse an den ehemaligen Ortschaften ist groß - sogar die Urenkel der ehemaligen Dorfbewohner kommen zu Besuch", weiß Matthias Elm: "Die Orte haben eine besondere Anziehungskraft."

Allerheiligengottesdienst am Polenfriedhof

Am Polenfriedhof feierten knapp 50 Gläubige Allerheiligen, den Gottesdienst hielt Pfarrer Jerzy Sobota, Leiter der Polnischen Katholischen Mission in Würzburg. Er freute sich, dass so viele gekommen waren. Sie gedachten der 544 Polinnen und Polen, die infolge des Zweiten Weltkrieges dort gestorben waren. Von 1945 bis 1951 befand sich dort ein Lager für Kriegsgefangene, deren Rückkehr in ihre Heimaten organisiert werden sollte. Während die Westalliierten in ihre Heimatländer zurückkehrten und russische sowie ukrainische Gefangene in andere Lager verlegt wurden, blieben circa 20.000 Polen zurück und lebten dort in menschenunwürdigen Bedingungen. Die Gedenkstätte wurde 1945 am Rande des damaligen Flüchtlingslagers errichtet und 1970/ 1971 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erweitert und neu hergerichtet. Je eine Gedenkplatte wurde statt der 544 Einzelgräber für die 116 Erwachsenen und 428 Kinder angebracht.