Dünne Stricknadeln sind ihr Werkzeug gegen Armut. Die Damen des Strickkreises produzieren im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Decken, Pullover und Socken. Ihre Stücke sollen bald eine weite Reise antreten.
Es klappert im Gemeindehaus. Eine rechts, eine links. Die Damen senken ihre Köpfe und blicken durch ihre Brillen nach unten. Zöpfe, Streifen, melierte und runde Formen - Hauptsache bunt und warm. Was die Frauen mit ein paar Nadeln aus Wolle hervorbringen, häuft sich schon in Kis ten. Seit zwei Jahren sammeln sie ihre selbst gemachten Wolldecken, Wollsocken und Woll-pullover. Nicht etwa, weil sie befürchten, dass der Sommer ausbleibt. Geht es nach den Strick-Damen, haben ihre Ergebnisse bald eine weite Reise vor sich.
"Wir verkaufen auf den Basaren fast nichts mehr. Die Leute sind übersättigt", sagt Mechthild von Czettritz, die den Strickkreis leitet. Die Frauen dachten sich "na gut, dann eben nicht" und suchten sich jemanden, der sich wirklich über ihre Arbeit freut. Sie erfuhren von einer Frau namens Soraya Aleko zei, die sich für afghanische Waisenkinder einsetzt.
"Die Armut ist unbeschreiblich", sagt Mechthild von Czettritz, die den Strickkreis leitet. "Die Kinder haben keine Schuhe, weder im Sommer noch im Winter. Die Not dort ist noch lange." Bewegt von dem Schicksal der Jüngsten in dem gebeutelten Land, ließen die acht Damen ihre Stricknadeln weiter klappern.
Heute unterstützen sie einen afghanischen Arzt, der von München zurück in seine Heimat gegangen ist, um zu helfen. "Hauptsache, es kommt da an, wo es gebraucht wird", sagt Elli Müller. Für sie ist es eine Bestätigung mit ihrem Hobby, etwas Gutes zu tun.
Sie ist in der Damenrunde für die Pullover zuständig und ungeschlagene Fachfrau. "Ich kann gar nicht Fernsehen schauen ohne mein Strickzeug in der Hand", sagt sie und lacht. Das älteste Mitglied des Strickkreises ist über 90 Jahre alt und werkelt im Moment von zu Hause aus.
Die Wollknäuel halten nie lange bei ihr, meint Mechthild von Czettritz.
Hobby hilft gegen Not Wie lange es den Strickkreis der evangelischen Kirchengemeinde schon gibt? Die Frauen rätseln. Angefangen haben sie in den 80er-Jahren, als die Orgel kaputtging und sie mit dem Erlös ihrer Handarbeit die Reparatur unterstützten. Spitzendeckchen, Lampenschirme, Kinderkleidchen, Mützen - das Repertoire war vielfältig. Heute treffen sich die Frauen jede Woche im Gemeindehaus. Die Damen sind routiniert. Während sie ihre Stricknadeln zum Glühen bringen, erzählen sie Witze und Geschichten zu den letzten Urlaubsbildern. Scheinbar ganz nebenbei entstehen so Mittel für den guten Zweck.