Musiker zeigen Herz für Kinder

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Neue Bestimmung für altes Blech: Mechthild von Czettritz und Neuhaus, Pfarrer Gerd Kirchner, Heinz Kalmund und Manfred Häberlein (von links) begutachten die aussortierten Blasinstrumente, die demnächst als Spende für den musikalischen Nachwuchs nach Afrika gehen. Foto: Rolf Pralle
Neue Bestimmung für altes Blech: Mechthild von Czettritz und Neuhaus, Pfarrer Gerd Kirchner, Heinz Kalmund und Manfred Häberlein (von links) begutachten die aussortierten Blasinstrumente, die demnächst als Spende für den musikalischen Nachwuchs nach Afrika gehen. Foto: Rolf Pralle

Die afrikanische Jugend ist musizierfreudig, nur fehlen ihr oft die Instrumente. Hilfe kommt jetzt von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Brückenau.

"Das sind ja ganz tolle Objekte", sagt Manfred Häberlein mit Blick auf acht Blechblasinstrumente, die im Gemeindesaal der Friedenskirche neben einer Vielzahl von Mundstücken und etlichem anderen Zubehör aufgereiht sind. Der Berufsmusiker, der in Eckarts wohnt, gehört zu der bekannten Münchener Formation "Harmonic Brass", die regelmäßig auf Gastspielreise rund um den Globus geht. "Seit unserer ersten Afrika-Tournee 2010 ist es für unser Ensemble eine Herzensangelegenheit, benachteiligte Kinder in Südafrika zu unterstützen", erinnert sich der Mann mit der Tuba zurück, wie der sprichwörtliche Stein ins Rollen kam.
Den Mitgliedern des professionellen Quintetts war bei einem Besuch in entlegenen Gebieten rund um Kapstadt seinerzeit aufgefallen, dass dem einheimischen Musiklehrer nur sieben Instrumente für oft mehr als 50 Kinder pro Dorf zur Verfügung standen. Und mit diesen Objekten zog der engagierte Pädagoge dann von Ort zur Ort. "Nach diesen Eindrücken war uns klar, dass wir irgendwie helfen mussten", so Häberlein. Ein Aufruf über den "Harmonic Brass"-Fanclub mit seinen rund 500 Mitgliedern genügte. Binnen weniger Wochen wurden aus ganz Deutschland über 100 Instrumente und mehr als 200 Mundstücke gespendet. Im Oktober 2012 konnte eine erste extra konstruierte Kiste mit den "guten Stücken" per Schiff auf die Reise geschickt werden.


Aktion wurde zum Selbstläufer

Weitere Sachspenden folgten. Die am Anfang ganz spontane Aktion wurde praktisch zum Selbstläufer. Mehrfach konnten sich die Ensemblemitglieder zwischenzeitlich vor Ort in Südafrika davon überzeugen, dass ihre guten Taten auf fruchtbaren Boden gefallen sind.
Auch in Bad Brückenau war man sowohl durch entfernte verwandtschaftliche Verbindungen als auch durch die Auftritte von "Harmonic Brass" in der katholischen Stadtpfarrkirche auf das nicht alltägliche Engagement des Quintetts aufmerksam geworden. Die ehemalige Leiterin des Posaunenchores der evangelischen Friedenskirche, Mechthild von Czettritz und Neuhaus, sowie Heinz Kalmund, der heute noch aktiv musiziert, nahmen die Sache in die Hand. Beide sichteten kürzlich "in einer äußerst interessanten Stunde" den Instrumentenbestand und entschieden darüber, was in Zukunft entbehrlich sei.
Relativ schnell wurde dabei deutlich, dass auf einigen der Blechobjekte schon "seit einer halben Ewigkeit" aus ganz unterschiedlichen Gründen überhaupt nicht mehr gespielt wird. "Ich erkannte Instrumente aus den 1960-er Jahren wieder, auf denen ich noch gelernt habe und die damals schon alt waren", erzählt Kalmund von dem akribischen Auslesevorgang. Am Ende waren es acht Stücke, von denen man sich, "wenn auch mit etwas Wehmut", trennen konnte. "Denn schließlich", so Frau von Czettritz und Neuhaus, "erzählt jedes Instrument seine eigene kleine Geschichte".


Expertenmeinung

Demnächst gehen somit eine Tuba und eine Zugposaune sowie vier Kuhlohörner und zwei Trompeten auf dem Seeweg nach Südafrika. Vorher, so versicherte Manfred Häberlein bei der Entgegennahme der "großzügigen Spende" im Beisein von Pfarrer Gerd Kirchner, würden die Instrumente von Experten noch einmal in Augenschein genommen, gereinigt und poliert sowie bei Bedarf fachmännisch repariert. Und vielleicht erkennen die Profimusiker von "Harmonic Brass" bei einem ihrer nächsten Gastspiele in Afrika das eine oder der andere gestiftete Stück wieder. Das ist laut Häberlein gar nicht so abwegig: "Schon einmal ist uns bei einem Workshop in einem ganz entlegenen Gebiet ein Instrumentenkoffer mit Bad Brückenau-Aufkleber ins Auge gefallen".