Jugend-Werkstatt: Nur Meckern reicht nicht

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Die erste Ideenwerkstatt für Jugendliche in Bad Brückenau mit Projektmanagerin Antje Rink vom Bad Kissinger Landratsamt lockte nur wenige Teilnehmer in die Georgi-Halle. Diskutiert wurde trotzdem fleißig. Foto: Sebastian Schmitt-Mathea
Die erste Ideenwerkstatt für Jugendliche in Bad Brückenau mit Projektmanagerin Antje Rink vom Bad Kissinger Landratsamt lockte nur wenige Teilnehmer in die Georgi-Halle. Diskutiert wurde trotzdem fleißig. Foto: Sebastian Schmitt-Mathea

Zur Ideenwerkstatt kamen nur wenige Jugendliche. Eine Diskussion kam trotzdem in Gang. Auch einige Wünsche wurden geäußert.

Bei der ersten Ideenwerkstatt für Jugendliche in Bad Brückenau war in erster Linie die Meinung der jungen Generation in der Sinnstadt gefragt. Alle 12- bis 17-Jährigen waren von Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) schriftlich eingeladen worden, das waren mehrere hundert Briefe. Der jugendliche Ansturm in der Georgi-Halle hielt sich am frühen Samstagnachmittag allerdings zunächst in sehr überschaubaren Grenzen. Projektmanagerin Antje Rink vom Bad Kissinger Landratsamt, die auch in Wildflecken die thematisch identische Veranstaltung geleitet hatte, moderierte den mehrstündigen Workshop.

"Ich bin froh, dass uns die Bürgermeisterin diese Chance auch in Bad Brückenau gegeben hat", sagte Rink. "Unsere dringende Aufgabe ist es, eine kontinuierliche Jugendarbeit am Leben zu halten", so Meyerdierks. "Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn kaum hat man eine tolle Mannschaft zusammen, dann müssen die Ersten schon wieder zum Studieren oder zur Ausbildung weg aus Bad Brückenau", berichtete die Bürgermeisterin.


Lasst Kühe fliegen

"Lasst euren Gedanken freien Raum. Lasst Kühe fliegen", forderte Jugendbeauftragter Benjamin Wildenauer. "Jede Idee, jeder Vorschlag sollte ausgesprochen werden. Danach kann man immer noch sehen, was sich verwirklichen lässt oder eben nicht."

Bad Brückenaus Gemeindejugendpfleger Boris Höttinger fand zunächst auch einige kritische Worte, denn er hätte sich beim ersten Workshop dieser Art deutlich mehr Beteiligung der Brückenauer Jugendlichen gewünscht. "Tragt dieses Thema auch raus an die Jugendlichen, die heute nicht gekommen sind. Es reicht nicht, nur über Bad Brückenau zu meckern und sich immer wieder darüber zu beschweren, dass alles so furchtbar langweilig ist. Man muss auch den nächsten Schritt gehen und sich überlegen, wie man etwas verbessern kann. Danach kann ganz konkret den Wünschen der Jugend nachgegangen werden. Oft wird einfach nur gemotzt, aber man geht den zweiten und dritten Schritt dann nicht."


Jugendparlament gewünscht

Zunächst ging es bei der Ideenwerkstatt, zu der nach und nach einige Jugendliche hinzukamen, um die konkreten Verbesserungsvorschläge rund um die Freizeitgestaltung in Bad Brückenau. Groß war der Wunsch nach einer dauerhaften Einrichtung wie eine Art Jugendparlament oder ein Jugendverein, damit die junge Brückenauer Generation besser Gehör findet und selbst etwas bewegen kann.

Kritische Anmerkungen gab es zum Stadtfest, das nicht genügend auf die Interessen der einheimischen Jugendlichen ausgerichtet sei. "Ich bin mir aber sicher, dass es im kommenden Jahr deutlich besser laufen kann", sagte Wildenauer, der sich bei der thematischen Vorbereitung des Stadtfestes eine intensive Einbeziehung der Jugendlichen vorstellen kann. Nicht alles sei in den letzten Jahren glatt gelaufen, teilweise habe der Zeitdruck auch vernünftige Planungen über den Haufen geworfen, so Wildenauer. Es sei jedoch auch das ureigenste Interesse der Vereine, die Jugend beim Stadtfest zu begeistern. Viele Jugendliche freuen sich schon heute auf das nächste Stadtfest: "Dann ist wenigstens mal etwas los in der Stadt."


Austausch mit der Polizei

Breiten Raum in der Diskussion nahmen die Kommunikationsmöglichkeiten der Jugendlichen untereinander ein. Die Vielzahl der digitalen Social-Media-Plattformen sorgt dafür, dass nicht mehr alle Jugendlichen auf einmal erreicht werden können. Facebook, Snapchat, Whatsapp, Instagram, Twitter - das digitale Nutzerverhalten der Jugendlichen ändert sich rasant. Daher könnte eine gemeinsame Internetseite die Interessen aller Brückenauer Jugendlichen bündeln.

Weitere Anregungen waren ein regelmäßiger, auch kritischer Informationsaustausch der Jugendlichen mit der Polizeiinspektion, offene sowie flexibel nutzbare Sportanlagen für die Jugend und ein jährliches Budget für die Jugendarbeit.

Im Sommer treffen sich die Brückenauer Jugendlichen gerne am Basaltsee am Berghaus Rhön. Allerdings gibt es überhaupt keinen öffentlichen Personennahverkehr, der in Richtung Berghaus fährt. Hierbei wünscht sich die Jugend Unterstützung durch die Kommune. Als Alternative könnte auch eine Bademöglichkeit an der Sinn beziehungsweise ein kleiner Badesee geschaffen werden.


Zukunft des JUZ weiterhin ungewiss

Die Zukunft des Jugendzentrums (JUZ) ist weiterhin recht ungewiss. Eine echte Wiederbelebung wird immer wieder probiert, aber es tauchen eben auch regelmäßig Probleme auf. "Als ich meine Stelle in Bad Brückenau angetreten habe, war ich der festen Überzeugung, dass ein Jugendzentrum der Schlüssel zum Erfolg sein muss. Aber es verlangt auch eine Menge Engagement. Es braucht feste Strukturen, es braucht Verbindlichkeit. Ein Jugendverein als Träger braucht einen starken Vorstand", so Höttinger, der die wechselhafte Geschichte des Jugendzentrums Revue passieren ließ mit allen Erfolgen und Rückschlägen der Vergangenheit. Ob sich jemals wieder an die erfolgreichen Jahre anknüpfen lässt, in denen das JUZ eine echte Institution war, vermochte beim Workshop niemand zu sagen. Das Image habe in der Vergangenheit stark gelitten.

Das nächste Treffen findet am Montag, 25. Juli, um 16 Uhr im JUZ statt, teilt das Landratsamt Bad Kissingen mit.


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