Die Schüler des Franz-Miltenberger-Gymnasiums haben die Wanderausstellung um einen Beitrag über die ehemalige Schülerin Irma Kahn erweitert. Soviel Engagement hat Initiator Michael Imhof so noch nicht erlebt.
Das Franz-Miltenberger-Gymnasium hat die Wanderausstellung "400 Jahre Juden in der Rhön" nach Bad Brückenau geholt. Initiiert von Dr. Michael Imhof und zusammen mit Joachim Schulz konzipiert, war sie seit 2017 bereits in fast allen Schulen Fuldas zu sehen. Dem Wunsch von Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, das Judentum nicht auf die zwölf Jahre des Holocausts zu reduzieren, konnte die Schule sehr schnell entsprechen, denn sie hatte schon im Sommer ein Auge auf die damals noch in Hilders aufgebaute Ausstellung geworfen. Günther Vogel von der Fachschaft Geschichte hatte den Kontakt hergestellt.
In seiner Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung in Bad Brückenau zeigte Imhof die lange Geschichte der Juden auf. Bereits 300 nach Christus habe es Juden auf deutschem Boden gegeben. Lange Zeit lebten sie in friedlicher Koexistenz mit den Mitteleuropäern etwa bis zu der Zeit der Kreuzzüge. Danach erlebten sie immer wieder Phasen der Vertreibung und Ermordung. Durch die mit dem "Code Civil" von Napoleon Bonaparte eingeführten Grundrechte und der Frankfurter Nationalversammlung folgte eine Zeit der Emanzipation.
In den ländlichen Regionen verdienten sich die meist armen Juden ihren Lebensunterhalt als Hausierer. Es zog sie in die Städte, wo sie sich politisch, sozial und kulturell einbrachten. Auch besserte sich dort ihre wirtschaftliche Lebenssituation deutlich. Warum das arme Landjudentum innerhalb von nur 100 Jahren meist der oberen Mittelschicht, oder sogar der Oberschicht angehörte, führte Michael Imhof auf "unglaublichen Fleiß", Zusammenhalt, Sparsamkeit und Bildung zurück.
"Juden sind ein zentraler Bestandteil unserer Moderne", sagte der 72-Jährige gegenüber dieser Zeitung bereits vor der Ausstellungseröffnung. Nach seinen Ausführungen mit regionalen Bezügen würden die Menschen "mit neuem Blick durch ihre Dörfer gehen".
Der Holocaust wird in der Ausstellung allerdings nicht vernachlässigt. Zusätzlich zu den Ausstellungstafeln haben Schüler des FMG einen großen Bilderrahmen erarbeitet. Er wurde Irma Kahn gewidmet, die 1930 in der ersten Abschlussklasse der Schule ihr Abitur machte. Nur zehn Jahre später wurde sie Opfer des Euthanasieprogramms und starb. Schulsprecher Marlon Benkert berichtete von Betroffenheit und Gänsehaut bei der Aufarbeitung dieser geschichtlichen Informationen. Die Schule übernahm auch die Patenschaft für den Stolperstein für Irma Kahn, der im Juli dieses Jahres vor ihrem Elternhaus gesetzt worden war.
Die "Schulfamilie" war und ist gemeinsam im Einsatz dafür und für die Ausstellung gewesen. Sogar in den Herbstferien verbrachten die Schüler ihre Zeit in der Schulbibliothek, um die Ausstellung aufzubauen. Auch in den Vorbereitungen für das Gedenken an die Novemberpogrome ist die Schule integriert.
Die Ausstellung "liegt auf unserer Linie", verweist stellvertretender Schulleiter Dirk Hönerlage auf die inzwischen jahrelange Beschäftigung dem jüdischen Leben in Bad Brückenau. Auch hier haben Juden "viele gemeinsame Jahre zusammen mit Christen gelebt". Mit den Stolpersteinverlegungen und dem schulischen Wertekonzept "passt die Ausstellung zu uns."