In Hilders gibt es eine neue Rollstuhlsportgruppe

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Auf den Rollstuhl wird Marlon Ludwig in Zukunft mehr und mehr angewiesen sein. Trotzdem möchte er sportlich aktiv sein. Foto: Marion Eckert
Auf den Rollstuhl wird Marlon Ludwig in Zukunft mehr und mehr angewiesen sein. Trotzdem möchte er sportlich aktiv sein. Foto: Marion Eckert
Die Rollstuhlsportgruppe des TSV Hilders trifft sich einmal in der Woche. Weitere Sportler sind herzlich willkommen. Das Bild zeigt vonlinks: Daniel Brenzel, Maria Eife, Marlon Ludwig, Diego Fromm, Mira Bleul, Sophia Reinhardt und Stefan Hartung. Foto: Marion Eckert
Die Rollstuhlsportgruppe des TSV Hilders trifft sich einmal in der Woche. Weitere Sportler sind herzlich willkommen. Das Bild zeigt vonlinks: Daniel Brenzel, Maria Eife, Marlon Ludwig, Diego Fromm, Mira Bleul, Sophia Reinhardt und Stefan Hartung. Foto: Marion Eckert
 
Die Familie Ludwig möchte Marlon trotz seines Handicaps sportliche Betätigung ermöglichen. Das Bild zeigt Mutter Simone mit Sohn Silas (9 Monate), Vater Ronald Ludwig, Marlon Ludwig, Samira Ludwig (13 Jahre) und Cousin Diego Fromm. Foto: Marion Eckert
Die Familie Ludwig möchte Marlon trotz seines Handicaps sportliche Betätigung ermöglichen. Das Bild zeigt Mutter Simone mit Sohn Silas (9 Monate), Vater Ronald Ludwig, Marlon Ludwig, Samira Ludwig (13 Jahre) und Cousin Diego Fromm. Foto: Marion Eckert
 

Die Familie Ludwig rief in Hilders eine Sportgruppe für Rollstuhlfahrer aller Altersstufen ins Leben. Sie sucht noch weitere Teilnehmer, auch aus der bayerischen Rhön.

Dass Rollstuhlfahrer auch gute Sportler sein können, ist spätestens, seitdem auch die Paralympics das Fernsehen erobert haben, kein Geheimnis mehr. Ist Rollstuhlsport im städtischen Umfeld vielleicht noch leichter zu realisieren, auf dem Land ist das eher eine Seltenheit.

Nun wurde im hessischen Hilders eine solche Sportgruppe für Rollstuhlfahrer aller Altersstufen ins Leben gerufen. Und sie suchen noch weitere Teilnehmer, die gerne auch aus der bayerischen Rhön kommen können.
Initiatoren der Rollstuhlsportgruppe des TSV Hilders sind Simone und und Ronald Ludwig. Deren siebenjähriger Sohn Marlon leidet an Muskelschwund. Auch wenn er jetzt noch laufen kann, wird er künftig zunehmend auf seinen Rollstuhl angewiesen sein. So schwer es für die Eltern war, die Diagnose zu verkraften, so sehr stehen sie hinter ihrem Sohn und wollen ihm seinen großen Wunsch nach Sport erfüllen. Marlon Ludwig ist ein begeisterter Fußballer. Die Stars des FC Bayern kennt er alle. Marlon spielt derzeit bei der Hilderser F-Jugend, doch seine Eltern wissen, dass er das nicht immer wird tun können. Die Krankheit schreitet voran, Heilung gibt es nicht. Für Marlon und seine Eltern ist das kein Grund, aufzugeben. Und weil eben Sport zu Marlons Leben dazu gehört, kamen sie auf die Idee, eine Rollstuhlmannschaft zu gründen. "Wir möchten, dass Marlon auch in den nächsten Jahren die Chance hat, Sport zu treiben. Er soll Freude am Sport haben."

Partner TSV Hilders

Es begann die Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit in der Umgebung, denn die nächsten Möglichkeiten, Rollstuhlsport zu betreiben befinden, sich in Erfurt beziehungsweise Lauterbach im Vogelsberg oder in Würzburg. "Das ist für uns viel zu weit. Die Angebote finden alle abends statt, und bis wir dann nach Hause kommen würden, wäre es für Marlon viel zu spät. Er muss ja am anderen Tag wieder in die Schule."

Im TSV Hilders fanden die Ludwigs einen kooperativen Partner und in der Turnhalle der Mittelpunktschule einen barrierenfreien Trainingsort. Für den Rollstuhlsport wurde sogar eine eigene Abteilung ins Leben gerufen, die sich Reha- und Behindertensport nennt, berichtete Ronald Ludwig. Ein erster Aufruf brachte zehn Rollstuhlfahrer zusammen, die sich zu einem Schnuppertraining trafen und sogleich einig waren, dass die unbedingt weiter machen wollen. Es ergab sich zudem eine Kooperation mit der Hochschul-Sportabteilung der Hochschule Fulda. Deren Mitarbeiterin Maria Eife erklärte sich bereit, die Betreuung der Rollstuhlsportgruppe zu übernehmen.
Nun werden weitere Teilnehmer gesucht. "Je mehr desto besser, desto mehr Möglichkeiten gibt es", meinte Maria Eife. Melden kann sich jeder junge oder junggebliebene Rollstuhlfahrer, der Lust auf Bewegung, Sport und Spiel hat. Mitmachen kann jeder, der mit seinem Handicap ganz oder teilweise auf den Rolli angewiesen ist. Das Sportangebot soll breit gefächert sein. Je nach Handicap des Einzelnen gebe es ganz unterschiedliche Möglichkeiten und Angebote. In erster Linie soll es aber Spaß machen, betonte Eife. Wahrnehmungsübungen gehören ebenso dazu wie Übungen für Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Ein Parcour mit Slalomfahren und Ballspielen komme besonders gut an. Eife denkt aber auch daran, weitere Sportarten wie Tischtennis oder Bogenschießen auszuprobieren. "Das wäre für Rollifahrer auch gut geeignet."

Die Teilnehmer, die jetzt schon beim Rollstuhlsport mitmachen, sind jedenfalls begeistert. Kaum war die Halle offen stürmte Marlon hinein. "Sollen wir mal ein Wettrennen machen", ruft er seinen Freunden zu. Schon geht´s los, in rasantem Tempo quer durch die Halle. Währenddessen beginnen andere mit dem Aufbau des Parcours, Seile sind zu legen, Hütchen für die Slalomstrecke aufzustellen.

Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, über den Rollstuhlsport werde versucht, ein positives Lebensgefühl zu vermitteln und Perspektiven für ihre Situation und ihren weiteren Lebensweg aufgezeigt, erklärte die Trainerin. Es gebe noch immer sehr viele Menschen, die sich nicht vorstellen können, dass die selbst, wenn sie Betroffen sind oder ihre Kinder, so sie einen Rollstuhl benötigen, überhaupt in der Lage sind, sich sportlich zu betätigen, dass eben auch Rollstuhlfahrer Sport mit Leidenschaft und Freude betreiben können. Wer sich vom Gegenteil überzeugen möchte, der ist in der Rollstuhlsportgruppe herzlich willkommen.