Heilwald: Wie es mit der Zertifizierung weiter geht

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Die Wälder um Bad Brückenau sind für Tiere und Menschen Ruheorte. Foto: Archiv: Julia Raab
Die Wälder um Bad Brückenau sind für Tiere und Menschen  Ruheorte. Foto: Archiv: Julia Raab
Eva Reichert-Nelkenstock und Hartmut Bös brachten das Thema Heilwald vor einem Jahr in den Stadtrat mit ein. Foto: Archiv/Julia Raab
Eva Reichert-Nelkenstock und Hartmut Bös brachten das Thema Heilwald vor einem Jahr in den Stadtrat mit ein. Foto: Archiv/Julia Raab
 

Die Zertifizierung Bayerischer Kur- und Heilwälder dauert noch an. Auch die Stadt zeigt Interesse an dem Thema. Wie geht es weiter und welche Schritte sind bereits getan?

Bad Brückenau weist neben den Quellen einen weiteren Schatz auf: Die umgebende Natur mit ihren Wäldern. Gesundheitstouristisch soll das Thema gestärkt werden, geht es nach den GRÜNEN im Stadtrat. Im Februar 2021 machten sie auf eine mögliche Umnutzung von Teilen des Stadtwaldes als Heilwald aufmerksam.

Ein Umdenken in der Bewirtschaftung der Wälder sei nötig, denn "Trockenheit und Käferschäden sowie teure Aufforstung verlangen nach einem neuen Konzept für den Wald", sagte Eva Reichert-Nelkenstock (Bündnis 90/Grüne) damals.

Ergebnisse verschoben

Aktuell arbeitet der Bayerische Heilbäder-Verband Kriterien aus, um Wälder als sogenannte Heilwälder zu zertifizieren (siehe unten). Bis Ende 2021 sollte das Projekt abgeschlossen sein, hieß es vor einem Jahr. "Coronabedingt haben sich geplante Maßnahmen verschoben und das Projekt wurde bis zum 30.06.2022 verlängert", schreibt Projektleiterin Gabriella Squarra auf Nachfrage.

Im Rahmen des Projektes werden seit Mitte 2021 im Kompetenzzentrum für Waldmedizin und Naturtherapie Wald-Gesundheitstrainer ausgebildet und in Pilotkurorten eingesetzt. Parallel dazu entstehen Konzepte für die beteiligten Orte. "Die Begleitung und Kontrolle der geplanten Kur- und/oder Heilwälder ist fast abgeschlossen - auch hier gab es coronabedingt Verzögerungen", erklärt Squarra.

Ausbildung möglich

Derzeit werde das Handbuch für die Entwicklung von Kur- und Heilwäldern fertiggestellt. Es gebe noch einige Details, die in den nächsten Monaten abgestimmt werden müssten. Die teilnehmenden Pilotorte sollen voraussichtlich im Juni - bei einem gemeinsamen Festakt - die offizielle Zertifizierungsurkunde für ihre Kur- und/oder Heilwälder erhalten.

Für alle Bayerischen Kurorte, die sich auch auf den Weg machen wollen, ihr Angebot im Bereich Wald und Gesundheit zu entwickeln oder Kur- und Heilwälder auszuweisen, sei es sinnvoll, wenn sie Therapeuten zu einer Ausbildung als Wald-Gesundheitstrainer ins Kompetenzzentrum schicken, erklärt die Projektleiterin.

Ganzheitliches Konzept

Genau darauf blickt die Stadt nun. Denn seit vergangenem Jahr bietet die Tourist Information Waldbaden durch eine externe Kursleiterin an. "Damit steigen wir in das Thema ein und bieten es gezielt an", erklärt Amina Hartke, Leiterin der Tourist Information. Eine Zertifizierung im Rahmen des Bayerischen Heilbäderverbandes für das Waldbaden werde angestrebt, sobald es Informationen vom Heilbäder-Verband gebe.

"Unser Ziel ist es, ein einheitliches Konzept für die Prävention im gesundheitstouristischen Bereich zu erarbeiten", sagt Hartke. "Bezüglich der Anfrage von Bad Brückenau, kann ich Ihnen mitteilen, dass die Stadtverwaltung von Seiten des BHV auf dem Laufenden gehalten wird", heißt es dazu vom Bayerischen Heilbäder-Verband.

Auch für die Anstoß gebende Fraktion ist das Thema nach wie vor präsent, wenn auch nicht vorrangig. "Aktuell stehen andere Projekte im Vordergrund", sagt Reichert Nelkenstock. Zu gegebener Zeit soll es wieder auf den Tisch geholt werden.

Projekt Der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) startete bereits 2019 sein Projekt "Wald und Gesundheit" in 14 bayerischen Heilbädern und Kurorten. Ziel ist es, Kriterien für Kur- und Heilwälder zu entwickeln, Waldgesundheitstrainer und -therapeuten auszubilden und individuelle, für die Orte maßgeschneiderte Präventions-, Therapie- und Rehabilitationsangebote in Verbindung mit dem Wald zu entwickeln. Dabei sollen auch die ortsgebundenen Heilmittel der Kurorte einbezogen werden.

Definition Ein Kurwald dient in erster Linie zur Gesundheitsförderung und Prävention, ist aber nicht für therapeutische Anwendungen gedacht. Ein Heilwald ist dagegen ein Behandlungsraum in freier Natur, der sich neben Prävention zusätzlich für Therapie und Rehabilitation eignet. Maßnahmen finden hier unter fachlicher Anleitung eines Waldtherapeuten statt.

Quelle: Bayerisches Landesamt für Wald und Forstwirtschaft