Einen Abstimmungsmarathon hatte der Mottener Gemeinderat vor der Sommerpause zu durchlaufen. Die Sanierung des Rathauses musste im Detail festgelegt werden.
Architekt Rudolf Röbig hatte auf Wunsch des Gemeinderates einzelne Kosten und Kostenkomplexe näher aufgezeigt. Über jeden Komplex wurde separat abgestimmt.
Circa 27 000 Euro im ersten Komplex entstehen durch die Barrierefreiheit im Untergeschoss (circa 13 300 Euro), Nachrüstung des Aufzugs (5000 Euro), Toilettenanlage (1500 Euro) und ein Vordach mit Rufanlage im Untergeschoss. Die hierfür einkalkulierten mehr als 7200 Euro sorgten im Gemeinderat für Diskussion. Gerade die Größe, die für einen vernünftigen Regenschutz nötig sei, sahen einzelne Räte als entstellend an, diesen Punkt insgesamt als zu teuer. Dennoch wurde dieser Komplex mit 9:3 Stimmen bewilligt.
Die Umgestaltung des Foyers im Untergeschoss (17 100 Euro) mit neuer Einrichtung (15 000 Euro) sowie Glasvordach und Briefkastenanlage (16 350 Euro) summiert sich auf insgesamt mehr als 56 000 Euro. Im Gesamtpreis enthalten ist auch das sogenannte "virtuelle Rathaus", ein Multimediabildschirm mit Touch-Funktion (7500 Euro), über das Besucher einen Überblick und Einblick in die Gemeinde erhalten könnten.
Voraussetzungen schaffen
Hier gingen die Meinungen auseinander, ein normaler Fernseher für 800 Euro täte es doch auch. Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) möchte das Rathaus jedoch "zukunftsfähig" wissen und schlug angesichts anderer vorrangiger Punkte vor, den Multimediabildschirm aus dem Komplex zu streichen, jedoch "wenigstens die entsprechende Verkabelung" vorzusehen. Mit nur einer Gegenstimme wurde dieser Punkt befürwortet.
Das Äußere des Rathauses wird ertüchtigt und sollte sich nach den Plänen von Architekt Röbig wandeln. Gemeinderat Marco Hillenbrand (Freie Wähler Kothen-Motten-Speicherz) gefiel der Plan. Er brachte allerdings auch auf den Punkt, was gedanklich jeden Gemeinderat beschäftigte: "Wir sollten die Kosten im Blick behalten, sonst gibt es am Ende eine richtig fette Rechnung."
Neben neuen Fenstern im nördlichen Trakt ( 3900 Euro), Gerüstbauarbeiten (10 900 Euro), Ertüchtigung der Fensteranlage (5000 Euro), Fassadenputz (knapp 27 000 Euro)hatte Röbig für die beiden Anbauten eine Verkleidung vorgesehen (21 000 Euro). Um die Kosten zu senken, hatte Bürgermeister Vogel nur für den südlichen Trakt eine Verkleidung, die auch als Sonnenschutz fungiert hätte, vorgeschlagen. Der nördliche Trakt wäre farblich passend verputzt worden. Doch sprachen sich die Gemeinderäte mit 8:4 Stimmen auch dagegen aus.
Ein neuer Dachgesimskasten (20 660 Euro) "muss gemacht werden", so Architekt Rudolf Röbig, um das Problem des eindringenden Wassers zu beseitigen. Ein 50 Zentimeter langer Dachüberstand mit vorgehängter Regenrinne (weitere circa 15 500 Euro) sei hingegen nicht zwingend notwendig. Gemeinderat Alfons Erb (Wählergemeinschaft Motten) hatte den Dachüberstand aufgebracht: "Für mich gibt es keine Alternative." Obwohl die 50 Zentimeter laut Röbig "die optische Ansicht gewaltig verändern", segnete der Gemeinderat diesen Punkt einstimmig ab.
Kritik gab es auch bezüglich einer rechts vor dem Eingangsbereich geplanten Vitrine und der erhaben geplanten Beschriftung an der Rathausmauer (18 000 Euro). Die Räte sprachen sich einstimmig für einen separaten Vitrinenkasten aus. Ebenfalls einstimmig fiel die Abstimmung für die restlichen Punkte dieses Komplexes aus, dessen Gesamtkosten sich auf 122 000 Euro ergeben hatten.
Sowohl die Innenrenovierung mit den barrierefreien Zugängen (knapp 15 300 Euro) und der Grundrissanpassung im Erdgeschoss (32 600 Euro) als auch die Nachrüstung der Hausalarmierungsanlage (15 300 Euro) passierten das Gremium ohne Gegenstimme. Derzeit "nicht unbedingt nötig" ist eine Elektrotankstelle für E-Bikes oder Elektroautos. Trotzdem möchte Bürgermeister Jochen Vogel die entsprechende Vorkehrung treffen (3750 Euro). Nur ein Gemeinderat war dagegen.
Architekt Rudolf Röbig muss nun die Baunebenkosten entsprechend der Abstimmungsergebnisse aktualisieren. Auch der Endbetrag von 378 597 Euro (brutto) ist nicht der Endstand.