Die Spuren führen nach Frankreich

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Auf dem Soldatenfriedhof von Wervicq-Süd an der belgischen Grenze ist das Grab von Markus Wiesner - neben 500 anderen. Foto: Jack Shelden
Auf dem Soldatenfriedhof von Wervicq-Süd an der belgischen Grenze ist das Grab von Markus Wiesner - neben 500 anderen.  Foto: Jack Shelden
Bertha und Rudolf Wiesner haben viele Informationen über den Großvater gesammelt, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Foto: B. Kempe -Wolf
Bertha und Rudolf Wiesner haben viele Informationen über den Großvater gesammelt, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Foto: B. Kempe -Wolf
 
 
Eines der letzten Bilder von Markus Wiesner.
Eines der letzten Bilder von Markus Wiesner.
 

Der Züntersbacher Bierfahrer Markus Wiesner musste 1915 in den Krieg ziehen und kam nicht mehr zurück. Ein Kopfschuss machte seinem Leben ein Ende. Seine Enkel Bertha und Rudolf Wiesner haben Spuren gefunden.

Während eines langen Lebens werden viele Erinnerungen gespeichert, so manche sehr schöne und immer auch einige schlimme. So auch bei Ehepaar Bertha und Rudolf Wiesner in Oberleichtersbach. Beide haben einen großen Schatz an Dokumenten und Informationen über den Ersten Weltkrieg.
Der Großvater von Rudolf Wiesner war Markus Wiesner. Geboren wurde er am 8. März 1881 in Züntersbach als lediges Kind der Dienstmagd Eugenia Wiesner. 1915 wurde er eingezogen zum Königlich-Bayerischen Jäger-Regiment Nummer 1; 2. Jägerbataillon, 2. Kompanie als Krankenträger. Nur 37 Jahre wurde Markus Wiesner alt. Am 29. April 1918 wurde er von einem Kopfschuss getötet. "Er starb den Heldentod fürs Vaterland nach dreijähriger treuster Pflichterfüllung bei schweren Kämpfen im Westen durch Kopfschuss", heißt es in dem Benachrichtigungsschreiben. Bestattet wurde er auf dem Soldatenfriedhof von Wervicq-Süd, 15 Kilometer nördlich von Lille an der belgischen Grenze. Bertha Wiesner hat die Todesmitteilung in ihren Unterlagen, ebenso die Urkunde über die Verleihung des "Militär-Verdienstkreuzes 3. Klasse" und auch den Orden dazu.
Markus Wiesner war verheiratet und hatte zu der Zeit, als er eingezogen wurde vier Kinder, das fünfte war unterwegs; diese Tochter hat er nie gesehen. Er arbeitete im Brauhaus Brückenau als Bierfahrer.
Das Haus, in dem Bertha und Rudolf Wiesner heute leben, steht auf dem Grundstück, auf dem Markus Wiesner 1905 eine Scheune kaufte und ausbaute. 1906 heiratete er und lebte mit seiner Familie dort. Ein Schild am Haus gibt dazu heute noch Informationen.
Natürlich wurde im Laufe der Jahrzehnte das Haus immer wieder umgebaut und ausgebaut, doch noch immer gibt es eine Grundmauer von damals. Die mussten die Wiesners stehen lassen, sonst hätten sie keine Baugenehmigung bekommen.
Die Geschichte von Markus Wiesner und seine Einsatzorte während seiner Militärzeit sind dokumentiert in einem Ordner, den Jack Shelden erstellt hat und den die Familie Wiesner in 2004 erhielt. "Das ist ein großer Schatz für mich, da habe ich mich so gefreut", sagt Bertha Wiesner und ihr Mann ergänzt: "Der kannte sich mit allem aus und war an allem interessiert.

Jack Shelden forschte nach

Von 1988 bis 1990 wohnte Jack Shelden bei Wiesners in Oberleichtersbach, als er in Hammelburg als Verbindungsoffizier stationiert war, oft war auch seine Ehefrau da. "Eine sehr schöne Zeit war das", sind sich die Eheleute Wiesner einig. Die Gespräche, die sie führten, waren Anlass, dass sich Jack Shelden für den Ersten Weltkrieg interessierte. Er recherchierte, suchte und fand das Grab von Markus Wiesner auf dem Soldatenfriedhof in Wervicq-Süd.
Bertha Wiesner hat sich darüber sehr gefreut, denn auch über ihren Onkel bekam sie damit Informationen. Sie interessiert sich sehr für die Geschichte der Vorfahren und hat über die vielen Jahre Stammbäume der Familien erstellt. Als in der Zeitung der Aufruf kam, über den Ersten Weltkrieg zu berichten, fühlte sie sich angesprochen.