Zeitlofs: Der Dienstälteste

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Friedrichsruh': Zwei Bürger widmeten Bürgermeister Wilhelm Friedrich den Platz unter der alten Eiche, die am Weg nach Rupboden steht. Foto: Ulrike Müller
Friedrichsruh': Zwei Bürger widmeten Bürgermeister Wilhelm Friedrich den Platz unter der alten Eiche, die am Weg nach Rupboden steht. Foto: Ulrike Müller
Friedrichsruh': Zwei Bürger widmeten Bürgermeister Wilhelm Friedrich den Platz unter der alten Eiche, die am Weg nach Rupboden steht. Foto: Ulrike Müller
Friedrichsruh': Zwei Bürger widmeten Bürgermeister Wilhelm Friedrich den Platz unter der alten Eiche, die am Weg nach Rupboden steht. Foto: Ulrike Müller
 

Wilhelm Friedrich lenkt seit 1996 das Geschick des Marktes Zeitlofs. Ein Gespräch über Menschenkenntnis, Rückschläge und die offene Frage seiner Nachfolge.

Seit 1990 sitzt Wilhelm Friedrich (CSU) im Gemeinderat, sechs Jahre später wurde er zum Bürgermeister gewählt. Zwei Jahrzehnte prägte er die Gemeindepolitik maßgeblich. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 will der heute 62-Jährige nicht mehr kandidieren - aus Altersgründen. Vom Ruhestand will der Rührige allerdings noch nichts wissen.

Herr Friedrich, seit 20 Jahren sind Sie Bürgermeister von Zeitlofs. Glauben Sie noch an Kommunalpolitik?
Wilhelm Friedrich: Auf alle Fälle! Es kommt darauf an, wie man sie lebt. Im Lauf der Zeit sammelt man viele Erfahrungen und gewinnt an Souveränität. Menschenkenntnis ist wichtig, und das Interesse am Beruf. Als Bürgermeister kannst du schon etwas bewegen.

Was sehen Sie als größten Triumph Ihrer bisherigen Amtszeit an?
Dass die Bahnstrecke für den Radweg frei ist, das freut mich richtig. Ich weiß auch, dass die Ausgestaltung des Radwegs den Markt noch Geld kosten wird. Aber das ist es wert. 16 Jahre haben wir darauf gewartet, es war eine Odysse.

Was war der herbste Schlag?
Vor mehr als zehn Jahren mussten wir für die Kanalisation in Detter Zuschüsse zurückzahlen, weil fälschlicherweise für die Berechnung eine zu hohe Einwohnerzahl zugrunde gelegt worden war. Das waren 300.000 Euro, das werde ich nie vergessen. Ich fand ungerecht, was der Gesetzgeber da vorgegeben hat und wie es ausgelegt worden ist. In den 1990er Jahren hatten wir einen Interessenten an der Hand, der hier einen Baumarkt bauen wollte. Dass das nicht gelungen ist, schmerzt mich heute noch.

Gibt es schon einen Kandidaten für Ihre Nachfolge?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich wüsste niemand.

Wie wäre es mit Matthias Hauke oder Thomas Hüfner? Beide sitzen im Gemeinderat und genießen als Feuerwehrkommandanten großes Ansehen.
Matthias ist Gemeinderat, er kennt das alltägliche Leben eines Bürgermeisters. Aber es gab noch kein Gespräch. Thomas Hüfner... ich weiß es nicht.

Wäre es nicht an der Zeit, die Weichen zu stellen?
Ein Jahr vorher soll man sich darüber Gedanken machen. Bis 2020 ist noch viel Zeit. Lassen wir das auf uns zukommen. Es muss aber jemand sein, der auf die Menschen zugeht und Menschenkenntnis mitbringt. Sonst läuft er auf.

Was haben Sie sich für Ihre letzten dreieinhalb Jahre vorgenommen?
Die Wasserversorgung für Weißenbach und Detter. Bisher ist es so, dass die beiden Orte von der Margarethenquelle versorgt werden. Die anderen Ortsteile und natürlich Zeitlofs werden von zwei Brunnen gespeist. Eckarts hängt an der Trinkwasserleitung von Bad Brückenau. Das wird im Grundsatz auch so bleiben, allerdings wird es in Zukunft so sein, dass Weißenbach und Detter und die Orte im Talgrund einen Verbund bilden, so dass jeder im Notfall den anderen mitversorgen kann.

Aktuell wird das Wasser aus den Hochbehältern in Detter und Weißenbach gechlort. Wie lange wird das noch so bleiben?
Das kann ich nicht sagen, die Werte werden fortlaufend überprüft. Die Hochbehälter sind fast 80 Jahre alt.

In der Rhönallianz steht Zeitlofs eher in der zweiten Reihe. Voran liegt's?
Ich sehe die Rhönallianz nur positiv. Es macht sich schon bemerkbar, ob man als Allianz auftritt oder als einzelner Bürgermeister, zum Beispiel beim Radweg. Die Konstellation, wie sie jetzt ist, finde ich gut: Den Vorsitz hat Brigitte Meyerdierks, und warum soll nicht ein junger Kollege wie Alexander Schneider aus Geroda ihr Stellvertreter sein? Dritter Stellvertreter ist Gerd Kleinhenz aus Wildflecken. Wir sind der Hüter des Grals nach Hessen, das ist unsere Aufgabe (schmunzelt).

Seit knapp einem Jahr leben Flüchtlinge in Zeitlofs, etwas später wurde eine Großfamilie aus Syrien in Roßbach untergebracht. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Unterschiedlich. Ich bin enttäuscht von den Flüchtlingen in Roßbach, weil sie sich allem Anschein nach nicht in unser System integrieren möchten. In der Unterkunft in Zeitlofs ist das anders. Da erleben wir Menschen, die die Sprache lernen möchten und ihre Kinder in den Kindergarten schicken.

Hat die Gemeinde genug getan, um zu helfen?
Die Gemeinde hat sich zurückgezogen. Auch die Roßbacher Helfer haben sich zurückgezogen, das ist verständlich. Für die Flüchtlinge in Zeitlofs haben wir aber erst vor Kurzem eine Broschüre zur Sprachförderung drucken lassen, die Ehrenamtlichen hatten darum gebeten.

Was wünschen Sie dem Markt Zeitlofs in Zukunft?
Dass uns der demografische Wandel nicht erschlägt und dass die Rhönallianz weiterhin stark auftritt. Ich wünsche mir auch das ein oder andere Lädchen und eine funktionierende Kneipe in jedem Ortsteil, wo jeder hinkommen kann. Die Daseinsvorsorge muss gesichert sein.

Das Gespräch führte Ulrike Müller.