Betrieb vorbereiten für den Wolf

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Border Collie "Bob" sorgt auf der Koppel für Ordnung. Er kreist die Herde ein, wenn der Schäfer das Kommando dazu gibt. Fotos: Carmen Schmitt
Border Collie "Bob" sorgt auf der Koppel für Ordnung. Er kreist die Herde ein, wenn der Schäfer das Kommando dazu gibt. Fotos: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
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Rolf Herdt aus Römershag testet verschiedene Zäune. Der Schäfer will sich schon jetzt für den Wolf wappnen. Foto: Carmen Schmitt
Rolf Herdt aus Römershag testet verschiedene Zäune. Der Schäfer will sich schon jetzt für den Wolf wappnen.  Foto: Carmen Schmitt
 
Ein Wolf sucht Stellen, an denen er durch schlüpfen kann. Foto: Carmen Schmitt
Ein Wolf sucht Stellen, an denen er durch schlüpfen kann.  Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
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Er testet seit einigen Jahren: Welcher Weidezaun ist der beste, um eine Schafsherde vor einem Wolfsangriff zu schützen?

Noch schläft er gut, sagt Rolf Herdt. Er will seine Koppeln "wolfsdicht" machen. "Ich muss jeden Tag damit rechnen, dass ich ein totes Schaf finde", sagt er. Seine 350 Tiere grasen verteilt auf drei Herden im Brückenauer Altlandkreis. Mitunter auf Gelände, für das sich der beste Zaun erst noch bewähren muss. Rolf Herdt testet verschiedene Systeme. Er will bereit sein. Bevor der Wolf kommt, wie er sagt. Der Schäfer mahnt seine Kollegen, sich zeitig zu kümmern. Der Grund: "Der Wolf lernt aus unseren Fehlern."

Praktisch soll er sein und die richtige Spannung muss er haben, sagt er. "Der Wolf muss Angst haben." 4000 bis 5000 Volt sollten es schon sein.


Wolf abschrecken

Rolf Herdt will andere Schäfer sensibilisieren. Ein Wolf ist schlau, sagt er. Der lerne daraus, wenn es ihm nicht leicht gemacht wird, an eine Herde heranzukommen. "Vielleicht probiert er es dann nicht noch einmal", sagt der Schäfer. Um den besten Zaun zu finden, testet der 53-Jährige seit einigen Jahren verschiedene Varianten.

Die Abstände der Pfosten, die Höhe, die Spannung, dazu muss ein Zaun gut zu händeln sein. Maximal mobil: Seine Schafe leben nie länger als zwei Wochen auf einer der Koppeln. Doch der Umzug mit aufwendigen Zäunen macht ihm mehr Arbeit. Je nach Gelände - mal verwinkelt, mal am Hang - wird es nochmal komplizierter.

Der Schäfer kalkuliert mit 30 bis 40 Prozent mehr Arbeitsaufwand beim Auf- und Abbauen seiner Zäune, wenn die Koppeln künftig "wolfsdicht" sein sollen, sagt er. Ob sich diese Art der Weidetierhaltung mit dem Mehraufwand noch rechnet? Das wird sich zeigen müssen, sagt Rolf Herdt.

Auf der feuchten Wiese bei Römershag saufen seine Schafe an der Sinn. Noch. Der Fluss wird für sie unerreichbar, wenn ein Zaun sie vor einem Wolfsangriff schützen soll. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft empfiehlt Schäfern sich nicht nur mit Zäunen, sondern auch mit "lebenden Schutzmaßnahmen" zu wappnen: Herdenschutzhunde.


Gewissenhafter Beschützer

Eine 100-prozentige Sicherheit gewähren auch die nicht, meint Rolf Herdt. Dazu müssten sich die Menschen umstellen, sagt der Schäfer. Ein Herdenschutzhund nehme seine Beschützer-Aufgabe sehr ernst. Der 53-Jährige befürchtet Konflikte mit Touristen und Freizeitsportlern, vor allem, wenn die einen Hund dabei haben. Ein Herdenschutzhund - für ihn die letzte Option.

Mit drei Tieren hat er angefangen. 2010 hat er den Stall neu gebaut und investiert. Er lebt vom Geschäft mit seinen Schafen. Beide Söhne wollen den Betrieb des Vaters weiterführen. Nebenbei oder hauptberuflich? Fraglich.

Bald will er mehrere Zaun-Varianten kombinieren. Im nächsten Jahr versucht er es mit einem Zaun, der fest verankert ist, sagt er. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf in ganz Deutschland ist."