Der Krieg in der Ukraine lässt auch die Schüler der Grundschule Bad Brückenau nicht kalt. Einige der Kinder haben selbst Flucht oder Auswanderung miterlebt. Wie gehen die Lehrkräfte damit um?
Zuerst ist es ganz still im Klassenzimmer. Es dauert eine lange Minute, bis die erste Hand sich hebt. Die Frage arbeitet in den Kinder, das ist zu sehen. Als erstes meldet sich ein Mädchen, dessen Eltern aus der Türkei stammen. Sie berichtet, wie der Vater Familie und Freunde zurücklassen musste. Ihre Stimme wird leise.
Dann bricht es aus den Drittklässlern der Grundschule Bad Brückenau heraus, jeder weiß etwas zum Thema Flucht, Krieg und die aktuelle Situation an der Grenze von Europa. "Wie gehe ich richtig mit dem Thema in der Schulklasse um?", fragt sich Klassenlehrerin Ursula Schubert seit dem Ende der Faschingsferien. Damals rückte das russische Militär das erste Mal in die Ukraine ein.
Für sie ist es unvorstellbar, was die Bevölkerung dort durchmachen muss. "Ich möchte den Kindern keinen Angst machen", sagt die Lehrerin. Allerdings: Die Ukraine sei nicht so weit weg, dass es uns nicht betrifft. Und außerdem möchte sie den Kindern bei der Einordnung der Geschehnisse helfen. "Ich bin offen für Fragen, die von den Kindern kommen", sagt Schubert.
Auch sie wurde im Unterricht schon mit russischer Propaganda konfrontiert. Darauf zu antworten findet sie schwierig. "Ich möchte den Schülern auf keinen Fall ihre Meinung absprechen, versuche aber aufzuzeigen, wie vielschichtig das Thema ist", erklärt sie. Und wie es aus ihrer Klasse herauszuhören ist, gelingt das bei vielen Kindern.
Seit kurzem besuchen fünf ukrainische Kinder die Grundschule in Bad Brückenau. Sie wurden auf verschiedene Klassen verteilt, erklärt Schulleiterin Barbara Buz. "Eine Willkommensklasse können wir nicht einrichten, dazu fehlt uns das Personal", sagt sie, das sei "alles andere als einfach".
Sie weiß, dass noch viel mehr Kinder kommen werden. Allerdings ist die Zahl noch unklar und ändert sich immer wieder. "Wie viele es sind, ist aber wichtig zu wissen für die Planung der Neueinschulungen im kommenden Schuljahr, ob wir zwei oder drei Klassen bilden", betont sie das Dilemma.
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