"Es ist grundsätzlich schwer, Gesundheit an Selbstzahler zu verkaufen", zieht Bauer eine Bilanz. Die neue Trinkkur schafft diese Herausforderung auch nicht ganz aus dem Weg, schließlich handelt es sich lediglich um eine Zuzahlung der Krankenkassen. Auch der Zustand des Georgi-Sprudels an sich ist weiterhin unklar. Eine Folgeuntersuchung soll Anfang des kommenden Jahres klären, wie groß der Sanierungsbedarf der Quellanlage ausfällt.
Kostenfreie Wasserausgabe überdenken
Eine weitere Frage betrifft die kostenfreie Zugänglichkeit des Heilwassers im Quellhäuschen an der Georgi-Halle. Die Verabreichung des Heilwassers im Rahmen einer von den Kassen mitfinanzierten Trinkkur sieht eine Abgabe des Wassers in einem abgegrenzten Raum vor. Das ist mit der Praxis Szczesniak der Fall. Die Aufgabe des öffentlichen Quellpavillons habe die Stadt den Krankenkassen nicht versprochen, macht die Bürgermeisterin klar.
Dennoch steht schon länger im Raum, die Bürger in irgendeiner Form für das Wasser bezahlen zu lassen, so wie das im Staatsbad mit der so genannten Heilquellenkarte schon seit geraumer Zeit der Fall ist. Spätestens wenn der nächste Stadtrat sich um die Sanierung der Georgi-Halle Gedanken mache, "wird die Stadt darüber ganz ernsthaft nachdenken müssen", sagt Meyerdierks. Die Leiterin der Tourist-Info formuliert es deutlicher: "Mir persönlich geht es um die Wertigkeit", sagt sie. Wenn etwas Geld koste, gewinne es automatisch an Wert.
Die Stadtväter, sagt der Kämmerer zum Abschluss des Gesprächs noch, hätten sich in den 1970er Jahren bewusst dafür entschieden, die Stadt auf Gesundheitsthemen hin auszurichten. "Es sind Industriebetriebe deshalb nicht gekommen", erinnert er sich. Nach der Gesundheitsreform in den 1990er Jahren, die zahlreiche klassische Kurorte in Deutschland nachhaltig ausgebremste, sei dieser Schwerpunkt jedoch in Vergessenheit geraten. "Den Weg müsste man konsequent fortführen", sagt er.
Erst in den vergangenen Jahren habe sich die Stadt wieder verstärkt auf ihr Potenzial im Bereich Gesundheit und Erholung besonnen, schildert Romeis die Entwicklung. "Gesundheit ist unser Wirtschaftsfaktor", betont die Bürgermeisterin und nennt die Verhinderung eines Nationsparks Rhön einen "Fehler". Und so schließt sich der Kreis zum Georgi-Sprudel: Laut Meyerdierks habe sich der aktuelle Stadtrat in der Haushaltsberatung 2015 ebenfalls ganz bewusst für die gesundheitliche Ausrichtung entschieden - und das Heilquellengutachten auf den Weg gebracht.
So wirkt das Heilwasser des Georgi-Sprudels:
Indikationen Wegen seines hohen Gehalts an Kalzium (915 Milligramm pro Liter) und Magnesium (170 mg/l) wird das Heilwasser des Georgi-Sprudels bei Osteoporose und Erkrankungen des Nervensystems angewandt. Auch bei Harnwegsinfektionen oder funktionellen Störungen der Gallenwege un terstützt es die Behandlung, ebenfalls bei Adipositas. Es reguliert die Darmtätigkeit, besonders bei Verstopfung. Auch bei Leiden in den Wechseljahren und Diabetes mellitus hilft der Georgi-Sprudel. Wegen des hohen Gehalts an Fluorid (1,51 mg/l) beugt es Karies vor. Der hohe Gehalt an Kohlenstoffdioxid (2389 mg/l) unterstützt bei äußerlicher An wendung die Wundheilung.
Anwendung Zur Kalzium- und Magnesiumaufnahme sollten täglich 0,5 bis 1,5 Liter getrunknen werden, bei Harnwegserkrankungen zwei Liter. Zur Behandlung von Verdauungsproblemen werden 0,2 bis 0,5 Liter empfohlen - am besten schluckweise zu den Hauptmahlzeiten. Spaziergänge im Kurpark oder Wassertreten im Kneipp-Becken hinter der Georgi-Halle verstärken die Wir kung.
554 Meter ist der Georgi-Sprudel tief. Ab 300 Metern verengt sich das Rohr auf sechs Zentimeter Durchmesser.
112 Jahre ist der Georgi-Sprudel alt. Die Heilquelle wurde im Jahr 1907 gebohrt und 1969 erneuert.
0,2/0,3 Liter pro Sekunde schüttet der Georgi-Sprudel normalerweise. Das Wasser kommt von selbst nach oben.