Ein vierköpfiges Betreuerteam kümmert sich am Volkersberg um zehn minderjährige Flüchtlinge. Sie schildern ihre ersten Eindrücke von der Kennenlern-Phase. Dazu gehören Schlafanzüge, Toaster und die Flucht.
Die zehn minderjährigen Flüchtlinge aus Eritrea und Mali, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind, werden am Volkersberg intensiv betreut. "Am ersten Abend sind wir gleich in die Strukturen gegangen", sagt der Zirkus- und Erlebnispädagoge Lui Böhler. "Wir haben zuallererst einen Küchenplan erstellt." Wer kocht, wer kauft ein, wer spült. Die Jugendlichen müssen wieder an feste Alltagsabläufe gewöhnt werden. Auf ihrer Monate dauernden Flucht von Afrika nach Europa gab es keinen Alltag, keine Routinen. Die sind aber eine Grundlage dafür, sich gut in Deutschland einzuleben.
Die Eingewöhnungsphase betrifft beide Seiten. "Am Anfang stehen natürlich viele Fragen", sagt Böhler. Die Jugendlichen mussten beispielsweise lernen, dass sie in der Rhön nachts einen Schlafanzug anziehen sollten und dass ein Toaster einem warmes Brot ins Gesicht schleudert, wenn man zu lange in den Toastschlitz hineinschaut.
"Dinge, die für uns selbstverständlich sind, fehlen bei ihnen einfach", erklärt er.
Die Betreuer wiederum haben vorher nicht gewusst, worauf sie sich einlassen. Was kommen da für Menschen, was haben sie erlebt, sind sie vielleicht traumatisiert? "Es waren spannende Wochen", fasst Jugendhelferin Lina Hofmann die Tage vor der Ankunft zusammen. Mittlerweile ist sie etwas entspannter, auch weil sie als Frau von den Afrikanern akzeptiert wird. "Sie sind da recht offen", meint sie.
Im Sudan im Gefängnis Das vierköpfige Betreuerteam um Lui Böhler arbeitet daran, die Flüchtlinge kennenzulernen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. "Unser Ziel ist es, miteinander zu leben", sagt Erlebnispädagoge Stephan Heil. Die Betreuer wollen Hierarchien vermeiden und die Flüchtlinge als Gleichberechtigte behandeln.
Die Gruppe befindet sich offenbar auf einem guten Weg. Das merkt man an der Art, wie die Betreuer ihre ersten Erlebnisse mit den 16- und 17-Jährigen schildern. Lui Böhler nennt sie kurz "Jungs", Stephan Heil einfach "Kids".
Was sind das für Menschen, die am Montag am Volkersberg angekommen sind? Neun von ihnen kommen aus Eritrea aus Nordostafrika, einer aus dem westafrikanischen Mali. "Ein Großteil der Jugendlichen sind orthodoxe Christen", sagt Böhler. Sie sind alleine auf die monatelange Flucht aufgebrochen und haben sich bis nach Deutschland durchgeschlagen. "Einer hat abends bereitwillig von seiner Flucht erzählt. Wie er im Sudan im Gefängnis saß und wie er sich immer wieder Geld beschaffen musste", gibt Stephan Heil ein Schicksal wieder.
"Für uns ist es wichtig zu wissen, woher sie gekommen sind."
Frei bewegen ohne Pass Die zehn Jugendlichen haben keine Ausweispapiere und keinen rechtlichen Aufenthaltsstatus. Sie dürfen sich frei im Regierungsbezirk Unterfranken bewegen. Momentan werden sie aber immer von den Betreuern begleitet, etwa zum Einkaufen und auf Ausflügen. "Wir müssen abwägen, wie selbstständig die Jugendlichen sind", sagt Thomas Schröter vom Jugendamt. Er wird voraussichtlich die Vormundschaft für die Volkersberger Flüchtlinge übernehmen. Damit sie sich ausweisen können, tragen sie provisorisch ein Ausweiskärtchen mit den Kontaktdaten von Schröter, dem Landratsamt und der Jugendbildungsstätte mit sich. Und: "Die Polizei wird von uns informiert", sagt Schröter weiter. Damit sie von den Beamten keinen Ärger bekommen, wenn sie unbeaufsichtigt kontrolliert werden.