Auch für Krankenfahrstühle gelten die Verkehrsregeln

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Über motorisierte Krankenfahrstühle referierte Edgar Kast bei der Jahreshauptversammlung der Kissinger Verkehrswacht. Foto: Sabine Herteux
Über motorisierte Krankenfahrstühle referierte Edgar Kast bei der Jahreshauptversammlung der Kissinger Verkehrswacht.  Foto: Sabine Herteux
50 Jahre unfallfrei unterwegs sind (vorne von links) Rudolf Korger, Wilfried Müller, Werner Schweikart. Foto: Klaus Werner
50 Jahre unfallfrei  unterwegs sind (vorne von links) Rudolf Korger, Wilfried Müller, Werner Schweikart.  Foto:  Klaus Werner
 

Fahrer von motorisierten Krankenfahrstühlen müssen Verkehrsregeln beachten. Edgar Kast stellte die Problematik bei der Jahreshauptversammlung vor.

In Bad Kissingen, "in der nach dem Durchschnittsalter ältesten Stadt Bayerns" gehören sie zum Stadtbild und in Seniorenheimen wurden auch schon Stellplätze mit Stromanschluss eingerichtet.Horst Ferrari, verkauft in seinem Geschäft Seniorenwohl in Bad Kissingen etwa 20 solcher motorisierten Krankenfahrstühle im Jahr, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Edgar Kast, 2. Geschäftsführer der Kissinger Verkehrswacht (KVW), stellte ein Merkblatt zu motorisierten Krankenfahr stühlen vor, das so gut sei, dass es der Deutsche Verkehrssicherheitsrat sowie die Deutsche und die bayerische Landesverkehrswacht in ihren Mitteilungsblättern veröffentlichten. Im Merkblatt steht nicht nur die Definition eines motorisierten Krankenfahrstuhls - "elektrisch betriebenes Fahrzeug, das nicht schneller als 15 km/h fahren darf, max. 110 cm breit ist und nur einen Sitz hat" -, sondern auch die Grauzone.
So sei es zum Gebrauch durch behinderte Personen, allerdings ist der Gebrauch nicht an eine Behinderung gebunden - also nutzbar durch jeden. Die geschwindigkeitsabhängigen Vorschriften sind bis 6 km/h bzw. bis 15 km/h unterschiedlich anzuwenden. Einfach ausgedrückt: Das schnellere Fahrzeug unterliegt mehr Regelungen mit Betriebserlaubnis, Versicherungsschutz und Kennzeichenpflicht. Kast erläuterte auch so wesentliche Punkte wie den Fahrbereich, der grundsätzlich für alles gilt, "wo sich auch Fußgänger bewegen" - für Fußgängerzonen gelte dabei Schrittgeschwindigkeit. Doch auch die Straße kann genutzt werden, wobei die Straßenverkehrsordnung zu beachten ist. Dagegen ist ein Helm nicht erforderlich. Aber - so eine Ergänzung von Polizeihauptkommissar Stefan Haschke - "gelten auch für Benutzer der motorisierten Krankenfahrstühle die Promille-Werte!" Auf Nachfrage zur Elektro-Mobilität erläuterte Geschäftsführer Matthias Kleren die Problematik der auch bei Senioren beliebten E-Bikes als "neue gefühlte Raser im Straßenverkehr".
Sicher keine Raser sind vier Personen, die bei der Jahreshauptversammlung geehrt wurden. 200 Jahre unfallfreies Fahren verteilt auf vier Personen ergibt jeweils das "Goldene Lorbeerblatt" der Deutschen Verkehrswacht für Werner Schweikart, Wilfried Müller, Rudolf Korger und Jens Bergermann.

Regelmäßig zu den Enkeln

"Seit 50 Jahren verkehrssicher mit dem Kraftfahrzeug unterwegs" - so würdigt die Urkunde das verantwortungsbewusste Fahren der vier Geehrten. Und alle vier sind noch regelmäßig und gerne mit dem Auto unterwegs. Werner Schweikart, 74 Jahre, stammt aus Rheinland-Pfalz und fährt regelmäßig die Strecke dorthin "zu seinen Enkeln"; Wilfried Müller, 74 Jahre, kommt aus Waldfenster und erzählt stolz, dass er auch den "2-er Führerschein" hat und dass auch mit dem Lkw alles geklappt hat. Der Senior der Gruppe ist Rudolf Korger mit 89 Jahren, der im Kreis Bad Kissingen regelmäßig mit dem Auto unterwegs ist - vor allem deshalb, weil er der "Einkäufer" der Familie ist.
Darüber hinaus gab es die üblichen Regularien, die mit der Begrüßung der knapp 20 Teilnehmer durch Vorsitzenden Norbert Reiter begannen, breiten Raum für den Geschäftsbericht der Geschäftsführer Matthias Kleren und Edgar Kast ließen und einen Einblick in die Kassengeschäfte von Jan Freese gewährten.
Die Verkehrswacht (KVW) investierte 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden in die Verkehrssicherheit. Die Details stellten die Geschäftsführer Matthias Kleren und Edgar Kast vor. Im Rahmen der Jugendverkehrserziehung ging es unter anderem um die Fortbildung von Erzieherinnen, die seit 1984 stattfindet und mit zwei Veranstaltungen in diesem Jahr zum Thema "Betreuung unter 3-Jähriger in Kita´s" fortgeführt wurde. Darüber hinaus ging es beim neuen Baustein "Kinder gesichert unterwegs" um praktische Tipps zur Kindersicherung im Auto, in dessen Rahmen vier Kontrollen vor Kindergärten durchgeführt wurden. Das Fazit: "Mangelnde Sicherheit liegt oft daran, dass die Kindersitze falsch eingebaut sind."
Die KVW war am Berufsbildungszentrum in Münnerstadt, um angehende Erzieherinnen zu sensibilisieren, stattete 830 ABC-Schützen des Landkreises dank der Sponsoren Sparkasse und Saale-Zeitung mit kostenlosen Schutzdreiecken aus und betreut derzeit 301 Schülerlotsen sowie 79 Verkehrshelfer. An allen 74 besetzten Stellen gab es 2011 keinen Verkehrsunfall. 477 Schüler der 4. Klasse bestanden die praktische Radfahr-Prüfung. Verwiesen wurde auch auf die Aktionen in den Schulen mit einer "Rauschbrille" oder zum Thema Alkohol und Drogen oder zum Projekt BOB Bayern. Weitere Thema waren die Pannenkurse, an denen 41 Frauen und Männer teilnahmen, zehn Seniorennachmittage mit 155 Teilnehmern über das richtige Verhalten im Straßenverkehr.