Aschacher Bier: Nur Erinnerungsstücke sind noch geblieben

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Hermann Hahn hat hält zwei Familienerbstücke in den Händen. Die Krüge stammen noch aus der ehemaligen Aschacher Brauerei.Heike Beudert
Hermann Hahn hat hält zwei Familienerbstücke in den Händen. Die Krüge stammen noch aus der ehemaligen Aschacher Brauerei.Heike Beudert
Wie imposant die Brauereianlage der Gebrüder Stolle in Aschach war, zeigt diese Postkarte. Archiv Alfred Saam
Wie imposant die Brauereianlage der Gebrüder Stolle in Aschach war, zeigt diese Postkarte. Archiv Alfred Saam
 
Ein Foto der alten Brauereiwirtschaft.Archiv Alfred Saam.
Ein Foto der alten Brauereiwirtschaft.Archiv Alfred Saam.
 
Abbruch der ehemaligen Brauerei Stolle 1969. Archiv Saam
Abbruch der ehemaligen Brauerei Stolle 1969. Archiv Saam
 
Keller unter der ehemaligen Brauerei.Archiv Saam
Keller unter der ehemaligen Brauerei.Archiv Saam
 
Bierkrug aus Aschach mit dem Symbol der süddeutschen Brauer.Heike Beudert
Bierkrug aus Aschach mit dem Symbol der süddeutschen Brauer.Heike Beudert
 
Bild aus alten Zeiten vor der Brauerei Stolle.Archiv Saam
Bild aus alten Zeiten vor der Brauerei Stolle.Archiv Saam
 
Dr Stolle, einer der beiden Eigentümer der Brauerei.Archiv Saam
Dr Stolle, einer der beiden Eigentümer der Brauerei.Archiv Saam
 
Eigentümer Karl Stolle.Archiv Saam
Eigentümer Karl Stolle.Archiv Saam
 
Ludwig Stolle.Archiv Saam
Ludwig Stolle.Archiv Saam
 

Unterhalb des Aschacher Schlosses stand einst eine Bauerei mit markanten Gebäuden. Vor 50 Jahren wurde Mälzerei abgerissen. Heute ist dort ein Parkplatz.

Die älteren Aschacher kennen noch die Gebäude der ehemaligen Brauerei Stolle unterhalb vom Schloss. Die Blütezeit haben aber auch sie nicht mehr erlebt. Diese liegt mehr als 100 Jahre zurück. In Erinnerung geblieben ist vor allem die Zeit, als die Gebäude langsam verfielen. Vor 50 Jahren erwarb die Gemeinde die baufälligen Gebäudeteile und ließ sie im März 1969 abreißen. Alte Postkarten erinnern daran, dass es sich um eine imposante Gebäudeanlage gehandelt haben muss.

Der Zahlbacher Heimatforscher Alfred Saam hat die Geschichte des Aschacher Brauwesens erforscht. Dabei hat er herausgefunden, dass die Brauerei Stolle am Ende einer langen Brautradition stand. Schon Fürstbischof Julius Echter ließ Ende des 16. Jahrhunderts ein herrschaftliches Brauhaus in Aschach errichten. Daneben gab es ein herrschaftliches Wirtshaus.

Verbunden waren Gasthaus und Brauerei durch einen Felsen- und Eiskeller, der 1597 gebaut wurde. Ernst Körblein, dessen Familie bereits im 19. Jahrhundert diese Gaststätte innehatte und auch bis 1888 die Brauerei führte, bestätigt, dass es unter seiner Garage einen unterirdischen Keller gibt, der einst auch bis zum Schloss geführt haben soll.

Das Brauereigelände der Stolles kennt Körblein nur noch aus der Kindheit und als Ruine; in Erinnerung sind ihm vor allem die zerschlagenen Fenster. Der Aschacher Hermann Hahn erzählt, dass er als Schulbub mit anderen Jungen aus dem Dorf heimlich in der leerstehenden Brauerei gespielt hat. Die Ruinen des Malzhauses, ein mächtiges Ziegelsteinbauwerk, und des dazugehörigen Eishauses, waren zum Schluss wohl in einem miserablen Zustand. Alfred Saam schreibt in seiner Brauerei-Chronik von einem "Schandfleck", der 1969 beseitigt wurde.

Vorbild: Münchner Hofbräuhaus

Acht Besitzer, so die Nachforschungen Alfred Saams, hatte die Aschacher Brauerei im Laufe der Jahrhunderte. Die letzten Eigentümer waren die Gebrüder Stolle. Am 7. August 1896 erwarb der in Bad Neustadt gebürtige Diplombraumeister Karl Heinrich Stolle die Brauerei samt Ländereien für 80 000 Mark. Ein Jahr später kaufte sich sein Bruder Ludwig Stolle, der als Kaufmann in England gelebt hatte, in die Brauerei mit ein. Die Brüder hegten große Pläne. Die neue Brauerei "sollte alles Bisherige in den Schatten stellen", schreibt Saam.

Die Stolles hatten sich für ihren Bau ein bedeutendes Vorbild ausgesucht. Der beauftragte Architekt plante Teile der Gebäudefassade im Stil der damaligen Münchner Hofbräu. Auf alten Postkarten kann der Betrachter erahnen, in welchen Dimensionen die Brüder bauen ließen.

30 Meter hoher Kamin

Die Stolle ließen ab 1899 in Aschach eine moderne Dampfbrauerei errichten, die über eigene Stromerzeugung verfügte. 18 Meter hoch war die eigentliche Brauerei, ebenso so hoch die Mälzerei, in der auch Wohnungen untergebracht waren.Der Kamin des Kesselhauses ragte 30 Meter in den Aschacher Himmel. Eine 35 PS-starke Dampfmaschine samt Dynamomaschine mit 10 PS lieferten den Strom.

Laut mündlicher Überlieferung wurde das Bier der Stolles ab Ende 1900 in der näheren Umgebung von Aschach verkauft, und in Pferdefuhrwerken bis nach Meiningen und nach Würzburg ausgeliefert. Auch an der Front im ersten Weltkrieg soll es Aschacher Bier gegeben haben. Der Doppelbock soll bis nach Hamburg verkauft worden sein, hat Alfred Saam bei seinen Recherchen vor Ort erfahren.

Eine kurze Blüte

Die Blütezeit der modernen Dampfbrauerei währte nicht lange. Kaum 20 Jahre später schloss Ludwig Stolle 1920 das Unternehmen. Familiäre Streitigkeiten, Krieg und Inflation waren wohl Gründe für den Niedergang. Eine Seidenraupenzucht auf dem Gelände der Brauerei sowie eine Champignonzucht im ehemaligen Brauereikeller entpuppten sich in den Folgejahren als wirtschaftliche Misserfolge. Bereits 1922 wurden erste Teile der Anlage abgerissen.

Die Erbengemeinschaft verkaufte 1943 das eigentliche Brauerei-Anwesen an eine Brauerei im Landkreis Schweinfurt. Gastwirtschaft und Villa der Familie blieben noch länger in Familienbesitz.

Verschiedene Nutzung

Nach dem Krieg wurden Kochlöffel, Wäscheklammern und sonstige Haushaltswaren aus Holz in bestehenden Trakten der Brauerei produziert. Das Mälzergebäude war während des 2. Weltkrieges Mehllager, später nutzte eine Gelatinefabrik die Örtlichkeit als Ausweichlager, dann war dort zeitweise ein Fasslager. In den Wohnungen wohnten während des Krieges Evakuierte aus dem Saarland, nach dem Krieg vor allem Heimatvertriebene.

Ab ca. 1960 standen die markanten Gebäude in der Schlossstraße komplett leer und verfielen langsam. Das Gelände wurde deshalb 1969 von der Gemeinde erworben. Nur zwei Monate später erfolgte der Abbruch.

Geblieben sind die Erinnerung und einige wenige Relikte aus dieser Zeit. Hermann Hahn hält zwei Bierkrüge mit Zinndeckel in Ehren. "Brauerei Aschach" steht auf den Deckeln und es ist ein Davidstern eingeprägt. Ab Ende des 15. Jahrhunderts war dieser das Schutzsymbol der süddeutschen Brauer, ist im Internet nachzulesen. Hahns Vater hatte die Krüge einst erhalten und auch regelmäßig genutzt. "Die Krüge sind mindestens 100 Jahre alt", sagt Hermann Hahn.

Suche nach Zeitdokumenten

Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer (Großenbrach) ist froh, dass Alfred Saam die Geschichte der Aschacher Brautradition schriftlich festgehalten hat. Neugebauer weiß noch, dass er auf seinem Schulweg täglich an diesem alten, mächtigen Gebäude vorbeigekommen ist.

Der Kreisheimatpfleger würde sich freuen, wenn Aschacher, die noch Postkarten, Fotografien oder Andenken von der Brauerei aufbewahren, sich bei ihm melden. Er würde dies gerne dokumentieren.