Unterhalb des Aschacher Schlosses stand einst eine Bauerei mit markanten Gebäuden. Vor 50 Jahren wurde Mälzerei abgerissen. Heute ist dort ein Parkplatz.
Die älteren Aschacher kennen noch die Gebäude der ehemaligen Brauerei Stolle unterhalb vom Schloss. Die Blütezeit haben aber auch sie nicht mehr erlebt. Diese liegt mehr als 100 Jahre zurück. In Erinnerung geblieben ist vor allem die Zeit, als die Gebäude langsam verfielen. Vor 50 Jahren erwarb die Gemeinde die baufälligen Gebäudeteile und ließ sie im März 1969 abreißen. Alte Postkarten erinnern daran, dass es sich um eine imposante Gebäudeanlage gehandelt haben muss.
Der Zahlbacher Heimatforscher Alfred Saam hat die Geschichte des Aschacher Brauwesens erforscht. Dabei hat er herausgefunden, dass die Brauerei Stolle am Ende einer langen Brautradition stand. Schon Fürstbischof Julius Echter ließ Ende des 16. Jahrhunderts ein herrschaftliches Brauhaus in Aschach errichten. Daneben gab es ein herrschaftliches Wirtshaus.
Verbunden waren Gasthaus und Brauerei durch einen Felsen- und Eiskeller, der 1597 gebaut wurde. Ernst Körblein, dessen Familie bereits im 19. Jahrhundert diese Gaststätte innehatte und auch bis 1888 die Brauerei führte, bestätigt, dass es unter seiner Garage einen unterirdischen Keller gibt, der einst auch bis zum Schloss geführt haben soll.
Das Brauereigelände der Stolles kennt Körblein nur noch aus der Kindheit und als Ruine; in Erinnerung sind ihm vor allem die zerschlagenen Fenster. Der Aschacher Hermann Hahn erzählt, dass er als Schulbub mit anderen Jungen aus dem Dorf heimlich in der leerstehenden Brauerei gespielt hat. Die Ruinen des Malzhauses, ein mächtiges Ziegelsteinbauwerk, und des dazugehörigen Eishauses, waren zum Schluss wohl in einem miserablen Zustand. Alfred Saam schreibt in seiner Brauerei-Chronik von einem "Schandfleck", der 1969 beseitigt wurde.
Vorbild: Münchner Hofbräuhaus
Acht Besitzer, so die Nachforschungen Alfred Saams, hatte die Aschacher Brauerei im Laufe der Jahrhunderte. Die letzten Eigentümer waren die Gebrüder Stolle. Am 7. August 1896 erwarb der in Bad Neustadt gebürtige Diplombraumeister Karl Heinrich Stolle die Brauerei samt Ländereien für 80 000 Mark. Ein Jahr später kaufte sich sein Bruder Ludwig Stolle, der als Kaufmann in England gelebt hatte, in die Brauerei mit ein. Die Brüder hegten große Pläne. Die neue Brauerei "sollte alles Bisherige in den Schatten stellen", schreibt Saam.
Die Stolles hatten sich für ihren Bau ein bedeutendes Vorbild ausgesucht. Der beauftragte Architekt plante Teile der Gebäudefassade im Stil der damaligen Münchner Hofbräu. Auf alten Postkarten kann der Betrachter erahnen, in welchen Dimensionen die Brüder bauen ließen.
30 Meter hoher Kamin
Die Stolle ließen ab 1899 in Aschach eine moderne Dampfbrauerei errichten, die über eigene Stromerzeugung verfügte. 18 Meter hoch war die eigentliche Brauerei, ebenso so hoch die Mälzerei, in der auch Wohnungen untergebracht waren.Der Kamin des Kesselhauses ragte 30 Meter in den Aschacher Himmel. Eine 35 PS-starke Dampfmaschine samt Dynamomaschine mit 10 PS lieferten den Strom.