Räuber und Gendarm war gestern, heute spielt die Jugend Lasertag. Seit einigen Wochen gibt es eine Anlage in Bad Kissingen. Freizeitspaß oder Kriegsspiel?
Jamey (14) geht hinter einer Autotür in Deckung, mit der Infrarotdiode seines Lasertag-Gewehrs zielt er ins Dunkle. Irgendwo neben ihm ist sein Teamkollege Fabian (13) in Deckung gegangen. Die beiden Jungs aus Schweinfurt warten darauf, dass sich jemand aus dem gegnerischen Team blicken lässt.
Bei Lasertag handelt es sich um die moderne, gewerbliche Spielvariante von Klassikern wie Räuber und Gendarm oder Cowboy und Indianer.
Zwei Mannschaften mit jeweils bis zu fünf Spielern versuchen sich gegenseitig abzuschießen. Wer nach 15 Minuten die meisten Treffer gelandet hat, gewinnt.
Vor wenigen Wochen hat Frank Sterrmann seine Paintball-Arena (bei Paintball beschießen sich die Mannschaften mit Farbkugeln) im Gewerbegebiet Alte Kissinger Straße um eine Lasertag-Halle erweitert.
Der Unternehmer hat sich auf Erlebnis-Tourismus spezialisiert und bietet neben Paintball- und Lasertagspielen auch Segway-Touren an. "Lasertag-Anlagen sprießen jetzt überall aus dem Boden. Auf den Zug bin ich aufgesprungen", sagt Sterrmann. Im weiteren Umkreis gibt es noch eine Lasertag-Halle in Würzburg, in Haßfurt wird derzeit eine alte Schreinerei umgebaut.
Der Eröffnungstermin ist für Herbst angesetzt.
Infrarotsignale lösen Westen aus 20 000 Euro hat Frank Sterrmann in die neue Anlage investiert. Die Anschaffung sei zwar teuer, die Technik aber relativ simpel. "Der Name Lasertag ist natürlich ein Marketing-Gag. Es werden keine echten Laser benutzt", erklärt der Bad Kissinger.
Die Gewehre geben Infrarotsignale ab, die von Sensoren an den Westen der Mitspieler erkannt werden. Sterrmann: "Die Pistole funktioniert wie eine Fernbedienung. Du drückst drauf und an der Weste löst es aus. Es fliegt nichts herum."
Die Gewehre und Westen wiederum sind über drahtloses Internet mit dem Laptop von Dominik Schmitt verbunden. Alle Daten aus dem Spiel werden sofort weitergesendet.
Schmitt ist für die Technik zuständig und überwacht von außen als Schiedsrichter das Spiel. "Ich stelle vorher die Regeln ein", erklärt er. Schmitt kann den Spielern einer Mannschaft verschiedene Rollen zuweisen, etwa Sanitäter oder Scharfschütze. Das beeinflusst die Taktik des Spiels.
An seinem Computer sieht er außerdem, wie viel Munition die Spieler haben, wer wie oft getroffen wurde und wer der erfolgreichste Schütze ist.
"Nach dem Spiel erhalten die Spieler eine Auswertung ausgedruckt", sagt Schmitt.
Ein Kriegsspiel? Den Vorwurf von Kritikern, dass Lasertag gewaltverherrlichend sei, weist Frank Sterrmann zurück. Schützensport, Fechten, Boxen. Kampf und Waffen kämen bei vielen Sportarten vor.
Michael Groß vom Bayerischen Sportschützenbund rät den Kritikern zur Gelassenheit.
"Der eine brauchts, der andere nicht. Das darf man nicht so eng sehen", meint der Vorsitzende des Schützengaus Rhön-Saale.
"Jeder Sport hat seine Berechtigung", findet Sterrmann. "Paintball und Lasertag sind mittlerweile so normal wie Bowling oder Kartfahren." Die modernen Actionspiele seien eine beliebte Freizeitbeschäftigung von überwiegend jungen Menschen.
Der Unternehmer verweist auf seine Besucherzahlen: Mehr als 40 000 Gäste haben seine Paintball-Anlage in den letzten sieben Jahren genutzt. Sterrmann unterstreicht den Sport- und Freizeitcharakter: Jegliche Arten von Maskierungen, Vermummung und militärischen Verkleidungen sind untersagt.
Bei Paintball regelt das Waffengesetz das Mindestalter der Spieler (18 Jahre). Bei Lasertag gibt es keine einheitliche Altersvorgabe.
Wer in Bad Kissingen spielen will, muss zwölf Jahre alt sein, die Betreiber der Anlage in Haßfurt werben mit einem Mindestalter von neun Jahren. "Ich decke mit Lasertag vor allem ein junges Publikum ab", sagt Sterrmann. Das Angebot sei vor allem für Jugendliche wie Jamey und Fabian attraktiv, die noch nicht auf die Paintball-Anlage dürfen.