Abschiebung trennt Familien in Hammelburg und Ebenhausen

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Die Gemeinschaftsunterkunft in Hammelburg. Von hier wurde eine 21-jährige Mutter mit ihren drei kleinen Kindern nach Polen abgeschoben. Foto: Archiv/ Arkadius Guzy
Die Gemeinschaftsunterkunft in Hammelburg. Von hier wurde eine 21-jährige Mutter mit ihren drei kleinen Kindern nach Polen abgeschoben. Foto: Archiv/ Arkadius Guzy

Im Hintergrund formiert sich Unterstützung für eine geordnete Zusammenführung der Flüchtlinge.

Noch immer bewegt das Schicksal jener beiden Familien, die durch Abschiebung aus Hammelburg und Ebenhausen nach Polen beziehungsweise Ungarn getrennt worden sind. Das Vorgehen der Behörden missbilligen einige Anrufer in der Redaktion. Darunter auch besorgte Mitbürger, die bisher nicht mit einem Engagement für Flüchtlinge in Erscheinung getreten sind.

Im Mittelpunkt steht die Sorge um die 21-jährige Mutter aus Georgien, die mit ihren ein-, zwei- und dreijährigen Kindern ohne den Vater offenbar in ein geschlossenes Lager im polnischen Przemysl gebracht worden ist.
"Der Kontakt zu der jungen Mutter ist inzwischen abgerissen", bedauert Sybille Unser von der Caritas. Vorher gab es noch Austausch über ein Handy, dessen Gesprächsguthaben nun möglicherweise aufgebraucht ist.

Schon länger ist das Lager Przemysl neben anderen wie die ganze polnische Asylpraxis in den Focus der Gesellschaft für bedrohte Völker (GFBV, Göttingen) geraten. Flüchtlinge aus Georgien würden dort oft nicht gut behandelt, sagt Sarah Reinke von der GFBV. Dies wisse man aus der Zusammenarbeit mit polnischen Initiativen.
Die vorausgegangene Flucht über die deutsche Grenze werde nach der Abschiebung als Straftat gesehen. Gerade Flüchtlinge aus den GUS-Staaten bevorzugen eine Flucht weiter nach Westen, weil sie sich dort sicherer fühlen als in Polen. Unter anderem vor einer möglichen Zusammenarbeit der Geheimdienste.

Ungeachtet dessen schöben viele Bundesländer nach Przemysl an der ukrainischen Grenze ab. Reinke schildert einen Fall aus Niedersachsen: "Eine Mutter musste dort drei Monate verweilen, sie und die Kinder bekamen ihre Sachen abgenommen." Es gebe dort kaum medizinische und psychotherapeutische Betreuung.

Selbst nach Anerkennung als Asylant bleibt die Lebenslage in Polen schwierig. Wegen knapper finanzieller Unterstützung teilen sich viele Flüchtlinge kleine Wohnungen und sogar die Betten.

In Beiträgen des Bayerischen Rundfunks nahm unterdessen der Familienvater Stellung. Er habe gedacht, er sei im Krieg, sagt er zu den Umständen der Abschiebung seiner engsten Angehörigen. So etwas habe er in Europa nicht für möglich gehalten, sagt der Mann.

An einem unbekannten Ort in Deutschland hält sich auch der 19-Jährige aus dem Kosovo auf, der Anfang Juni ohne seine Mutter aus Ebenhausen nach Ungarn abgeschoben wurde. Er sei vier Tage inhaftiert worden, habe trotz zwischenzeitlicher Erkrankung keine Medikamente bekommen und habe nach seiner Entlassung nur den Ausweg zurück nach Deutschland gesehen, erklärt er im Interview des BR.

Offenbar laufen private Überlegungen, die beiden Männer anwaltschaftlich vertreten zu lassen, um eine Zusammenführung in geordneten Verhältnissen zu ermöglichen. Anwalt Joachim Schürkens vom Bayerischen Flüchtlingsrat bleibt dabei: "Die Trennung der Familien ist nicht verfassungsgemäß."