Brandserie in Franken verursacht: Urteil gegen Feuerwehrmann gefallen - auch Wochenendhaus von Familie abgefackelt

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Prozess gegen Feuerwehrmann wegen Brandstiftung
Beim Beginn eines Prozesses gegen einen Feuerwehrmann wegen mehrfacher Brandstiftung sitzt der Angeklagte im Gerichtssaal vom Landgericht Aschaffenburg ...
Prozess gegen Feuerwehrmann wegen Brandstiftung
Angelika Resenhoeft (dpa)

Ein Feuerwehrmann legt über Jahre immer wieder Brände. Er wollte der Feuerwehr Lob und Anerkennung verschaffen. Nun ist im Prozess gegen ihn ein Urteil gefallen .

Update vom 10.04.2025: Feuerwehrmann muss wegen Brandstiftung in Haft

Ein Feuerwehrmann ist wegen wiederholter Brandstiftung am Untermain zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Aschaffenburg befand den 47-Jährigen wegen Brandstiftung in elf Fällen und versuchter Brandstiftung in zwei Fällen für schuldig. Diese Taten hatte der Angeklagte vor Gericht gestanden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der vorsitzende Richter sprach bei der Urteilsverkündung von einer hohen kriminellen Energie. Den Ermittlungen zufolge hatte der IT-Techniker über Jahre hinweg immer wieder im hessisch-bayerischen Grenzgebiet Feuer gelegt. Dazu konstruierte er demnach selbst entzündende Vorrichtungen, die erst viele Stunden später in Brand gerieten. Gleichzeitig war er bei der Freiwilligen Feuerwehr im südhessischen Odenwaldkreis aktiv.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Feuerwehrmann auch wegen weiterer Delikte angeklagt. Nach ihrer Auffassung war er für zwei Fälle der schweren Brandstiftung, 20 Fälle der vollendeten Brandstiftung und drei Fälle der versuchten Brandstiftung zwischen 2018 und 2024 verantwortlich. Dabei gingen Holzstapel, Wälder, Wiesen und Hochsitze, aber auch das Wochenendhäuschen einer Familie und eine Waldhütte in Flammen auf.

Vor Gericht räumte der Angeklagte die 13 Fälle ein, für die er nun verurteilt worden ist. Am ersten Prozesstag Ende März hatte er die Taten damit erklärt, dass er frustriert und verbittert gewesen sei, dass seine Feuerwehr nach der Corona-Pandemie aus seiner Sicht nicht ausreichend gewürdigt worden sei. Er habe der Feuerwehr für ihre Arbeit Lob und Anerkennung der Bevölkerung verschaffen wollen und gute Presse, sagte er.

Ursprungsmeldung vom 31.03.2025: Feuerwehrmann gesteht Brandserie in Franken und Hessen

"Ich bin kein Pyromane, glauben Sie mir das!" Schon in seiner Jugend sei er bei der Feuerwehr gewesen, mittlerweile seien es 35 Jahre, erzähltein 47-Jähriger vor dem Landgericht Aschaffenburg. Und erklärt zugleich, etwa ein Dutzend Brände am Untermain gelegt oder es zumindest versucht zu haben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, einen notorisch zündelnden Mann vor sich zu haben. Der IT-Techniker soll im hessisch-bayerischen Grenzgebiet Holzstapel, Wälder, Wiesen und Hochsitze, aber auch das Wochenendhäuschen einer Familie und eine Waldhütte in Brand gesteckt haben. 

Konkret geht es um zwei Fälle der schweren Brandstiftung, 20 Fälle der vollendeten Brandstiftung und drei Fälle der versuchten Brandstiftung zwischen 2018 und 2024.

Brennbarer Lack sollte Spuren vernichten

Nach Erkenntnis der Ermittler konstruierte der Angeklagte eine sich selbst entzündende Vorrichtung, die er an den Tatorten platzierte und die erst 12 bis 24 Stunden nach der Ablage in Brand geriet. Bei der Spreng- und Brandvorrichtung handelt es sich laut Anklage um eine Konstruktion aus Batterien, einem Relais, einer Art Schalter sowie Behältern, die mit brennbaren Flüssigkeiten wie Desinfektionsmitteln gefüllt waren.

"Zur weiteren Verschleierung seiner Täterschaft überzog der Angeklagte die Konstruktion mit einem brennbaren Lack", erläuterte Staatsanwalt Simon Schultheiß. "Damit wollte der Angeklagte sicherstellen, dass Spuren auf der Oberfläche der Konstruktion wie Fingerabdrücke oder DNA vernichtet würden."

Ziel des Feuerwehrmannes sei es gewesen, "aus den Brandstiftungen für sich ein Gefühl der Überlegenheit zu ziehen und die vermeintliche Hilflosigkeit und Verwirrung der Ermittlungsbehörden und der Bevölkerung zu genießen".

Angeklagter wollte Lob für die Feuerwehr

"Es ging nie um mich", versichert das Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im südhessischen Odenwaldkreis. Vielmehr habe er aus Frust und Verbitterung gehandelt, weil seine Feuerwehr nach der Corona-Pandemie aus seiner Sicht nicht genug gewürdigt worden sei. Er habe der Feuerwehr für ihre Arbeit Lob und Anerkennung der Bevölkerung verschaffen wollen und gute Presse. "Feuerwehr ist wie Familie", erzählt der gelernte Elektroniker. "Man entwickelt Verantwortungsgefühl gegenseitig und man steht füreinander ein." Es tue ihm leid. "Ich habe viele Leute enttäuscht." 

Dass der 47-Jährige nur einen Teil der angeklagten Taten einräumt, kann der Vorsitzende Richter nicht nachvollziehen. "Es ist schwer zu glauben, dass noch einer rumläuft", sagt Karsten Krebs mit Blick auf die Theorie, ein weiterer Brandstifter sei in der Region unterwegs und nutze Brandvorrichtungen wie die des Angeklagten. "Ich weiß nicht, ob es einen weiteren Täter gibt", entgegnet der 47-Jährige. "Ich glaube eher nicht, das ist sehr unwahrscheinlich." Er gebe dennoch nur die Taten zu, die er begangen habe.

Dass er im Hitzesommer 2023, als es lange nicht regnete, ein Feuer in einem Wald im Landkreis Miltenberg gelegt habe, könne er sich heute nicht mehr erklären. Die Waldbrandgefahr in der Region war nach Worten des Vorsitzenden Richters damals besonders groß. Um die 100 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen. «Einige waren vollkommen erschöpft aufgrund der Hitze. (...) Wie kann man das machen, wenn die Feuerwehr, so wie Sie es schildern, Ihr Ein und Alles war?»

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