Ansbach
PIMS-Syndrom

"Tim konnte nicht mehr sprechen": Gefährliches Post-Covid-Syndrom bei Kindern - ein Vater erzählt

Eine Familie aus Ansbach muss nach einer Corona-Infektion eine der wohl schlimmsten Erfahrungen für Eltern machen: Ihr Sohn Tim (3) bekommt plötzlich extrem hohes Fieber und zeigt bald keine Reaktion mehr. Dahinter steckt ein unterschätztes Syndrom.
Tim (3) hatte über mehrere Tage hinweg extrem hohes Fieber. Eine Spätfolge seiner Corona-Infektion, vermuten die Ärzte. Symbolfoto: Kelly Sikema/Fusion Medical Animation/Unsplash
  • Eltern aus Ansbach Corona-positiv: "Dachten, so schlimm wird's nicht sein"
  • Wenige Wochen später erkrankt Sohn Tim (3) plötzlich schwer
  • Hohes Fieber und Hautausschlag am ganzen Körper bei Kind 
  • Ärzte finden Antikörper gegen Corona im Blut - Tim hat gefährliches PIMS-Syndrom 

Nach durchgestandener Corona-Infektion: Sohn von Ehepaar aus Ansbach (Mittelfranken) erkrankt an gefährlichem Post-Covid-Syndrom: Das Ehepaar Sebastian und Katharina Trautner aus Ansbach hatte sich mit Corona infiziert - kurze Zeit später erkrankte ihr dreijähriger Sohn plötzlich schwer. "Tim hatte zuvor im Juni 2020 das Pfeiffersche Drüsenfieber", erklärt der Familienvater und Mitbetreiber eines Obsthandels.

Tim (3) aus Ansbach nach Corona-Infektion seiner Eltern plötzlich schwer krank 

Im Oktober seien Sebastian Trautner und seine Frau dann positiv auf das Corona-Virus getestet worden. "Am Anfang haben wir gedacht: So schlimm wird's schon nicht sein. Wenn es uns trifft, dann bleiben die Kinder außen vor", erzählt Trautner gegenüber inFranken.de. Die Krankheit habe sich dann auch kaum bemerkbar gemacht. "Ich hatte Geschmacksverlust für zwei Tage und meine Frau ein bisschen Schüttelfrost."

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Seine Söhne, Tim und Robin, wollte er nicht testen lassen. "Robin ist erst zwei Jahre, da wollte ich nicht, dass ihm ein Stäbchen in die Nase gesteckt wird. Beide Jungs hatten keinerlei Symptome, in Quarantäne waren wir ja eh." Nach 14 Tagen gingen die Söhne wieder in die Kita, alles schien für Trautner und seiner Frau in Ordnung zu sein. Doch sechs Wochen später dann der Schock: "Tim hatte plötzlich hohes Fieber, das auch nach Tagen nicht runterging", erzählt der Familienvater. 

Behandlungsversuche mit Antibiotika durch den Hausarzt schlagen fehl. Sebastian Trautner ruft einen befreundeten Rettungssanitäter an, der den kleinen Jungen sofort ins Ansbacher Krankenhaus bringt. "Doch dort haben sie nur einen niedrigen Natriumwert festgestellt." Weil die Klinik zu dieser Zeit stark überlastet ist, wird der Dreijährige auf die Intensivstation der Cnopfschen Kinderklinik nach Nürnberg verlegt. 

"Tim konnte nicht mehr sprechen": Klinik findet Corona-Antikörper im Blut

Dort diagnostizieren die Ärzte zuerst das Kawasaki-Syndrom, eine gefährliche Lymphknoten-Entzündung, die alle Organe und meist Kinder betrifft. "Aber der Zustand von Tim hat sich immer weiter verschlechtert, er hat stark abgebaut und hatte keine Reaktion mehr. Tim konnte nicht mehr sprechen", erzählt Trautner. Das Fieber des Jungen sei irgendwann auf 41,6 Grad gestiegen, der "komplette Körper war mit einem Hautausschlag überzogen". Außerdem habe Tim insgesamt drei Kilo Wasser eingelagert. 

Dann finden die Ärzte in der Kinderklinik Antikörper gegen das Coronavirus im Blut seines Sohnes. Schnell ist klar: Der Dreijährige hatte sich wohl ebenfalls mit dem Virus infiziert und das neuartige PIMS-Syndrom entwickelt. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Entzündung nach einer Corona-Infektion bei Kindern, die dem Kawasaki-Syndrom ähnelt und eine extreme Reaktion des Immunsystems hervorruft.

Bis zum 09.05.2021 hat die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) insgesamt 305 Fälle bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland registriert. Zwar tritt die Krankheit nur selten auf, sie wird aber als Post-Covid-Erkrankung eingeschätzt und kann unter Umständen sogar lebensgefährlich werden. Denn bei PIMS kommt es unter anderem zu Entzündungen der Organe, auch Langzeitschäden wie Herzerkrankungen sind möglich. 

Nach gefährlichem PIMS-Syndrom: So geht es Tim (3) aus Ansbach heute

Sebastian Trautner ist froh, dass die Klinik seinem Sohn doch noch helfen konnte. "Tim war insgesamt elf Tage im Krankenhaus. Die Ärzte haben ihm dann Cortison und eine Immunglobulintherapie gegeben, dann ging es ihm Gott sei Dank schnell wieder besser." Diese Therapiemethoden haben laut aktuellem Stand beim gefährlichen PIMS-Syndrom bei den meisten Patienten eine positive Wirkung, nur unter zehn Prozent der jungen Patienten tragen laut DGPI Folgeschäden davon. 

Mehrere Herzuntersuchungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben, sagt Tims Vater. Allerdings leide der Dreijährige noch bis heute immer wieder unter Fieberschüben. Das wollen seine Eltern jetzt genau beobachten und mit Ärzten abklären. "Ich denke zwar, dass es eher eine Verkettung unglücklicher Umstände bei Tim war, auch mit dem Epstein-Barr-Virus", sagt Sebastian Trautner. Doch "man hat seine Sichtweise auf Corona jetzt schon deutlich geändert". 

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