- Tour durch den Gottesgarten: Von Vierzehnheiligen zur Abtei Maria Frieden in Kirchschletten
- Streckenlänge: ca. 23 Kilometer
- Dauer: Tagestour
Du denkst: 23 Kilometer, das ist doch gar kein schlechter Schnitt für einen Wandertag. Noch dazu bei diesem Wetter. Wir wollen nun mal pilgern, also trotzen dem Regen auf dem Jakobsweg am Obermain und streifen bei jedem kleinen Sonnenstrahl freudig die Kapuzen ab. Und dann kommen wir am frühen Nachmittag durchnässt nach Kirchschletten und lesen auf einem Schild: noch 2763 Kilometer bis nach Santiago de Compostela. Wir schütteln den Kopf und klopfen an Mutter Mechthilds Tür.
Auf dem Jakobsweg durch den Gottesgarten: Pilgern ist Wandern - und doch mehr
Die Äbtissin von Maria Frieden begrüßt die kleine Gruppe herzlich und bittet Dieter Sawinsky, Ulrike Wilke und Susanne Maaß an den gedeckten Tisch im Speisesaal. Sie setzt sich auf eine Tasse heißen Tees dazu und fragt: "Wie war eure Wanderung?" Also Uhr zurückgedreht auf den Vormittag, wo die Tour an der berühmten Basilika Vierzehnheiligen startete. Ausrüstung für die perfekte Wanderung - hier gibt es alles, was Sie brauchen.
Hier drückt Portier Heinrich Leicht den Pilgern einen Stempel in ihren Pass. Im prächtigen Innenraum stellen sich Sawinsky, Wilke und Maaß vor den Rokoko-Gnadenalter mit den 14 Nothelfern und bereiten sich umgeben vom katholisch-barocken Prunk mit einem kleinen Text auf die Tour vor. Spirituelle Gedanken zu Aufbruch, Unterwegssein, Geborgenheit, Ankommen.
Solch eine kleine Besinnung ist der Unterschied zu einer "normalen" Wanderung, erklärt Sawinsky. Fasziniert von dieser Form des Laufens gründete er 2006 den Pilgerstammtisch St. Jakobus Schlammersdorf (Landkreis Forchheim). Dort kommen einmal im Monat bis zu 25 Pilger und jene, die es werden möchten, zusammen und tauschen sich aus.
Der große Weg und das Pilgerglück
Auch Ulrike Wilke ist regelmäßig zu Gast. Sie hat sich zur Pilgerbegleiterin ausbilden lassen, Sawinsky ist Pilgerführer. Susanne Maaß, die dritte im Bunde an diesem Wandertag, genießt einfach die spirituelle Seite des Unterwegsseins. Zum Beispiel, dass beim Pilgern einfach mal eine Stunde lang geschwiegen wird und man im Gehen seinen Gedanken nachhängen kann. Wilke liebt es, in Kirchen am Wegesrand zu singen.
"Am besten unter der Woche, wenn nichts los ist." Wenn die Lieder durch den Kirchenraum hallen, hüllen sie die Pilger in gute Gedanken. Das ist es überhaupt, sagt Sawinsky. "Beim Pilgern bekommt man Impulse für die Seele. Deshalb machen wir unterwegs immer wieder Halt und hören kleine Texte. Oder singen."
Dennoch ist es keine rein heilige, wenn man das so sagen darf, Angelegenheit. Natürlich weisen die Pilger einander auf schöne Ausblicke hin, plaudern miteinander und tauschen ihre Erfahrungen aus - sehr gerne über den Jakobsweg.
"Pilgern macht glücklich"
Sawinsky und Wilke haben ihn, "den" Weg nach Santiago bereits bewältigt. Sawinsky sogar zweimal, zu Fuß und mit dem Fahrrad. "Pilgern macht glücklich", sagen die beiden. "Es ist wie Beten mit den Füßen. Es verändert dich positiv." Sie wissen, dass viele - auch junge - Menschen mit einem Grund auf den Weg gehen.