Am 27. Oktober ist es wieder soweit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt, die Winterzeit 2019 beginnt. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Menschen zwei Mal im Jahr ihre Uhren umstellen?
Zeitumstellung: Benjamin Franklin hatte die Idee
Erstmals formulierte der amerikanische Erfinder Benjamin Franklin 1789 die Idee einer Zeitumstellung. Seine These: Durch die verschobene Stunde könne man Energie sparen. Auch wenn es damals vor allem um Kerzen und Öllichter ging - die Idee eines Energieersparnis ist bis heute treibende Kraft hinter der Zeitumstellung.
Doch Franklins Idee wird zu seinen Lebzeiten nicht umgesetzt. Stattdessen lag sie über 100 Jahre in der Schublade - bis das Deutsche Reich im April 1916 zusammen mit seinem Verbündeten Österreich-Ungarn die Sommerzeit einführte. Der Hintergrund: Seit 1914 tobte der Erste Weltkrieg in Europa - eine Materialschlacht nie dagewesenen Ausmaßes. Im Kaiserreich erhoffte man sich durch die zusätzliche Stunde Sonnenlicht im Sommer Energieersparnisse, die letztlich dem Krieg zugute kommen sollten.
Um den Krieg zu unterstützen: Deutsches Reich führt Sommerzeit ein
"Deutschland war damals, 1916, mitten im Ersten Weltkrieg", sagt Johannes Graf vom Deutschen Uhrenmuseum im Schwarzwald: "Die vom Deutschen Kaiserreich angeordnete Zeitumstellung sollte helfen, Energie zu sparen und war zugleich eine Machtdemonstration." Deutschland wollte anderen eine neue Zeit aufdrängen, "die Welt wecken", wie Graf erläutert. Auch in den USA wurden die Uhren während des Ersten Weltkriegs zum ersten Mal auf Sommerzeit gedreht.
Doch es gab Widerstand im Deutschen Reich, von der Bevölkerung und der Landwirtschaft sowie im Reichstag. Das belegen Dokumente von damals. Die Sommerzeit war umstritten - und wurde 1919 in der frühen Weimarer Republik wieder eingestellt.
1940, im Zweiten Weltkrieg, wiederholte sich das Ganze. Der Staat drehte am Zeiger, die Uhren wurden zum Sommer wieder umgestellt - mit ähnlichen Argumenten wie zu Beginn. Auch nach Kriegsende blieb das so. 1947 gab es sogar eine doppelte Sommerzeit, die Uhren wurden zwei Mal und somit insgesamt zwei Stunden vorgestellt. Das Tageslicht sollte ausgenutzt und so Energie gespart werden. Nach sieben Wochen war damit aber Schluss. Und zwei Jahre später war dann komplett Schluss mit dem Uhrenverstellen. Der Protest der Bevölkerung war zu groß.
Die Ölkrise: Geburtshelfer für die weltweite Zeitumstellung
Drei Jahrzehnte später, in Zeiten der Ölkrise, belebte 1976 Frankreich die Idee wieder, die Sowjetunion folgte 1979, die beiden deutschen Staaten, die Bundesrepublik und die DDR, dann 1980. Seither gilt die Zeitumstellung in Deutschland - und seit diesem Jahr stellen fast alle europäischen Staaten die Uhren zur Sommerzeit um, seit 1981 auch die Schweiz.
Seit genau 20 Jahren ist sie europaweit einheitlich geregelt. Die Europäische Union dreht seit 1996 für alle verbindlich am Zeiger: Zum Sommer geht es eine Stunde vor, zum Winter wieder eine Stunde zurück.