Schäden und Verletzte nach Unwettern in ganz Deutschland

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Im Landkreis Lichtenfels wurde der Himmel durch so manch einen Blitz erhellt. Foto: NEWS5 / Fricke
Im Landkreis Lichtenfels wurde der Himmel durch so manch einen Blitz erhellt. Foto: NEWS5 / Fricke

Vollgelaufene Keller in Oberfranken, Blitzeinschläge und Flugausfälle in Frankfurt und Stuttgart: Wieder verursachen Unwetter in Teilen Deutschlands Schäden. Ein Ende der Gewitter ist auch am Freitag nicht in Sicht. Der DWD warnt erneut. Aber wo?

Der Deutsche Wetterdienst warnte am Freitag erneut vor starken Gewittern - Bis 23 Uhr können noch im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen Gewitter auftreten.




Über Teile Bayerns sind am Donnerstagabend heftige Unwetter hinweggezogen. Betroffen waren die oberfränkischen Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels. Außerdem Regionen in Oberbayern sowie München. Auch am Freitag kann es wieder schwere Gewitter geben. Laut Deutschem Wetterdienst drohen bis in die Nacht Gewitter und Starkregen in Franken.

In den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels standen nach Angaben der zuständigen Leitstelle am Donnerstagabend 40 Keller unter Wasser. "Die Einsätze laufen noch", sagte ein Sprecher am späten Abend.

"Im Vergleich zum letzten Unwetter vor einer Woche war es ein kleineres Unwetter", sagte ein Sprecher der zuständigen Rettungsleitstelle in Ingolstadt. Zunächst habe es 60 Einsätze verschiedener Feuerwehren gegeben. 120 Notrufe gingen ein. Demnach standen Keller und Straßen unter Wasser. Außerdem fielen Bäume auf Fahrbahnen. Verletzt wurde den Angaben nach niemand.


Unwetter: Zahlreiche Einsätze in Oberbayern


"Wir sind nun voll besetzt", sagte der Sprecher der Leitstelle, die die Einsätze von Feuerwehren und Rettungsdiensten koordiniert. Betroffen seien die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor vor schweren Gewittern gewarnt. Örtlich könnten bis zu 40 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen, vereinzelt auch mehr.


Feuerwehr muss in Marktheidenfeld oft ausrücken


Der Starkregen führte im Markheidenfeld zu zahlreichen vollgelaufenen Kellern und Wohnungen und überfluteten Straßen. Die Freiwillige Feuerwehr Erlenbach bat das Technische Hilfswerk um Hilfe - Die Notrufe wurden von der Integrierten Leitstelle in Würzburg per Fax direkt an die Einsatzzentrale im Marktheidenfelder Feuerwehrgerätehaus weitergegeben. Von dort aus wurden die Einsätze koordiniert. Insgesamt hatten die rund 50 Einsatzkräfte am Ende 20 Einsätze zu bewältigen. Größtenteils mussten Keller und Wohnung leer gepumpt werden.


In der Landeshauptstadt wurde die Feuerwehr nach eigenen Angaben zu 40 Einsätzen gerufen. Zu großen Teilen habe es sich um vollgelaufene Keller und undichte Dächer gehandelt. Betroffen war demnach auch der Hauptbahnhof. Wie mehrere Medien berichteten, drang Wasser in das Gebäude ein. Auf Bildern war zu sehen, wie Mitarbeiter des Bahnhofs Wassermassen beseitigen und Wasser an Wänden hinunterlief.


Flugausfälle in Stuttgart und Frankfurt, überflutete Straßen und Keller

Auch im Südwesten Deutschlands, in Hessen und Nordrhein-Westfalen haben am Donnerstagabend wieder heftige Unwetter gewütet. In der Nacht zum Freitag klangen die Gewitter ab - doch die Verschnaufpause währt wohl nur kurz. Ab Mittag rechnen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wieder mit Schauern und Gewittern. Lokal herrsche wieder Unwettergefahr, teilte der DWD auf seiner Homepage mit.

Am Stuttgarter Flughafen war am Donnerstagabend wegen des Unwetters über Stunden die Abfertigung eingestellt. "Ich gehe davon aus, dass der Betrieb am Freitag normal stattfinden wird", sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen. Passagiere und Mitarbeiter hatten am Abend in Flugzeugen, Fahrzeugen oder im Gebäude gewartet. Mehrere Flüge waren annulliert worden.


Mitarbeiter des Flughafens von Blitz getroffen


Ein Fahrzeug, in dem ein Mitarbeiter des Airports saß, wurde vom Blitz getroffen. Der Mitarbeiter wurde in ein Krankenhaus gebracht. Wie schwer er verletzt wurde, war zunächst nicht bekannt.
"Innerhalb von kürzester Zeit waren in Stuttgart Straßen, Keller und Unterführungen überflutet", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart am Freitagmorgen. Auch in Reutlingen, Esslingen und Mannheim war die Feuerwehr am Donnerstagabend zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt. Keller liefen voll, Straßen waren überflutet.


Flugverkehr in Frankfurt bricht zusammen


In Hessen traf es vor allem das Rhein-Main-Gebiet. Am Frankfurter Flughafen konnten am Abend zeitweise keine Flugzeuge mehr starten und landen. Laut Flughafenbetreiber Fraport fielen rund 180 Flüge aus. In einem Frankfurter Krankenhaus legte nach Polizeiangaben ein vom Starkregen ausgelöster Stromausfall den Betrieb größtenteils lahm. Große Teile der Klinik mussten evakuiert werden, wie ein Polizeisprecher sagte.

In Nordrhein-Westfalen waren vor allem das Sauerland, das Ruhrgebiet und das Rheinland betroffen. In Plettenberg im Nordwesten des Sauerlandes führte Starkregen nach Polizeiangaben zu Ausfällen von Ampelanlagen, vollgelaufenen Kellern und hochgedrückten Gullydeckeln. "Die Lage hatte sich zum Abend wieder beruhigt", sagte eine Polizeisprecherin am frühen Freitagmorgen.

In Bonn brannten zwei Dachstühle nach Blitzeinschlägen, wie die Feuerwehr mitteilte. Verletzte gab es nicht. Die Einsatzkräfte hatten zudem mit vollgelaufenen Kellern und durch Blitzschläge verursachten Baumbränden zu kämpfen.


Zahlreiche Unwetter nur Vorboten der Zukunft?

Die schweren Unwetter der vergangenen Wochen sind nach Einschätzung des weltgrößten Rückversicherers Munich Re nur Vorboten der Zukunft. Seit etwa zwanzig Jahren gibt es demnach in der Nordhälfte Europas im Frühjahr deutlich häufiger Unwetter mit Starkregen als zuvor.

Nach Klimamodell-Studien werde es künftig häufiger "konvektive Starkniederschläge" und mehr Hitze- und Trockenperioden geben, sagte am Donnerstag Eberhard Faust, Forschungsleiter für Klimarisiken und Naturgefahren bei Munich Re. "Die Wetterabläufe der vergangenen Wochen passen also grob in das Bild, dass uns der Klimawandel in der Zukunft noch viel häufiger zeigen wird."


Jahrhunderthochwasser - mehrmals in einem Jahr


Der Münchner Konzern betreibt eine eigene Klimaforschungsabteilung und analysiert weltweite Unwetterdaten - als Grundlage für die Risikoabschätzung im Versicherungsgeschäft. Seit Mitte Mai komme es insbesondere südlich einer Linie von Emden nach Chemnitz örtlich zu Starkregen und Überflutungen, sagte Faust.

Lokal habe es mehrfach so stark geregnet wie es im Schnitt einmal in hundert Jahren zu erwarten wäre. "Von der derzeitigen Wetterlage mit Gewitterneigung können weiterhin vor allem West- und Süddeutschland über die kommenden Tage betroffen sein."

Die aktuelle Wetterlage ähnele dem Mai und Juni 2016, als eine Serie schwerer Gewitter niederging, die insgesamt einen Schaden in Höhe von 2,6 Milliarden Euro anrichteten.