Mann mitten im Frankfurter Hauptbahnhof in den Kopf geschossen: "Bahnhof ist schlimmer geworden"

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Tötungsdelikt am Frankfurter Hauptbahnhof
Am Frankfurter Hauptbahnhof ist ein Mann erschossen worden.
Tötungsdelikt am Frankfurter Hauptbahnhof
Andreas Arnold (dpa)

An einem Gleis des Frankfurter Hauptbahnhofs wurde ein Mann durch Kopfschüsse getötet. Dabei gilt in dem Gebäude erst seit Kurzem ein Waffenverbot.

Im Zentrum des Frankfurter Hauptbahnhofs soll ein Mann einen 27-Jährigen offenbar durch Schüsse in den Kopf getötet haben. Der mutmaßliche Täter, ein 54-Jähriger, wurde kurz darauf von der Bundespolizei verhaftet. "Wir haben beantragt, gegen den Tatverdächtigen einen Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes zu erlassen", sagte der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Dominik Mies.

Das Opfer erlag seinen Verletzungen am Tatort, nachdem der Angriff am Dienstagabend (20. August 2024) stattgefunden hatte. Beide Männer sind türkische Staatsangehörige, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Verdächtige soll bereits am Mittwoch einer Haftrichterin vorgeführt werden, die darüber entscheiden wird, ob er in Untersuchungshaft kommt.

Schüsse in den Kopf am Frankfurter Hauptbahnhof

Vorerst war nicht klar, in welchem Verhältnis die beiden Männer zueinander stehen. "Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang, deswegen bitte ich um Verständnis, dass wir zur Motivlage und der Beziehung zwischen Tatverdächtigem und Opfer noch nichts sagen können", so Mies. Erst vor etwas mehr als zweieinhalb Monaten wurde am Frankfurter Hauptbahnhof ein nächtliches Waffenverbot eingeführt. 

Was genau geschah mitten in einem der größten Bahnhöfe Deutschlands? Laut Ermittlungsbehörde soll sich der 54-Jährige gegen 21:00 Uhr in der Nähe von Gleis 9 dem späteren Opfer genähert und ihm von hinten in den Kopf geschossen haben, wie Mies schilderte. Nachdem der 27-Jährige zu Boden ging, schoss der Tatverdächtige noch zweimal auf seinen Kopf, bevor er die Pistole wegwarf und floh. Dank des schnellen und professionellen Eingreifens der Bundespolizei wurde der Verdächtige noch in der Nähe des Tatorts an Gleis 7 festgenommen. Die Beamten verhinderten, dass der Mann einen Zug bestieg und fliehen konnte.

Laut der Staatsanwaltschaft ist der Tatverdächtige in Baden-Württemberg gemeldet. Das Opfer hatte keine Meldeanschrift. Der 54-Jährige äußerte sich laut Staatsanwaltschaft zunächst nicht zur Tat. Nach den Schüssen musste der Hauptbahnhof für etwa 25 Minuten für Züge und Passagiere gesperrt werden. Zudem wurde der Bereich um Gleis 9 großräumig mit rot-weißen Absperrbändern gesichert.

"Der Bahnhof ist schlimmer geworden"

Reisende liefen etwas orientierungslos umher. Ein vermutlicher Augenzeuge sagte einem dpa-Reporter, dass der mutmaßliche Täter direkt mehrere Schüsse abgegeben habe. Der Sarg mit dem Leichnam des Opfers wurde später in einem Fahrzeug abtransportiert. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde bei der Spurensicherung gefunden.

Am Tag nach der Tat kehrte am Frankfurter Hauptbahnhof wieder der normale Alltag ein. Passanten eilten mit ihrem Gepäck vorbei, und in Hessen neigen sich die Sommerferien dem Ende zu. Viele haben von den Vorfällen noch nichts mitbekommen. "Dass so etwas mitten im Bahnhof passiert, ist schon erschreckend", sagt eine Frankfurter Studentin auf dem Weg nach München. Besonders, da das Bahnhofviertel ohnehin einen schlechten Ruf hat.

"Der Bahnhof ist schlimmer geworden", meint ein Mann, der seit über 20 Jahren an einem Bäckereistand in der Nähe von Gleis 9 arbeitet. Eine Frau aus Gießen sieht es entspannter. Man solle sich nicht verrückt machen lassen, "sonst hat man am Ende überall Angst", sagt sie. Man könne auch auf der Straße überfallen werden. Und: "Ich denke, man erschießt ja nicht jemanden ohne Grund. Ich nehme mal an, die beiden werden sich gekannt haben."

Seit Juni gilt nächtliches Waffenverbot

Am Hauptbahnhof gilt seit dem 1. Juni ein nächtliches Waffenverbot. Seitdem dürfen zwischen 20:00 und 5:00 Uhr keine Waffen gemäß dem Waffengesetz und keine Messer mit feststehender oder feststellbarer Klinge von mehr als vier Zentimetern Länge im Bahnhofsgebäude mitgeführt werden. Bereits zuvor war im Bahnhofsviertel, das auch wegen seiner offenen Drogenszene als Kriminalitätsschwerpunkt der Stadt gilt, ein Waffenverbot eingeführt worden.

Nach Angaben der Bundespolizei hat sich die Zahl der Gewaltdelikte mit Waffengebrauch seit den Corona-Jahren im Hauptbahnhof mehr als verdoppelt: von 80 im Jahr 2019 auf 176 im Jahr 2022. Der Frankfurter Hauptbahnhof wurde am 18. August 1888 - damals als "Centralbahnhof" - in Betrieb genommen. Heute zählt er mit täglich rund einer halben Million Fahrgästen und Besuchern sowie weit mehr als tausend Zügen zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland.

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