Wer sein Rad liebt, der ... Genau! Der hält es hoch, pflegt es, lässt es in der Wohnung mitwohnen und überholt Autos damit. "Cycle Love" ist der Titel eines wunderschönen Bildbands, der Fahrradliebhaber und ihre Räder porträtiert.
Wer sein Rad liebt ... Genau! Der hält es hoch, pflegt es, lässt es nie vor der Tür alleine rumstehen, überholt Autos damit und verschmilzt zentaurengleich mit ihm zu einem schnellen Ganzen. In der Provinz immer noch bedrängt und bemitleidet, saust der Fahrradfahrer in der Stadt längst clever-klimafreundlich durch den Verkehr. Doch wichtiger als ohne Parkplatz-Horror ans Ziel zu kommen, ist vielen das Lebensgefühl, das sie mit ihrem Rad erfahren: Freiheit, Einzigartigkeit, Tüftlergeist und die Idee anders (besser?) als andere zu handeln.
Treue Gefährten Simon Akstinat hat dieser "Cycle Love" ein gleichnamiges Denkmal gesetzt: Der Autor von "Ach ja!? - Faszinierende Fakten" und "Made in Germany" ist in Berlin 90 Fahrradliebhabern über den Weg gelaufen und lässt sie von flotten Fixies (Räder ohne Gangschaltung und oft ohne Bremse), restaurierten
Rennrädern, heiß geliebten Holland-Rädern und kuriosen Cruisern schwärmen.
Dazu hat Akstinat die Fahrradliebhaber mit ihrem Zweirad liebevoll und authentisch in Szene gesetzt und fotografiert. Hans-Christian Ströbele etwa posiert mit seinem uralten und ziemlich ramponierten Alurad, das ihm einst unter den Augen der Polizei am Reichstagsgebäude geklaut und dank einer öffentlichen Suchaktion wieder zu ihm zurückkam. Der Grünen-Politiker fährt immer noch damit zur Arbeit.
Die Idee zu diesem Buch, schreibt Akstinat, kam ihm während eines Schüleraustauschs in England: Als er seine Gasteltern um ein Fahrrad bat, hätten die erstaunt entgegnet: "Wozu? Wir haben doch den Wagen!"
Simon Akstinat: Cycle Love. München: Knesebeck 2013, 144 Seiten, 130 farbige Abbildungen, 16,95 Euro. ISBN: 978-3-86873-521-5