Mehrheit der Befragten für Entscheidungsfreiheit der Schulen
Denn Bildung ist Ländersache - ob es Verbote gibt oder nicht, entscheiden die einzelnen Bundesländer. In Hamburg liegt die Regelungshoheit sogar direkt bei den Schulen. Ein einheitliches Handyverbot für alle staatlichen Schulen soll es dort nicht geben.
Ein richtiger Ansatz, findet eine große Mehrheit der YouGov-Befragten (72 Prozent), die sich dafür aussprach, dass Schulen grundsätzlich die Freiheit haben sollten, eigene Regeln zur privaten Handynutzung auf ihrem Schulgelände aufzustellen. 28 Prozent vertraten dagegen die Auffassung, dass die Schulen selbst nicht die Entscheidungsgewalt haben sollten.
Auch in anderen Ländern gibt es Verbote
In mehreren europäischen Ländern wie etwa Frankreich oder den Niederlanden greifen Handyverbote im Unterricht schon länger. Italien verbietet ab dem neuen Schuljahr 2025/2026 die Smartphonenutzung auch in den höheren Klassen. Schülerinnen und Schüler unter 15 Jahren dürfen Handys im Unterricht dort schon seit Längerem nicht mehr nutzen.
OECD bestätigt Ablenkungspotenzial, betont aber auch Nutzen
Doch bringt ein striktes Handyverbot wirklich mehr Nutzen als Nachteile? Es kommt auf die Art der Beschränkung an, sagt die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie rät die Organisation zu einem verantwortungsbewussten Einsatz von Mobiltelefonen im Unterricht.
Sie warnt aber zugleich vor großen Lernrückständen bei Schülerinnen und Schülern, die sich durch Handynutzung ablenken lassen. Der Studie zufolge erzielten Schülerinnen und Schüler, die täglich eine bis fünf Stunden mit mobilen Endgeräten lernten, bessere Ergebnisse als solche, die keine Handys einsetzten oder sie im Unterricht für Privatzwecke nutzten.
Lehrerverband gegen absolutes Handyverbot
Der Deutsche Lehrerverband lehnt ein absolutes Handyverbot an Schulen aus mehreren Gründen ab. Der Verband plädiere vielmehr für einen «kritisch-reflektierten Handygebrauch, um Heranwachsende auf Ihrem Weg zur emanzipierten Person an eine überlegte Nutzung heranzuführen», schreibt Verbandspräsident Stefan Düll in einer aktuellen Stellungnahme. Das Smartphone könne gezielt für Lernzwecke eingesetzt werden, erklärt Düll weiter. «Durch ein absolutes Verbot wird für viele ein heimlicher Gebrauch attraktiv, der sich nur schwer kontrollieren lässt.» Sinnvoller seien klare und altersgerechte Nutzungsregeln.
Die Diskussion um den richtigen Umgang mit Handys im Unterricht dürfte nicht so schnell beendet sein. Es gibt auch Bundesländer wie Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die sich bislang gegen Handyverbote entschieden haben. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. In Thüringen könnte bald ein Smartphoneverbot an Grundschulen kommen - darauf hatten sich zumindest die Koalitionäre von CDU, BSW und SPD in ihrem Koalitionsvertrag verständigt.