Die brutalen Auseinandersetzungen im Sudan haben nicht nur direkt vor Ort Auswirkungen. Der Konflikt hat auch wirtschaftliche Dimensionen, die die ganze Welt betreffen.
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Seit Monaten gibt es Lieferengpässe bei Edeka, Aldi und anderen Supermärkten und Discountern. Vielerorts treffen Kund*innen auf leere Regale. Expert*innen befürchten jetzt, dass bald auch Cola betroffen sein könnte. Grund dafür sind Lieferprobleme bei einem wichtigen Rohstoff. Das wiederum hängt mit den Auseinandersetzungen im Sudan zusammen.
Brutale Machtkämpfe im Sudan erschweren Lieferung einer wichtigen Zutat
Im Sudan stehen sich derzeit zwei große Militärapparate gegenüber: die sudanesischen Streitkräfte unter Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) unter Führung seines Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo. Ungewöhnlich dabei ist, dass der De-Facto-Präsident und der Anführer der RSF einst Verbündete waren. Seit Mitte April dieses Jahres herrschen allerdings brutale Machtkämpfe im Sudan. Wegen der geplanten Integration der RSF in die sudanesische Armee kam es zu Spannungen zwischen den beiden Militärführern. Es ist wohl die Frage, wer künftig das Oberkommando über die Truppen erhalten würde, die schließlich zu der gewaltsamen Eskalation geführt hat.
Aktuell haben sich die Konfliktparteien auf eine Waffenruhe von 4. bis 11. Mai geeinigt. Seit Beginn des blutigen Konflikts sind bereits wiederholt Waffenruhen von bis zu 72 Stunden ausgehandelt worden, die jedoch immer wieder gebrochen wurden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) rechnet damit, dass bis zu 800.000 Menschen fliehen könnten. "Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt, aber wenn die Gewalt nicht aufhört, werden noch mehr Menschen gezwungen sein, auf der Suche nach Sicherheit aus dem Sudan zu fliehen", schreibt UNHCR-Chef Filippo Grandi am Montag (1. Mai 2023) auf Twitter.
Wegen des Kriegs im Sudan befürchten Expert*innen jetzt auch Auswirkungen auf den weltweiten Handel. Denn der Rohstoff Gummi arabicum wird vor allem in Afrika produziert - der Sudan liegt im nordöstlichen Afrika. Gummi arabicum ist laut dem Lebensmittellexikon eine "harzige Substanz aus langkettigen Kohlenhydraten." Der Pflanzensaft wird als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt, um Emulsionen (Fett-Wasser-Mischungen) und Schäume zu stabilisieren. In Getränken sorgt der Stoff dafür, dass Schwebestoffe fein verteilt bleiben. In Schaumweinen passt die Substanz die Perlgröße an. Der Stoff wird vor allem in Getränken, Süßigkeiten, Sahnesteif und Tortenguss verwendet. Auch in Säuglingsnahrung darf Gummi arabicum eingesetzt werden.
Experten befürchten leere Regale: "Unternehmen können ohne Gummi arabicum nicht existieren"
Marketing- und Entwicklungsleiter von Agrigum, Dani Haddad, erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: "Unternehmen wie Pepsi und Coke können ohne Gummi arabicum in ihren Rezepturen nicht existieren." Agrigum ist einer der zehn weltweit führenden Anbieter von Gummi arabicum. Wegen der Abhängigkeit des Zusatzstoffes aus Afrika hätten Pepsi und Coca-Cola in Hinblick auf die politische Situation in der Sahelzone bereits Vorräte gelagert. Expert*innen würden allerdings damit rechnen, dass die Vorräte in fünf bis sechs Monaten aufgebraucht seien.
Bereits zwölf Exporteure, Lieferanten und Händler sollen den Inhaltsstoff verschiedenen Medienberichten zufolge nicht mehr anbieten. Es gebe zwar für viele Produkte Alternativen zum Gummi arabicum, die Hersteller von kohlensäurehaltigen Getränken wie Coca-Cola oder Pepsi seien aber auf den Zusatzstoff angewiesen.