"Soll an Maloche bis zum Tod gewöhnen": CDU schlägt steuerfreie "Aktivrente" vor - und erntet Kritik

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In Rente steuerfrei arbeiten: CDU-Vorschlag erntet heftige Kritik - "soll an Maloche bis zum Tod gewöhnen"
Auch nach der Rente arbeiten: Das soll mit einem Vorstoß der CDU einfacher werden, wird aber auch kritisiert.
In Rente steuerfrei arbeiten: CDU-Vorschlag erntet heftige Kritik - "soll an Maloche bis zum Tod gewöhnen"
Sebastian Gollnow/dpa

Nach der Rente weiterarbeiten, und das steuerfrei - dafür setzt sich die CDU ein. Der Vorschlag stößt aber auf heftige Kritik. Wer würde davon wirklich profitieren?

Die CDU will Älteren steuerfreies Weiterarbeiten in der Rente bis zu einer Grenze von 2000 Euro im Monat ermöglichen. Den Vorschlag für eine entsprechende "Aktivrente" untermauerte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann am Freitag (30. September 2023) in Berlin mit der Vorlage eines Rechtsgutachtens.

Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und weiterarbeitet, soll bis zu 2000 Euro pro Monat steuerfrei dazuverdienen können. Linnemann sagte: "Lasst uns das einfach mal zwei Jahre ausprobieren." Die CDU stehe bereit, den Vorschlag sofort umzusetzen. Auch im nächsten Wahlprogramm der CDU solle sich der Vorschlag wiederfinden.

CDU wirbt für steuerfreies Arbeiten in der Rente - wer davon wirklich profitieren würde

Vor allem dem zunehmenden Fachkräftemangel soll laut Linnemann so begegnet werden. Es sei in Deutschland "fast schon eine Tradition, dass man von 100 auf 0 geht, dass wenn man in Rente ist, dann sofort komplett aufhört zu arbeiten". Dabei wollten viele Menschen laut Umfragen im Fall von Steuervergünstigungen freiwillig länger arbeiten. Viele erwartet allerdings auch knappe Rente trotz gutem Verdienst, wie neue Daten zeigen.

SPD, FDP und Linke haben den CDU-Vorschlag kritisiert. Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sagte dem "Tagesspiegel", wer im Ruhestand arbeiten wolle, solle das tun. "Das CDU-Konzept der Aktivrente soll allerdings auch dazu dienen, die Menschen an die Maloche bis zum Tode zu gewöhnen." Es gebe "ein Recht auf Ruhestand".

Der FDP-Arbeitsmarktpolitiker Carl-Julius Cronenberg äußerte sich im "Tagesspiegel" ebenfalls ablehnend. Anreize zur Beschäftigung von Vollrentnern seien vernünftig, sagte er. Warum Linnemann aber "ausgerechnet ein Instrument vorschlägt, dass Millionen von Beschäftigten, zum Beispiel Handwerkern, nie zur Verfügung stehen wird und zudem das ohnehin komplizierte Steuerrecht weiter verkompliziert, erschließt sich nicht."

Harte Kritik an CDU-Vorschlag zur "Aktivrente"

Die SPD im Bundestag lehnte das CDU-Modell als ungerecht ab. "Der Vorschlag bevorzugt Professoren und Anwältinnen und benachteiligt diejenigen, die jahrzehntelang körperlich schwer gearbeitet haben, wie zum Beispiel Dachdecker oder Krankenpflegerinnen", sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt der Zeitung. Auch SPD-Finanzexperte Michael Schrodi hatte bereits kritisiert, dass solche Arbeitnehmer doppelt benachteiligt würden: "durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts und weil Erwerbsfähige durch die Steuerfreiheit bevorzugt würden", sagte er der dpa am Freitag.

Bereits heute müssen die Menschen, die das reguläre Rentenalter erreichen, nicht automatisch in Rente gehen. Sie können unbegrenzt hinzuverdienen. Wer weiterarbeitet, erhält für jeden Monat einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf seine Rente. Doch bei Überschreiten des Grundfreibetrags von 10 908 Euro im Jahr durch Rente und Hinzuverdienst fallen auch für diesen Steuern an.