Der Tierschutz hat grausame Bilder aus einem Zuliefer-Mastbetrieb des Fleisch-Konzerns Tönnies veröffentlicht und somit den sechsten Skandal enthüllt, in dem der Name "Tönnies" fällt. Das Unternehmen hat mit einer drastischen Maßnahme und einer Erklärung geantwortet.
Das Deutsche Tierschutzbüro hat einen erschreckenden Bericht über die Tierhaltung eines Zulieferers des Fleisch-Giganten Tönnies veröffentlicht. Das Tierschutzbüro hat demnach mithilfe eines Undercover-Teams Bilder aus einem Schweinemastbetrieb im nordrhein-westfälischen Landkreis Kleve angefertigt. Tönnies selbst antwortete in Form einer Pressemeldung - und sperrte den Landwirt.
Die Fotografen sollen sich in die Stallungen geschlichen haben und etwa 1000 Schweine vorgefunden, die auf Spaltenböden gehalten werden. Einen Auslauf habe es nicht gegeben. Noch grausamer ist: Viele Tiere seien offensichtlich krank gewesen, verletzt oder bluteten. Einige Schweine hätten faustgroße Abszesse, Nabelbrüche oder andere Wunden gehabt. Der Tierschutz schloss darauf, dass sich kein Tierarzt um die Tiere kümmert.
Keine medizinische Versorgung und eine Menge Grausamkeit: Skandal um Tönnies-Zulieferer
Eine Krankenbucht ist in Viehbetrieben Vorschrift. Auf dem angefertigten Videomaterial sei nichts dergleichen zu sehen gewesen. Nach Aussage der Aktivisten handelt es sich um über ein Jahr alte Aufnahmen aus Juli 2022. Das Tierschutzbüro unterstellt dem Landwirt außerdem Mutwilligkeit, da er Mitglied im "Rheinischen Erzeugerring für Mastschweine e.V." mit Sitz in Sonsbeck sei und dort ein Ehrenamt erfülle.
Der Tierschutz-Verein bezeichnet die Zustände in den Ställen obendrein als "katastrophal". Das Undercover-Team habe Dokumente aus dem Zeitraum März 2021 bis Dezember 2021 gefunden, die von 14 Fällen berichten, in welchen das Fleisch der geschlachteten Schweine nicht für den Verzehr durch Menschen geeignet war.
"Die Weiterverarbeitung hatte damals das Veterinäramt Gütersloh im Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück gestoppt, da es Auffälligkeiten wie Keime in der Blutbahn (Blutvergiftung), Streuung von Eitererregern im Blut, Bauchfellentzündungen, Gelenkentzündungen oder Lymphknoten-Veränderungen gab", schreibt das Tierschutzbüro.
Tönnies reagiert mit Erklärung - und sperrt den Zulieferer
"Diese Bilder erschüttern uns zutiefst und sind nicht zu akzeptieren. Die Tönnies Unternehmensgruppe verurteilt jegliche Art von Tierschutzverstößen und geht jedem Hinweis konsequent nach. So auch in diesem Fall: Der Landwirt wurde unverzüglich von uns gesperrt", schreibt Tönnies.
Dies sei nicht der erste Tierschutz-Skandal, der im Zusammenhang mit dem Fleischkonzern Tönnies aufgedeckt wurde. Insgesamt ist es bereits der sechste Fall. Der Tierschutz wirft dem Konzern vor, "nur durch Massentierhaltung und Ausbeutung von Tieren" zu funktionieren.