Am 9. Juni ist Europawahl: Das sind die deutschen Kandidaten im großen Überblick

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Europawahl 2024: Die deutschen Kandidaten im großen Überblick
Die Spitzenkandidaten der Parteien für die Europawahl 2024.
Europawahl 2024: Die deutschen Kandidaten im großen Überblick
Collage inFranken.de: dpa (Hintergrund: Jean-Francois Badias/AP/dpa)
SPD-Gremiensitzungen
Katarina Barley, Mitglied des Europäischen Parlaments und SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, gibt nach der Sitzung des SPD-Präsidiums im Willy-Brandt-Haus eine Pressekonferenz.
SPD-Gremiensitzungen
Kay Nietfeld (dpa)
FDP Präsidium
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP Spitzenkandidatin bei der Europawahl, spricht bei einer Pressekonferenz nach der FDP Präsidiumssitzung.
FDP Präsidium
Michael Kappeler (dpa)
Fabio De Masi
Fabio De Masi blickt beim Gründungsparteitag der neuen Wagenknecht-Partei in die Kamera des Fotografen.
Fabio De Masi
Kay Nietfeld (dpa)
Thomas Geisel
Thomas Geisel, ehemaliger SPD-Oberbürgermeister von Düsseldorf, äußert sich bei der Vorstellung der Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht - für Vernunft und Gerechtigkeit" (BSW) in der ...
Thomas Geisel
Bernd von Jutrczenka (dpa)
Carola Rackete und Martin Schirdewan
Carola Rackete (l) und Martin Schirdewan stehen nach ihrer Wahl zum Spitzenduo der Partei die Linken für das Europaparlament auf der Bühne.
Carola Rackete und Martin Schirdewan
Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Europawahl: Terry Reintke.
Terry Reintke
Kay Nietfeld (dpa)
Manfred Weber
ARCHIV - 06.03.2024, Rumänien, Bukarest: Manfred Weber, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, spricht während einer Pressekonferenz ...
Manfred Weber
Vadim Ghirda (AP)
AfD-Spitzenkandidat Krah (l.) und Parteichef Tino Chrupalla
ARCHIV - 01.04.2024, Sachsen, Dresden: Tino Chrupalla (r), AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, und Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, stehen während ...
AfD-Spitzenkandidat Krah (l.) und Parteichef Tino Chrupalla
Sebastian Kahnert (dpa)

Die enorme Bedeutung der Europawahl ist vielen Menschen in Deutschland nicht bewusst. Am 9. Juni 2024 wird gewählt - aber wer steht eigentlich auf dem Stimmzettel? Die Spitzenkandidaten im großen Überblick.

Die Europawahl 2024 findet bereits am 9. Juni statt. Millionen Menschen in Deutschland sind dann dazu aufgerufen, den zukünftigen Kurs der EU mitzubestimmen. Die Besonderheit: In der Bundesrepublik wurde das Wahlalter erstmals auf 16 Jahre herabgesetzt - damit sind mittlerweile fast 65 Millionen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger wahlberechtigt, knapp 3,5 Millionen mehr als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig gibt es keine 5-Prozent-Hürde. Gewählt werden die Vertreter und Vertreterinnen des Europäischen Parlaments.

Deutschland stellt als bevölkerungsreichstes Land der EU auch die meisten Abgeordneten im Parlament. Da auf EU-Ebene auch die EU-Staaten maßgeblich an der Gesetzgebung beteiligt sind, ist der Einfluss der Abgeordneten auf die neuen Gesetze zwar etwas beschränkt, aber dennoch erheblich. Sie müssen zahlreichen Gesetze zustimmen und können sie im Zweifel auch verhindern. Nach der Wahl beeinflusst das Europäische Parlament auch die Besetzung der EU-Kommission. Es kann Vorschläge der EU-Staaten für die Besetzung der Kommission ablehnen. 

Das sind die deutschen Spitzenkandidaten für die Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni 2024

CSU: Manfred Weber (Landkreis Landshut)

Spitzenkandidat der CSU ist Manfred Weber. Der Politiker aus Niederbayern war vor fünf Jahren auch Spitzenkandidat der christdemokratischen Parteienfamilie EVP für den Posten des Kommissionspräsidenten gewesen. Ihm gelang es letztlich aber nicht, bei den Staatschefs im Europäischen Rat eine Mehrheit für seine Wahl hinter sich zu vereinen, weswegen dann von der Leyen zum Zuge kam.

Der 51-jährige Weber ist heute Fraktionschef der Christdemokraten im Europaparlament sowie Vorsitzender der Europäischen Volkspartei. Bevor er hauptberuflicher Politiker wurde, studierte der Hobby-Gitarrist physikalische Technik mit Schwerpunkt technischer Umweltschutz an der Fachhochschule München. Weber hatte 2023 für Wirbel gesorgt, weil er eine Zusammenarbeit mit der extrem rechten italienischen Ministerpräsidentin Meloni befürwortete. 

SPD: Katarina Barley (Köln)

Katarina Barley führt die SPD als Spitzenkandidatin in die Europawahl. Für die Juristin ist es die zweite Spitzenkandidatur nach der Europawahl 2019. Bislang ist die 55-jährige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Sie war Bundesjustizministerin, zuvor Familienministerin und SPD-Generalsekretärin. Die zweifache Mutter ist seit 1994 Mitglied der SPD.

"Ich bin Europäerin durch und durch", versichert Barley auf ihrer Internetseite. Die Mutter der gebürtigen Kölnerin ist Deutsche, der Vater Brite. Studiert hat Barley unter anderem in Paris. Im EU-Parlament hat sie sich für Rechtsstaatlichkeit starkgemacht und ist als Kritikerin von Ungarns Regierungschef Viktor Orban aufgefallen. Barley dachte zuletzt über eine EU-Atombombe zur Abschreckung Putins nach. 

FDP: Agnes-Strack-Zimmermann (Düsseldorf)

Die 66 Jahre alte Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als streitbare Verteidigungspolitikerin einen Namen gemacht. In ihrer Wahlkampagne wirbt sie für sich als "Eurofighterin" - in Anlehnung an das Kampfflugzeug Eurofighter. Sie wurde in Düsseldorf unter dem Namen Marie-Agnes Jahn geboren und ist derzeit Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag. Studiert hat sie an der LMU München Publizistik, Politik und Germanistik. Privat fährt sie gerne Motorrad. Der Verteidigungspolitikerin wurde im März vorgeworfen, eine Geheimsitzung zur Militärstrategie in der Ukraine nicht gut genug abgesichert zu haben, da im Anschluss Informationen nach außen drangen. 

Grüne: Terry Reintke (Gelsenkirchen)

Terry Reintke sieht sich als Kind des Ruhrgebiets, gilt als selbstbewusste Feministin und Verfechterin einer starken Sozialpolitik. Die 36-Jährige ist Vorsitzende der Grünen im EU-Parlament und hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Grünen im Süden und Osten der EU punkten. Sollte von der Leyen nicht noch mal Kommissionspräsidentin werden, könnte sie Deutschlands nächste EU-Kommissarin werden.

Reintke war in der Vergangenheit vor allem als Kämpferin für Gleichberechtigung in Erscheinung getreten und lebt in einer lesbischen Beziehung mit der französischen Senatorin Mélanie Vogel. In der Affäre um den Rücktritt des Grünen-Europaabgeordneten Malte Gallée war jüngst Kritik an ihr laut geworden, Gerüchten um Belästigungsvorwürfe nicht genug nachgegangen zu sein. Die 36-Jährige ist trotz Skepsis jetzt bei TikTok - der Raum dürfe "nicht den Rechten überlassen"werden, sagte sie. 

AfD: Maximilian Krah (Landkreis Bautzen)

Die AfD-Liste zur Europawahl führt Maximilian Krah (46) an, der die Unterstützung des Rechtsaußen-Flügels der Partei genießt. Der gebürtige Dresdner ist seit 2019 Europaabgeordneter. 2023 veröffentlichte der Rechtsanwalt ein Buch mit dem Titel "Politik von rechts. Ein Manifest". Es erschien im Verlag von Götz Kubitschek, der nach Einschätzung des Verfassungsschutzes zu den wichtigsten Akteuren der sogenannten Neuen Rechten zählt. Krah war früher in der eigenen Partei wegen seiner Nähe zu China kritisiert worden.

Jüngst geriet er in den Fokus der Öffentlichkeit, weil er der prorussischen Internetplattform "Voice of Europe" die vom tschechischen Kabinett auf die nationale Sanktionsliste gesetzt worden war, Interviews gegeben hatte. Am 22. April 2024 wurde ein Mitarbeiter Krahs verhaftet, der Spion für die chinesische Regierung sein soll.

Die Linke: Martin Schirdewan (Berlin)/Carola Rackete (Plön/Schleswig-Holstein)

Spitzenkandidat auf der Liste für die Europawahl ist Parteichef Martin Schirdewan zusammen mit der parteilosen Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete. Schirdewan ist Bundesvorsitzender der deutschen Linken und bereits Co-Chef der Linksfraktion GUE/NGL im Europaparlament.

Der promovierte Politikwissenschaftler wurde 1975 in Ostberlin geboren und war 2019 schon einmal Spitzenkandidat zur Europawahl. Carola Rackete ist parteilose Aktivistin. Die 35-jährige Kapitänin wurde 2019 international bekannt, als sie mit dem Schiff "Sea Watch 3" mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen trotz eines Verbots der italienischen Behörden die Insel Lampedusa anlief.

Bündnis Sahra Wagenknecht: Fabio de Masi (Kreis Groß-Gerau/Hessen)/Thomas Geisel (Ostalbkreis, Baden-Württemberg)

Für die Wagenknecht-Partei treten der ehemalige Linken-Politiker Fabio De Masi und der ehemalige SPD-Politiker Thomas Geisel als Spitzenkandidaten an. Der 44-jährige De Masi saß von 2014 bis 2017 für die Linke im Europaparlament, bevor er für die Linke in den Bundestag nach Berlin wechselte. 2021 schied er aus dem Bundestag aus und erklärte 2022 seinen Austritt aus der Partei Die Linke. Der studierte Volkswirt machte sich einen Namen als Aufklärer in Finanzskandalen, darunter der Cum-Ex-Skandal. Der 60-jährige Thomas Geisel war von 2014 bis 2020 Oberbürgermeister von Düsseldorf und hat Jura und Politik studiert. Die neue Partei wird von Kritikern des Populismus bezichtigt - auch wird ihr eine inhaltliche Nähe zur AfD beim Thema Migration unterstellt.