Politiker loben Protest
Vizekanzler Robert Habeck wertete die Demonstrationen als ermutigendes Zeichen für die Demokratie. «Was für eine Kraft, die von diesem Wochenende ausgeht», schrieb er auf der Plattform Instagram. «Ihr zeigt, dass Deutschland eine starke Demokratie ist. Dass Ihr nicht duldet, wenn der Rechtsextremismus die Grundfeste unseres Staates zerstören will». Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) lobte den zunehmenden Protest gegen rechts in Deutschland vor allem auch in kleineren und mittelgroßen Städten. «Das ist doch die Stärke in unserem Land», sagte sie in Potsdam. Wenn es um die Frage gehe, ob man Mensch oder Menschenhasser sei, gingen Menschen auf die Straße - auch ohne große Aufrufe und zum ersten Mal.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, bezeichnete die Demonstrationen als «gut und wichtig». «Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Bündnis», sagte die SPD-Politikerin «Zeit Online». Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf der Plattform X, ehemals Twitter: «So viele Menschen, die Gesicht und Haltung zeigen - unsere Demokratie lebt von starken Demokraten wie Euch!» Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schrieb an die Bürgerinnen und Bürger, die demonstriert hatten: «Vielen Dank für dieses klare Signal! Wenn Demokraten zusammenhalten, haben Extremisten keine Chance.»
Zuvor hatte auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Menschen gedankt, die bundesweit gegen rechts demonstrierten. Das zeige, dass es in der Mitte der Gesellschaft «eine breite Allianz» gebe, sagte er. Wüst forderte erneut eine solche «Allianz der Mitte» auch in der Politik, die sich parteiübergreifend und über alle staatlichen Ebenen hinweg bilden müsse. «Wir brauchen einen Schulterschluss der Demokraten.» Er bezeichnete die AfD als «brandgefährliche Nazi-Partei». Auf X, ehemals Twitter, schrieb der CDU-Politiker, die AfD stehe nicht auf dem Boden des Grundgesetzes. «Die AfD ist keine konservative Partei und erst recht keine wertorientierte Partei.»
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der selbst an einer Demonstration in Görlitz teilgenommen hatte, nannte die Demonstrationen bewegend. «Und ich glaube, den vielen ehrenamtlich engagierten Menschen in Deutschland, die sich für unser Gemeinwesen engagieren – für die ist das eine riesige Unterstützung – und natürlich für diejenigen, die einen Migrationshintergrund haben», sagte er in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin».
CDU-Chef Friedrich Merz warnte dagegen in der ARD-Sendung «Caren Miosga» am Abend davor, AfD-Wähler pauschal zu verurteilen. «Wenn wir AfD-Wähler zurückgewinnen wollen, dann dürfen wir sie nicht beschimpfen. Es gibt sicherlich Leute, die können wir nicht mehr erreichen.» Aber: «Die Nazi-Keule bringt uns nicht weiter, wenn wir das Problem lösen wollen.»
Überlebende des Holocaust zeigen sich dankbar
Das Internationale Auschwitz Komitee dankte den Menschen für ihren Protest. «Überlebende des Holocaust sind all denjenigen, die in diesen Tagen gegen den Hass und die Lügenwelt der Rechtsextremen auf die Straße gehen mehr als dankbar. Sie empfinden diese Demonstrationen als ein machtvolles Zeichen der Bürgerinnen und Bürger und eine Belebung der Demokratie auf die sie lange gehofft und gewartet haben», teilte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner mit.