Ekelerregende Zustände bei Burger King: Undercover-Recherchen bringen "neue Skandale" ans Licht - Mäusekot und falsche Versprechen

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Undercover-Recherchen von Team Wallraff bringen "neue Skandale" von Burger King ans Licht
Katastrophale Zustände hat das Team Wallraff bei Burger King aufgedeckt.
Undercover-Recherchen von Team Wallraff bringen "neue Skandale" von Burger King ans Licht
Gregor Fischer/dpa (Symbolbild)

Bereits im Jahr 2014 hat das Team um Günter Wallraff von "unzumutbaren Hygiene- und Arbeitsbedingungen" in mehreren Filialen der Fastfoodkette Burger King berichtet. Acht Jahre später scheinen sich die Bedingungen bei Burger King nicht verbessert zu haben. Im Gegenteil: Das Team hat skandalöse Entdeckungen gemacht.

  • Undercover-Recherchen: So sieht es bei Burger King hinter den Kulissen aus
  • Falsche Versprechungen: "Vegan ist nicht gleich vegan"
  • Reaktion: Das sagt Burger King zu den Vorwürfen

In der neuen Folge "Team Wallraff undercover bei Burger King - Ekel, Ausbeutung und neue Skandale", die am Donnerstag (29. September 2022) um 20.15 Uhr auf RTL ausgestrahlt wurde, hat das Recherche-Team fragwürdige Entdeckungen bei der Fastfoodkette Burger King gemacht. 

Werbung mit Vegan-Award und Veggie-Label

Burger King inszeniert sich gerne als "Vorreiter" in Sachen vegetarische und vegane Fleischalternativen. Die Fastfoodkette bietet seit Juli dieses Jahres für alle Burger mit Rindfleisch und zu fast jedem anderen Fleischgericht auch eine vegetarische Variante an. "Wir wollen unseren Gästen die Wahl geben und rechnen damit, dass das sehr gut läuft", betonte Marketingchef Klaus Schmäing gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa).

Daher gibt es seit 2021 das "weltweit erste Plant-based Burger King Restaurant" in Köln. Plant-based sei aber nicht gleichbedeutend mit "vegan", denn die Patties auf den Burgern seien zwar vegan, der Käse aber weiterhin auf Milchbasis. In Wien (Österreich) ist das Fastfood-Restaurant einen Schritt weitergegangen. Dort wurde im Juli 2022 eine rein vegane Filiale eröffnet. Das berichtet Burger King auf seiner Webseite. Die Fastfoodkette wurde sogar mit dem "Vegan Food Award 2022" von der Tierschutzorganisation PETA ausgezeichnet, wie der Bundesverband Systemgastronomie berichtet hatte. Umso erschreckender sind jetzt die Ergebnisse der Reportage von Team Wallraff.

Vier Produkte seien mit dem sogenannten V-Label lizenziert, so RTL News. Dieses Label Veganer*innen eigentlich die Sicherheit geben, dass die Produkte bei der Herstellung/Zubereitung von Lebensmitteln mit Fleisch getrennt verarbeitet werden. Das hätte zumindest Burger Kings Marketingchef bei einer Food-Messe in Hamburg erklärt. Sobald lizenzierte Produkte mit tierischen Produkten in Kontakt kämen, sie das Siegel wieder weg. Eine Reporterin des Team Wallraff ist der Frage nachgegangen, ob diese strikte Trennung in der Küche eines Fast-Food-Unternehmens überhaupt möglich ist. Daher war sie undercover in einer Filiale in München.

Falsche Versprechungen: "Manches willst du gar nicht wissen als Kunde"

Schon zu Beginn ihrer Recherche ist deutlich geworden: Die Trennung von veganen und fleischhaltigen Burger-Patties wird nicht so genau eingehalten wie versprochen. Wärmebehälter seien unklar beschriftet, sodass es immer wieder zu Verwechslungen bei den Patties käme. Auch kommen vegetarische und vegane Burger - entgegen der Voraussetzungen für das V-Label - immer wieder in Kontakt mit Fleisch und werden auch in der Fleisch-Fritteuse zubereitet. „Es gibt einfach Sachen, die willst du gar nicht wissen als Kunde“, sagte ein Mitarbeiter der Reporterin. Ob man wirklich ein veganes Produkt erhält, wenn man eines bestellt, ist also mehr Glück als Garantie. 

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Zwei Informanten hätten dem Recherche-Team auch bestätigt, dass die Vorfälle in der Münchner Filiale keine Einzelfälle seien. Auch an anderen Standorten käme es immer wieder zu ähnlichen Vorkommnissen. "Wenn man keine Long-Chicken-Patties hat als plant-based, dann nimmt man die normalen und wickelt die in Plant-based-Papier." Auch bei den Nuggets würden "normale" statt vegane verkauft werden. Kund*innen würden davon nichts merken. "Dir wird ja eh von Chefs, von den Bezirksleitern vorgegeben: Die Leute fressen alles", so einer der Informanten. Ganz anders hört sich da die Stellungnahme von Burger King zu den Vorwürfen an: "Burger King Deutschland toleriert keinerlei Missachtung seiner hohen Standards."

Auch die Hygiene-Zustände sind nach den Erkenntnissen der Recherche alles andere als wünschenswert. Mäuse würden laut einem Mitarbeiter "quasi zum Inventar gehören". Ein MItarbeiter der Filiale am Kölner Friesenplatz erzählt Günter Wallraff: "Spätestens wenn du das erste Mal siehst, dass eine Maus im Brotkorb sitzt, da isst du nichts mehr." Mäuse scheinen zum Alltag bei Burger King zu gehören. Die Gefahr, dass die kleinen Tiere, Krankheiten übertragen können, scheint niemanden weiter zu interessieren, "Da haben wirklich nur noch die Uniformen gefehlt von Burger King und dann hätten die anfangen können. Die waren auf jeden Fall mehr als wir. Die sind sehr oft in der Küche zu finden, teilweise in der Shake- und Eismaschine", erzählt ein Informant.

"Massenhaft Mäusekot" bei Burger King: Fünf Filialen werden geschlossen

Ein als Gast getarnter Journalist des Wallraff-Teams habe selbst eine Maus im Küchenbereich gesehen. Als eine Reporterin die Schichtleiterin auf das Problem ansprach, meinte diese: "Das ist Gastronomie. Hier auf der Straße kannst du das gar nicht verhindern.“ Es gäbe zwar einige Fallen, doch die scheinen primär für die Kontrollen durch das Gesundheitsamt aufgestellt zu werden und nicht wirklich effektiv zu sein. Die Reporterin entdeckte "massenhaft Mäusekot" im Flur und in einem Sicherungskasten "in direkter Nähe zur Küche."

Die Mäuseplage sei aber nicht der einzige Hygienemangel. Beim Betreten eines Aufzugs sei der Reporterin "übler Geruch nach Urin und Abfällen" ins Gesicht geschlagen. Das Fleisch werde außerdem nicht richtig gekühlt. Immer wieder habe sie beobachten können, wie ein Mitarbeiter die Kühlung beim Betreten ausgeschalten habe. Die Temperatur sei zudem immer wieder von -23 auf -9 Grad angestiegen. Ein Mitarbeiter habe immer wieder an dem Fleisch gerochen und dabei das Gesicht verzogen. Auf die Nachfrage, ob das Burgerfleisch weggeworfen werden müsse, antwortete er: "Zu spät. Mach deine Augen hier zu!" Burger King selbst sagt zu den Recherche-Ergebnissen: "Unsere detaillierte Analyse hat gezeigt, dass unsere Standards zwar hoch (…) sind, es uns aber offenbar nicht immer gelingt, diese vor Ort bei allen Mitarbeitenden zu verankern. Wir werden die Trainingskultur für und mit den Teams so weiterentwickeln (...), dass sie mehr denn je auf ein erstklassiges und ganzheitliches Gästeerlebnis ausgerichtet ist. Wir nehmen (...) diese Vorwürfe sehr ernst."

Offenbar werden die Vorwürfe tatsächlich ernst genommen. Denn die Deutsche Presseagentur berichtet am Freitag (30. September 2022), dass die im Beitrag gezeigten Restaurants temporär geschlossen und genau überprüft werden. Zudem habe man im September eine außerordentliche externe Überprüfung aller 750 Burger-King-Restaurants in Deutschland vorgenommen. Burger King will nun außerdem eine Whistleblower-Hotline zum Melden von Missständen einrichten.

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