Der Start war holprig, nun soll alles besser werden. Das versprechen sich Union und SPD beim ersten Koalitionsausschuss nach der Sommerpause. Der Test werden die anstehenden Sozialreformen sein.
Nach einem holprigen Start in den ersten 100 Tagen haben sich Union und SPD versprochen, bei den anstehenden Reformvorhaben konstruktiver zusammenzuarbeiten. Bei einer Sitzung des Koalitionsausschusses räumten die vier Parteichefs von CDU, CSU und SPD zwar Fehler und Querelen in den ersten Monaten seit der Vereidigung des Kabinetts im Mai ein, riefen aber gemeinsam dazu auf, den Blick nach vorn zu richten. Das Treffen endete am Abend nach knapp viereinhalb Stunden inklusive einer zwischendrin eingeschobenen Pressekonferenz.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte unter anderem bis Ende des Jahres Eckpunkte für eine Bürgergeld-Reform an. SPD-Chef Lars Klingbeil sprach von einer offenen und ehrlichen Debatte. Man sei sich einig, nun «die Sicherheit von Arbeitsplätzen als Topthema zu betrachten». CSU-Chef Markus Söder sieht die schwarz-rote Koalition und Deutschland insgesamt vor entscheidenden Wochen und Monaten. «Der heutige Tag ist wichtig, um nach der Sommerdepression der Koalition eine neue Herbst-Kraft zu finden.»
Die Beschlüsse im Einzelnen:
Sozialreformen: Merz und Bas versöhnlich
Da hatte es in den vergangenen Tagen zwischen Merz und Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) ziemlich geknirscht. Nun zeigen sich beide versöhnlich. Merz bekennt sich ausdrücklich zum Sozialstaat. «Wir wollen ihn nicht schleifen, wir wollen ihn nicht abschaffen, wir wollen ihn nicht kürzen», sagte er. «Wir wollen ihn in seinen wichtigsten Funktionen erhalten.» Deshalb - da sei er sich mit Bas einig - müsse der Sozialstaat reformiert werden.
Bas sagte, sie habe Reformbedarf beim Bürgergeld nie widersprochen. «Mich muss man hier auch nicht zum Jagen tragen.» Priorität wolle sie nun darauf legen, dass Arbeitsplätze erhalten würden und die Wirtschaft angekurbelt werde. Angesprochen auf eine Forderung von Merz vom Vortrag nach Einsparungen beim Bürgergeld in Höhe von fünf Milliarden Euro äußerte sich Bas zurückhaltend. «Ich dämpfe immer die Erwartungen.» Denn: «Es ist abhängig davon, dass die Wirtschaft anzieht.»
Nach deutlichen Worten zwischen Merz und Bas hatten sich beide am Abend vor dem Koalitionsausschuss zum Abendessen getroffen. Dabei hätten sie sich «bei zwei Bier», wie die SPD-Chefin sagte, gut verständigt. Beide könnten auch einmal mit deutlichen Worten leben, ergänzte Merz.
Haushalt: Klingbeil will keinen öffentlichen Streit
Beim Aufstellen des schwierigen Bundeshaushalts 2027 wollen die Parteichefs politische Führung zeigen. «Ich will darauf verzichten, dass wir im normalen Haushaltsaufstellungsverfahren für 2027 in nächtelange Koalitionssitzungen kommen und öffentlichen Streit, falls es den geben sollte an der einen oder anderen Stelle, zelebrieren», sagte Finanzminister Klingbeil.