Die Kunst, es kurz zu machen

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Foto: Ronald RInklef
Foto: Ronald RInklef

Kürzen kann man immer, hat Quentin Tarantino mal gesagt. Sein aktueller Film "Django unchained" ist deshalb auch nur 180 Minuten lang geworden.

Keine Zeit für virtuose Langstreckendialoge und schöne Nebenhandlungen hat man dagegen, wenn man einen Kurzfilm dreht: "30 Minuten ist so die maximale Länge", sagt Michael Elflein. Der 29-jährige Erlanger schaut sich gerade jede Menge filmische Quickies an, als Schriftführer im Bamberger-Kurzfilmtage-e.V.-Team.

Elflein weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Spaß und Arbeit es macht, einen Kurzfilm zu drehen. Der Hobby-Autor hat letztes Jahr seine Mystery-Kurzgeschichte "In Memoriam" verfilmt. Das Internet und viele Freiwillige haben ihm dabei geholfen: "Den Text habe ich 2002 geschrieben und auf www.kurzgeschichten.de veröffentlicht", erzählt Elflein. Schnell interessierten sich Leser und eine Filmproduktionsfirma für die Geschichte über einen Mann und eine Frau, die sich zufällig in einer Bar begegnen. Der Mann, Thomas, behauptet, mit ihr, Ellen, verheiratet zu sein. Sie hält das Ganze zunächst für eine Verwechslung, da sie Thomas noch nie zuvor gesehen hat. Doch er weiß Dinge über sie, die ein Fremder unmöglich wissen kann... "Die Filmfirma wollte ,In Memoriam‘ damals verfilmen, aber das hat dann nicht geklappt." Letztes Jahr beschloss er, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. "Ich überarbeitete das Drehbuch, stellte es wiederum ins Internet und suchte nach Leuten, die mit mir daraus einen Film machen." Es funktionierte: "Es meldete sich der Augsburger Independent-Filmemacher Frank Glencairn bei mir, der auch Regie führte, und der Tonmeister Rudolf Hellwig aus Nürnberg."


Das Filmteam traf sich im Internet
Über Hellwigs Facebook-Gruppe "Filmstube Nürnberg" lernte Elflein die Schauspieler Andrea Prill Sempere (Ellen) und David Riedel (Thomas) kennen. Elflein zeichnete ein Storyboard, das jede Szene und jeden Dialog schon mal auf Papier erzählt. Mit dem erfahrenen Glencairn ging er es durch.

Im Frühjahr stand das Team, doch jetzt musste sich Michael Elflein als Produzent um alles kümmern, etwa um die Drehgenehmigung für einen Friedhof - Schauplatz der ersten und letzten Szenen des Films. "Das war gar nicht so einfach." Er lacht bei der Erinnerung. "Sie dürfen natürlich nicht einfach so auf einem Friedhof die Kamera auspacken und drehen." Also rief der 29-Jährige bei mehreren Stadtverwaltungen an. "In Roth hat es schließlich geklappt." Nach Feierabend kümmerte er sich um die gesamte Drehplanung, sein Vater zimmerte die Holzkreuze, seine Mutter wurde als Komparsin zur Friedhofsbesucherin.

An Pfingsten wurde gedreht. "Das war praktisch, weil so niemand extra Urlaub nehmen musste", sagt Elflein, der seinerseits hauptberuflich Verwaltungsangesteller ist. Und: "Alle haben mitgemacht - ohne Gage, ohne Leihgebühr für die Technik - sonst hätte der Film locker 10 000 Euro gekostet." So sind es nur 1000 Euro geworden, 700 davon hat Elflein über ein innovatives Spendenmodell wieder reingeholt, ebenfalls dank des Internets.
Ende 2012 war "In Memoriam" fer tig. "Zehn Minuten und 50 Sekunden lang ist der Film jetzt. Letztendlich ist es ein ganzes Jahr Arbeit gewesen", schließt Michael Elflein. Als nächstes bewirbt er sich mit seinem Film bei Kurzfilm-Festivals, um ihn auf die große Leinwand zu bringen. Auf inFranken.de zeigt er ihn das erste Mal.







Mehr zu den Kurzfilmtagen im Blog "Filmreif"