"Werden die Akte nicht schließen": Hilal seit 25 Jahren vermisst - Was geschah mit dem Mädchen?

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Cold Case aus Hamburg: Mädchen wird seit 25 Jahren vermisst - Fall ungeklärt
Eine Tafel mit der Aufschrift "Die Polizei Hamburg bittet um Ihre Hilfe. Vermisst! Wir suchen Hilal Ercan" hängt an einer Rotklinkerfassade im Einkaufszentrum Elbgaupassage.
25. Jahrestag des Verschwindens des Mädchens Hilal
Georg Wendt (dpa)
Cold Case aus Hamburg: Mädchen wird seit 25 Jahren vermisst - Fall ungeklärt
Eine Tafel mit der Aufschrift "Die Polizei Hamburg bittet um Ihre Hilfe. Vermisst! Wir suchen Hilal Ercan" hängt an einer Rotklinkerfassade im Einkaufszentrum Elbgaupassage.
Suche nach vermisster Hilal
Daniel Reinhardt (dpa)

Das zehnjährige Mädchen Hilal aus Hamburg verschwand vor 25 Jahren. Trotz vieler Spuren bleibt der Fall bis heute ungeklärt. Die Familie wünscht sich vor allem eines.

"Vermisst!" steht in großen, roten Buchstaben auf einer Tafel in einem Einkaufszentrum in Hamburg-Lurup. Ein Foto zeigt ein lächelndes Mädchen mit dunklen langen Haaren.

Es ist eine Fahndungserinnerung an die damals zehnjährige Hilal, die seit dem 27. Januar 1999 verschwunden ist. Was mit dem Mädchen genau geschah, ist bis heute trotz aller Bemühungen der Ermittler unklar. Es wurde keine Leiche gefunden.

Seit 25 Jahren vermisst: Von Hilal aus Hamburg fehlt jede Spur

Am 22. September 1988 wird Hilal in Hamburg geboren, ihre Familie lebt zum Zeitpunkt des Verschwindens im Stadtteil Lurup.

An dem Tag geht das Mädchen um die Mittagszeit in das benachbarte Einkaufszentrum "Elbgaupassage" und will sich mit einer D-Mark Kaugummi kaufen. Doch Hilal kehrt nie zurück.

"Nach 25 Jahren ist der Sachstand eigentlich unverändert: Wir haben bisher keinen Täter ermitteln können", sagt die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Liddy Oechtering, der Deutschen Presse-Agentur.

"Kein Grab, an dem wir trauern können": Hilals Bruder erinnert sich

"Es ist derselbe Schmerz wie vor 25 Jahren, das wird sich auch nicht ändern", teilt Hilals Bruder, Abbas Ercan, auf Anfrage zum Jahrestag des Verschwindens mit.

"Bis heute haben wir kein Grab, an dem wir trauern können." Die Mutter verwahre einen Koffer voller Erinnerungsstücke. Er werde vor allem in traurigen Momenten geöffnet.

"Charakterlich war sie eine Beschützerin und sehr hilfsbereit und mutig", erinnert sich der Bruder, der bei Hilals Verschwinden zwölf Jahre alt war, an seine Schwester. Die Familie hat nach so vielen Jahren keine Hoffnung mehr, dass das Mädchen noch lebt.

Polizei gibt nicht auf: "Werden die Akte nicht schließen"

Hilals Schicksal bewegt die Menschen in der Hansestadt bis heute. Seit 2021 fährt ein Bus der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein mit einem Zeugenaufruf beklebt.

"Wir werden die Akte nicht schließen", betont Oberstaatsanwältin Oechtering. "Mord verjährt nicht." 20.000 Euro hat die Staatsanwaltschaft als Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung der Tat führen. Die Polizei Hamburg postete dazu auf X.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird das Verfahren fortlaufend überprüft. Bundes- und europaweit werde geschaut, ob es Parallelen zu anderen Fällen gibt, berichtet Oechtering.

Viele Spuren führten ins Leere: Sogar Familienmitglieder verdächtigt

Im März 1999 berichtete die Polizei beispielsweise von zwei Fahrern eines Servicewagens, die ausgesagt hatten, sie hätten auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum einen korpulenten Mann mit lichtem rot-blonden Haar gesehen.

Er habe ein Mädchen an der Hand gehabt, das Hilal ähnlich gesehen habe. Ein 2005 ermittelter Tatverdächtiger gestand zudem, Hilal entführt und getötet zu haben. Allerdings zog er sein Geständnis später zurück.

Auch Familienmitglieder gerieten damals vorübergehend unter Verdacht. Ein Grund waren widersprüchliche Angaben, die aber - wie sich später herausstellte - einen ganz anderen Hintergrund und nichts mit dem Verschwinden des Kindes zu tun hatten.

Familie wünscht sich baldige Aufklärung des Falls

"Die Polizei musste ja damals jeder Spur nachgehen, das war für die Familie nicht schön, aber daraus mache ich heute keinen Vorwurf mehr", teilt Ercan weiter mit.

Die Familie appelliert immer wieder an mögliche Mitwisser oder bisher unbekannte Zeugen, sich zu melden. "Wir hoffen, dass der Täter sich irgendwann offenbart, er das Wissen nicht mit ins Grab nimmt", so Ercan.

Denn die Familie wünscht sich Gewissheit. "Hoffentlich kommt bald die Erlösung."

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