Eine regelrechte Wanzenplage besorgt aktuell die Franzosen. Aber juckt es auch schon mehr Menschen hierzulande? Ein Schädlingsbekämpfer hat eine gute und eine schlechte Nachricht.
In Frankreich sind Bettwanzen seit Anfang Oktober zu einem viel diskutierten Thema geworden: Die kleinen, lästigen Krabbeltiere versetzen seit einem bissigen Kinobesuch viele Bürger in Sorge - und beschäftigen nun sogar die Regierung. Das vermehrte Auftauchen der Insekten im Nachbarland hat deutsche Schädlingsbekämpfer nun zu einem Statement veranlasst. Droht uns hier etwa auch eine Wanzenplage?
Los ging alles noch in den Sommerferien, als es Aufregung um Wanzen in einem Pariser Kino gab. Nachdem eine Besucherin der Zeitung Le Parisien schilderte, wie sie mit dem Rücken voller Bisse aus dem Saal kam, sah sich die Kinokette UGC zu einer Entschuldigung veranlasst. Die Wanzen kämen überall vor, wo sich Menschen aufhielten, und man bekämpfe sie. Heißer Wasserdampf werde eingesetzt, ein auf die Insekten spezialisierter Hund inspiziere im Anschluss die Säle, hieß es.
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Über die sozialen Medien werden vermeintliche Wanzen gemeldet. Die millionenfach angeklickten Wanzenvideos haben die Staatsbahn SNCF auf den Plan gerufen. In den vergangenen Monaten habe es keine bestätigte Präsenz von Bettwanzen in den TGV-Zügen gegeben, hieß es. Am vergangenen Mittwoch dann gab es eine Wanzenmeldung der Pariser Metro: Ein Fahrer war sich sicher, einen der Parasiten in der Fahrerkabine entdeckt zu haben. Die Verkehrsbetriebe RATP meldeten, die Bahn sei außer Betrieb genommen worden, weder in dem Zug noch anderen Verkehrsmitteln habe man aber tatsächlich eine Wanze ausfindig gemacht. Längst aber hatten sich die Stadtverwaltung, die Gewerkschaft und Politiker eingeschaltet.
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Die Schädlingsbekämpfer in Deutschland sehen trotz der Sorgen im Nachbarland keinen Grund zur Panik vor Bettwanzen. "Dieser Hype, der da gerade in Frankreich läuft, ist für uns alle ziemlich unverständlich", sagte Kai Scheffler, Vorstandsmitglied des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Zwar seien Bettwanzen mehr geworden, bestätigte Scheffler, der einen eigenen Schädlingsbekämpfungsbetrieb in Paderborn führt. Das habe allerdings damit zu tun, dass Menschen nach der Corona-Pandemie wieder mehr reisen und aufmerksamer geworden seien. Es gebe keinen aktuellen Grund für das vermehrte Auftreten der Schädlinge. Statistiken zu Befällen liegen dem Verbandsvertreter nicht vor.
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Weder beim Verband noch bei seinem Betrieb könne er seit den Nachrichten aus Frankreich mehr Anfragen von Privatleuten feststellen, sagte Scheffler. "In erster Linie findet man Bettwanzen in Gemeinschaftsunterkünften", erklärte der Experte. Etwa 90 Prozent seiner Kundschaft seien Beherbergungen, in denen Bewohnerinnen und Bewohner relativ häufig wechseln, und rund zehn Privathaushalte.
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Die Wanzen saugen Blut und leben in bewohnten geschlossenen Räumen. Sie verstecken sich etwa in Betten, in Möbelfugen oder Ritzen. Sie werden zum Beispiel im Gepäck an andere Orte gebracht, aber auch durch getragene Kleidung. Außerdem gibt es verschiedene Arten von Wanzen: Besonders eklig sieht die sogenannte Staub- oder Kotwanze aus. Ihr Biss kann starken Juckreiz verursachen. Experten empfehlen, in Hotelbetten vorab nach Wanzen Ausschau zu halten und Gepäck und Kleidung bei der Rückkehr zu Hause in der Dusche auszuschütteln. Außerdem sollte man bestimmte Farben meiden, die die Insekten anlocken.