Noch bevor der Verkehrsminister das Aus von Bahnchef Lutz offiziell verkündet, beginnen die Spekulationen um die Nachfolge. So geht es bei der Bahn nun weiter.
Mit dem vorzeitigen Aus von Bahnchef Richard Lutz ist die Diskussion um die Nachfolge des 61-Jährigen und die künftige Strategie für den Schienenkonzern voll entbrannt. «Damit wächst der Druck auf den Verkehrsminister enorm», sagte der Chef des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege. «Er muss nun innerhalb weniger Wochen die längst überfällige Bahnstrategie der Regierung vorstellen und den dazu passenden Vorstandsvorsitzenden gleich mit.»
Lutz wird die Bahn nur noch solange führen, bis ein Nachfolger für ihn gefunden ist. Darauf haben sich Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Lutz und der Vorsitzende des Bahn-Aufsichtsrats, Werner Gatzer, verständigt. «Die Suche nach einem neuen Bahnchef, einer neuen Bahnchefin hat mit diesem Augenblick begonnen», sagte Schnieder bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz in Berlin.
Neue Strategie am 22. September
Der Minister will am 22. September eine neue Strategie für den bundeseigenen Konzern vorstellen. «Idealerweise können wir mit der Strategie im September den oder auch die neue Vorstandsvorsitzende präsentieren», ergänzte Schnieder.
Die Strategie sei in weiten Zügen fertig, es seien lediglich noch Detailfragen zu klären. «Die Lage bei der Bahn ist dramatisch, allein wenn Sie auf die Kundenzufriedenheit, die Pünktlichkeitswerte oder die Wirtschaftlichkeit schauen», sagte Schnieder. Zuerst wollte er die Strategie klären, dann die Personalfragen.
Kritiker des Bahnchefs erhoffen sich nun eine Chance auf einen grundlegenden Kurswechsel beim bundeseigenen Konzern. «Lutz hat die angebliche Rückbesinnung auf die "Eisenbahn in Deutschland" intern nie konsequent umgesetzt», teilte der Geschäftsführer des Wettbewerberverbands Die Güterbahnen, Peter Westenberger, mit Blick auf die früheren zahlreichen Auslandsaktivitäten der Bahn mit. «Es ist dankenswert, dass er jetzt den Weg freimacht für eine neue Strategie und neue Köpfe.»
Nachfolge noch völlig offen
Spekulationen über potenzielle Lutz-Nachfolger und -Nachfolgerinnen gibt es seit Wochen. Genannt wurde bereits die aktuelle Chefin der Regionalverkehrstochter DB Regio, Evelyn Palla, oder der kurzzeitige Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD). Auch der derzeitige Chef der Infrastruktur-Tochter InfraGo, Philipp Nagl, wird immer wieder erwähnt.
Allerdings herrscht Skepsis darüber, ob die tiefgreifenden Probleme beim bundeseigenen Konzern mit einem Wechsel an der Konzernspitze ausgeräumt werden können.