Migräne ist eine in Deutschland weit verbreitete Krankheit. Je nach Schweregrad kann sie das Leben von Betroffenen stark einschränken. Da es für Migräne kein Heilmittel gibt, herrscht oftmals große Verzweiflung. Eine Spritze, die Migräne-Attacken vorbeugen soll, schenkt neue Hoffnung.
Migräne zu haben bedeutet nicht, hin und wieder unter leichten Kopfschmerzen zu leiden. Die Symptome können so vielfältig wie quälend sein: Sehstörungen, Schwindel und Erbrechen sind neben starken Kopfschmerzen die häufigsten Beschwerden.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie von Migräne sind in Deutschland ungefähr 20 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer betroffen. Das bedeutet über 16 Millionen Frauen und knapp 7 Millionen Männer leiden darunter. In vielen Fällen helfen herkömmliche Therapiemethoden, wie die Einnahme von Schmerzmitteln oder regelmäßige Akkupressur-Massagen gegen die Leiden. Andere Betroffene, bei denen die Therapien nicht wirken oder die sie aufgrund von Vorerkrankungen nicht erhalten dürfen, sind schier am Verzweifeln.
Vielversprechende Anti-Migräne-Spritze kommt 2018 auf den Markt
2018 wurde eine vielversprechende Anti-Migräne-Spritze in Deutschland zugelassen, die vielen Menschen die Hoffnung zurückgab. Laut dem Portal Gesundheitsinformation des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kommt der Wirkstoff, Erenumab, "für Erwachsene infrage, die mindestens vier Tage im Monat Migräne haben" und soll Migräne vorbeugen. "Erenumab ist ein Antikörper. Er hemmt die Wirkung eines Proteins (Calcitonin Gene-Related Peptide, abgekürzt CGRP), das bei der Entstehung von Migräneanfällen eine Rolle spielt", schreiben die Expert*innen.
Das Medikament müsse alle 4 Wochen unter die Haut gespritzt werden, um richtig zu wirken. Eine Studie zu diesem Wirkstoff hatte ergeben, dass die Migräne-Tage pro Monat und die Beeinträchtigung des Alltags durch Kopfschmerzen verringert werden konnten. "Nebenwirkungen wie Sensibilitätsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Schwindelgefühle traten seltener auf als in der Vergleichsgruppe", schreibt IQWiG. Als Nachteil des Medikaments wurde Verstopfung als Nebenwirkung bei etwa 12 von 100 Personen genannt.
Im Januar 2022 ist ein weiteres Antikörper-Medikament gegen Migräne in Deutschland zugelassen worden, das als Infusion verabreicht wird:Eptinezumab. Es wird derzeit von der Universität in Essen getestet. Es wirkt genauso wie Erenumab, indem es die Wirkung des CGRP-Proteins hemmt. Alle 12 Wochen muss es in den Körper injiziert werden.
Infusion zur Migräne-Vorbeugung: Wird derzeit in Essen getestet
"Die Daten, die wir haben, zeigen, dass die Spritze sehr wenige Nebenwirkungen macht", sagt Professor Dr. Dagny Holle-Lee, Oberärztin am Westdeutschen Kopfschmerzzentrum des Universitätsklinikums Essen zu RTL. "Es kann ein wenig zu allergischen Reaktionen kommen, das ist sicher das, was man im Blick behalten muss."
Bereits nach der ersten Injektion soll es bei einigen Migräne-Leidenden zu einer Besserung gekommen sein. "Wir wissen, dass sie bei chronischer und auch bei episodischer Migräne hervorragend hilft, und wir wissen auch, dass sie bei Patienten hilft, die vielleicht auf vorherige Migräneprophylaxe gar nicht so gut angesprochen haben", sagt die Expertin gegenüber SternTV.