Nach spektakulärer Flucht aus Gericht: Nürnberg-Mörder erfordert besondere Maßnahmen

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Regensburg: Nürnberg-Mörder steht nach Flucht erneut vor Gericht
Der Angeklagte wird in Fußfesseln zum Gerichtssaal geführt. Mit einem Sprung aus dem Fenster des Amtsgerichtes Regensburg hatte er zuvor im Januar für einen internationalen Polizeieinsatz gesorgt.
Regensburg: Nürnberg-Mörder steht nach Flucht erneut vor Gericht
Armin Weigel/dpa

Im Januar war ein Angeklagter aus einem Fenster des Gerichtes in Regensburg gesprungen. Nun gab es einen neuen Verhandlungstermin. Ein zweites Mal sollte der 41-Jährige nicht fliehen können. Der Mann ist wegen eines Mordes in Haft, den er in Franken begangen hatte.

Update vom 21.06.2023, 15.30 Uhr: Mörder dreifach gefesselt zurück im Regensburger Gericht

Nachdem ein Angeklagter Anfang Januar aus dem Gerichtsgebäude in Regensburg geflohen war, ist er nun dreifach gefesselt zum neuen Verhandlungstermin gebracht worden. Der 41-Jährige trug Hand- und Fußfesseln, als ihn Beamte am Mittwoch in den Gerichtssaal begleiteten. Die Handfessel war zudem an einem Bauchgurt befestigt, so dass der Mann die Arme nicht heben konnte. Während der Verhandlung wurde ihm dann gestattet, die Bauchfessel zu lösen. Hand- und Fußfesseln blieben verschlossen.

Verteidiger Moritz Schmitt-Fricke hatte zu Beginn darum gebeten, seinem Mandanten auch die Handschellen abzunehmen, damit dieser sich besser Notizen machen könne. Vorsitzender Richter Thomas Polnik lehnte dies unter Verweis auf die Flucht im Januar ab, zumal der Angeklagte auch mit Handschellen schreiben konnte. Dem pflichtete Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher bei.

Bei dem früheren Termin war der Angeklagte während einer Besprechung mit seinem Verteidiger aus dem Fenster des Anwaltszimmers gesprungen. Am fünften Tag seiner Flucht wurde er in Frankreich gefasst. Der Algerier war wegen Mordes an einer 76 Jahre alten Frau in Nürnberg 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt worden und saß in der Justizvollzugsanstalt Straubing ein.

Von dort wurde er nach einer Auseinandersetzung mit Justizbeamten im Sommer 2021 in die JVA Würzburg verlegt. Die Gefängnismitarbeiter hatten den Angaben nach einen Hinweis bekommen, dass der Häftling verbotenerweise ein Handy besaß. Dieses wollten sie ihm abnehmen, wobei es zu einer Rangelei in der Zelle gekommen sein soll. Dem Mann wird Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen, weswegen er vor dem Amtsgericht Regensburg angeklagt war.

Nach seiner Flucht und Festnahme wurde er in Abwesenheit zu einem Jahr Haft verurteilt. Dagegen legten er und die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Diese wird nun vor dem Landgericht Regensburg - beide Gerichte befinden sich in demselben Gebäudekomplex - verhandelt.

Nach der Flucht des Mannes waren einer Justizsprecherin zufolge die Sicherheitsvorkehrungen in dem Gebäude überprüft worden. So sei ein Informationsblatt für auswärtige Beamte erstellt worden, die Häftlinge aus einer anderen Stadt nach Regensburg bringen und das Gebäude nicht kennen.

Das Anwaltszimmer sei für eine Besprechung mit einem Häftling nicht geeignet gewesen. Für solche Zwecke stehe eine Arrestzelle zur Verfügung. Es gebe beispielsweise auch eine fensterlose Toilette. Auf derlei gesicherte Räumlichkeiten würden auswärtige Beamte nun mittels eines neuen Infoblattes hingewiesen.

Update vom 20.06.2023, 14.50 Uhr: Entflohener Mörder in Bayern erneut vor Gericht

Mit einem Sprung aus dem Fenster des Amtsgerichtes Regensburg hatte ein Mörder im Januar für einen internationalen Polizeieinsatz gesorgt. Am fünften Tag seiner Flucht war er in Frankreich festgenommen worden. Am Mittwoch (21. Juni) soll der Mann erneut zu einer Verhandlung in Regensburg erscheinen - in Hand- und Fußfesseln, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte. Es handelt sich um ein Berufungsverfahren am Landgericht.

Der wegen Mordes an einer 76 Jahre alten Frau in Nürnberg 2011 zu lebenslanger Haft verurteilte Algerier stand am 5. Januar wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte der JVA Straubing in Regensburg vor Gericht. Während einer Besprechung mit seinem Verteidiger flüchtete er aus dem Anwaltszimmer.

Zwei Wochen später wurde der Mann vom Amtsgericht in Abwesenheit zu einem Jahr Haft verurteilt. Dagegen hätten sowohl der Verurteilte wie auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt, sagte die Gerichtssprecherin. Darüber werde nun verhandelt.

Nach der Flucht des Mannes seien am Amts- und Landgericht - beide befinden sich im selben Gebäudekomplex - die Sicherheitsvorkehrungen überprüft worden. Der Sprecherin zufolge wurde ein Informationsblatt für auswärtige Beamte erstellt, die Häftlinge aus einer anderen Stadt nach Regensburg begleiten und das Gebäude nicht kennen. Am Gericht gebe es Arrestzellen mit vergitterten Fenstern, die für Besprechungen ausgestattet seien, sowie fensterlose Toilettenräume.

Das Anwaltszimmer, in dem sich der Angeklagte im Januar mit seinem Verteidiger besprochen habe, sei dafür jedenfalls nicht geeignet gewesen. Es diene lediglich als Aufenthaltsraum für Anwälte. Auch kleinere bauliche Maßnahmen seien am Gericht nach der Flucht des Mannes ergriffen worden, etwa an den Fenstergriffen.

Der Häftling war nach dem Vorfall in der JVA Straubing nach Würzburg ins Gefängnis verlegt und von dort von Beamten nach Regensburg zur Gerichtsverhandlung gebracht worden.

Update vom 31.03.2023, 8.45 Uhr: So kam die Polizei dem entflohenen Kiosk-Killer auf die Spur

Ein Mithäftling des im Januar aus dem Amtsgericht Regensburg geflohenen Mörders hat der Polizei bei der Fahndung geholfen. Der Häftling habe sich am Tag nach der Flucht an Beamte der Justizvollzugsanstalt in Würzburg gewandt und sei noch am Abend von Polizisten befragt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg am Donnerstag. Zunächst hatten mehrere lokale Medien darüber berichtet.

Der Häftling habe der Polizei von einem Minihandy des Geflohenen berichtet, über das er selbst mehrfach seine Frau angerufen habe. Die Ermittler hätten daraufhin die Frau des Häftlings aufgesucht und die Nummer des Minihandys überprüft, sagte der Sprecher. Auch habe er von einer möglichen Fluchtroute über Frankreich berichtet. Da Ermittler die Nummer anschließend überwacht hätten, sei es möglich gewesen, das Handy auf dem Weg von Regensburg in Richtung Frankreich zu verfolgen. Französische Polizisten nahmen den Mann schließlich fest.

Der Mithäftling will laut den Zeitungsberichten zudem bereits vor der Flucht ein Gespräch des später Flüchtigen zu den Plänen der Flucht mitgehört haben. Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft gibt es dafür keine Beweise. Die Ermittlungen zur Flucht des verurteilen Mörders laufen noch. Sie würden gegen Unbekannt geführt. Zwei Personen gelten demnach als Verdächtige, da der 40-Jährige während seiner Flucht bei diesen untergebracht gewesen sein soll.

Der Mann war am 5. Januar in einer Verhandlungspause aus dem Amtsgericht Regensburg entkommen. Am fünften Tag seiner Flucht fassten ihn Fahnder im Auto seiner Schwester in Frankreich. Er war 2013 wegen Mordes an einer Kiosk-Besitzerin in Nürnberg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden und saß in Straubing im Gefängnis. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte dort war er nach Würzburg verlegt worden und musste sich vor dem Amtsgericht Regensburg verantworten.

Update vom 24.01.2023, 8.15 Uhr: Beamte kannten sich nicht aus - Polizei und Justiz räumen Fehler ein

Nach der Flucht eines Mörders aus dem Regensburger Justizgebäude haben Polizei und Justiz Fehler bei der Bewachung eingeräumt. Nach einer vorläufigen Analyse der beteiligten Stellen konnte der 40 Jahre alte Straftäter unter anderem deswegen fliehen, weil die zu seiner Bewachung abgestellten Polizisten die örtlichen Gegebenheiten am Amtsgericht in Regensburg nicht kannten. Dies geht aus einer am Montag von den beteiligten Justizbehörden und Polizeipräsidien herausgegebenen Erklärung hervor.

Der mittlerweile wieder gefasste 40-Jährige hatte 2011 mit einem Komplizen eine 76 Jahre alte Besitzerin eines Nürnberger Lottoladens umgebracht und war zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Zunächst saß er im Hochsicherheitsgefängnis in Straubing, wurde wegen Widerstands gegen die dortigen Vollstreckungsbeamten jedoch nach Würzburg verlegt. Für einen Gerichtstermin am 5. Januar hatten unterfränkische Polizisten den verurteilten Mörder nach Regensburg gebracht.

Dort entkam der 40-Jährige durch ein Fenster, als er für eine Besprechung mit seinem Verteidiger in einen Anwaltszimmer war. "Für Besprechungen mit inhaftierten Angeklagten ist der nicht überwachte Raum nicht konzipiert", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die Flucht sei "durch die mangelnden Kenntnisse der Vorführbeamten zu baulichen und sicherheitstechnischen Gegebenheiten begünstigt" worden.

Außerdem haben die Polizisten demnach versäumt, dem Mann beim Verlassen des Gerichtssaals Handschellen anzulegen. Ferner hätten sie das Fenster in dem Anwaltszimmer "lückenlos" überwachen müssen. Durch diese beiden Maßnahmen hätte "die Flucht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert" werden können, hieß es.

Polizei und Justiz wollen den Vorgang nun weiter aufarbeiten, um solche Zwischenfälle künftig zu vermeiden. "Besondere Aufmerksamkeit wird hierbei auf die noch konsequentere und stringentere Umsetzung der Vorgaben zur Fesselung gelegt", betonten die Stellen. Der 40-Jährige wurde nach vier Tagen in Frankreich gefasst und sitzt derzeit dort im Gefängnis.

Update vom 10.01.2023, 14.10 Uhr: Hatte der flüchtige Mörder Komplizen? Ermittler nennen Details

Nach der Festnahme eines geflohenen verurteilten Mörders aus dem Amtsgericht Regensburg hat die Polizei Details zu dem Fall bekannt gegeben. Es gebe Indizien, dass der 40-Jährige bei seiner Flucht einen oder mehrere Helfer gehabt haben könnte, sagte der Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Thomas Schöniger. Mögliche Kontaktpersonen würden geprüft.

Der Mann sei am Montag in Straßburg von französischen Polizisten in einem Auto mit einer seiner Schwestern gesehen worden. Nachdem sich der Verdacht, dass es sich um den Gesuchten handelte, erhärtet hatte, sei der Mann in dem Ort Farébersviller etwa 110 Kilometer nördlich von Straßburg festgenommen worden. Dabei habe er keinen Widerstand geleistet. Er befinde sich noch in Frankreich in Haft. Nach dem Mann war international gefahndet worden.

Der Algerier war am Donnerstag während einer Verhandlungspause durch ein Fenster eines Besprechungszimmers des Gerichts entkommen. Laut Polizei waren ihm in der Verhandlung die Handfesseln abgenommen worden. Fußfesseln habe der 40-Jährige nicht getragen, weil er zuvor angegeben habe, am Fuß verletzt zu sein, sagte Einsatzleiter Michael Danninger. Das passe jedoch nicht mit seiner Flucht zusammen, denn laut Zeugen soll der Mann "extrem schnell" gelaufen sein. Die genauen Umstände der Flucht müssten noch geklärt werden.

Der 40-Jährige hatte 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen in Nürnberg überfallen und die 76 Jahre alte Besitzerin umgebracht. 2013 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt und saß seitdem in Straubing im Gefängnis. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in der dortigen JVA war er in ein Gefängnis nach Würzburg verlegt worden und musste sich wegen der Tat nun vor dem Amtsgericht Regensburg verantworten.

Update vom 10.01.2023, 6.30 Uhr: Strafverteidiger macht Amtsgericht Vorwürfe - Ermittler wollen Details nennen

Nach der Festnahme des aus dem Amtsgericht Regensburg geflohenen verurteilten Mörders wollen die Ermittler Details veröffentlichen. Am Dienstag gebe es "nähere Informationen", teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz am Montagabend mit. Es hatte zuvor die Fahndung nach dem 40-Jährigen zurückgenommen. Der gesuchte Mann sei Fahndern in Frankreich nahe der deutschen Grenze ins Netz gegangen. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.

Der Mann war am vergangenen Donnerstag während einer Verhandlungspause durch ein Fenster eines Besprechungszimmers des Gerichts entkommen. Laut Polizei waren ihm für ein Gespräch mit seinem Verteidiger die Fesseln abgenommen worden. Die Richterin hatte das Ablegen der Handfesseln nur für die Hauptverhandlung angeordnet. Für das Abnehmen der Fußfesseln gab es keine richterliche Anordnung. Weshalb der Angeklagte das Anwaltszimmer ohne Fesselung betreten konnte, könne nicht beantwortet werden, so der Sprecher. Das Zimmer werde bis auf Weiteres nur für Rechtsanwälte und nicht inhaftierte Mandanten zugänglich sein. Nach der Flucht gingen mehr als 150 Hinweise bei der Polizei ein. Nach dem Mann war auch international gefahndet worden.

Der Mord liegt über 11 Jahre zurück: Er wurde in Nürnberg begangen

Der verurteilte Mörder hatte 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen in Nürnberg überfallen und die 76 Jahre alte Besitzerin umgebracht. 2013 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und saß seitdem in Straubing im Gefängnis. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in der Justizvollzugsanstalt musste er sich in der vergangenen Woche vor dem Amtsgericht Regensburg verantworten.

Der Verteidiger des Straftäters machte den Verantwortlichen des Amtsgerichts Vorwürfe. Anwalt Moritz Schmitt-Fricke sagte «Focus Online», die Besprechungsmöglichkeit mit Mandanten sei dort in zweierlei Hinsicht schlecht gelöst. Zum einen kritisierte der Anwalt, dass der Raum über eine schlecht einsehbare Milchglasscheibe verfüge, zum anderen bemängelte er die unverschlossenen Fenster.

Der Verteidiger des in der vergangenen Woche Geflohenen machte den Verantwortlichen des Amtsgerichts Vorwürfe. Anwalt Moritz Schmitt-Fricke sagte Focus Online, die Besprechungsmöglichkeit mit Mandanten sei dort in zweierlei Hinsicht schlecht gelöst. Zum einen kritisierte der Anwalt, dass der Raum über eine schlecht einsehbare Milchglasscheibe verfüge, zum anderen bemängelte er die unverschlossenen Fenster.

Update vom 09.01.2023, 20.15 Uhr: Entflohener Mörder in Frankreich festgenommen

Die tagelange Großfahndung der Polizeibeamten hat ein Ende: Nach ersten Informationen von News5 soll der entflohene Mörder Rachid C. in Frankreich, nahe der deutschen Grenze, festgenommen werden.  Am morgigen Dienstag, dem 10. Januar 2023, soll eine Pressekonferenz stattfinden, bei der weitere Details bekannt gegeben werden.

Dies teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz auf telefonische Nachfrage von inFranken.de mit.

Update vom 09.01.2023, 12.25 Uhr: Verurteilter Mörder weiter flüchtig - Anwalt äußert sich

Der verurteilte Mörder Rachid C. ist weiter auf der Flucht. Mittlerweile fahndet die Polizei international nach dem 40-Jährigen, der vergangenen Donnerstag vor einem Gerichtstermin entkommen konnte.  Laut dem Polizeipräsidium Oberpfalz sind bis zuletzt über 150 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, denen in den vergangenen Tagen nachgegangen wurde. Bisher konnten die Beamten aber keinen Durchbruch bei der Fahndung vermelden. 

Laut dem lokalen Medien-Netzwerk onetz.de machte am Wochenende in diversen Messenger-Diensten die Warnung die Runde, dass der entflohene Straftäter sich in Schwandorf aufhalten soll. "Türen nicht öffnen und Polizei sofort anrufen!", hieß es in einer Nachricht, die unter anderem auf WhatsApp verbreitet wurde. Die Polizei konnte jedoch Entwarnung geben: "Nein, der Mann ist unseres Wissens nach nicht in Schwandorf. Es sind einige Hinweise zum Aufenthaltsort des Mannes eingegangen, darunter auch aus dem Raum Schwandorf, allerdings hat sich das nicht erhärtet", äußerte sich ein Sprecher gegenüber onetz.de

Hinweise zu einer möglichen Fluchtroute sollten am Wochenende Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera geben, wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Montag berichtete. Demnach war Rachid C. nach seiner Flucht durch den Garten einer Familie gelaufen - kurz bevor die Tochter vom Gassigehen zurückgekommen war. Die Familie selbst hat erst durch eine Anfrage der Polizei von der Flucht des 40-Jährigen erfahren. Die Polizei durchsuchte mit Spürhunden das Anwesen der Anwohner.

Mittlerweile hat sich auch der Anwalt des entflohenen Mörders zu dem Vorfall geäußert. Rachid C. hatte sich mit seinem Verteidiger Moritz Schmitt-Fricke in einem Zimmer zu Beratungen zurückgezogen - ohne Fesseln und Begleitung. Während des Treffens habe der Mörder das Fenster aufgerissen und sei einfach rausgestiegen, berichtete der Jurist dem Focus. "Ich bin immer noch geschockt", so Schmitt-Fricke gegenüber der Online-Ausgabe des Magazins, "auf einmal waren nur noch die Schuhsohlen des Angeklagten zu sehen".

Schmitt-Fricke erhob nach der Flucht seines Mandanten Vorwürfe gegen das Amtsgericht Regensburg. Ihm zufolge gibt es dort Defizite bei der Sicherheit eben jener Besprechungszimmer. Anderswo in Bayern sei das besser gelöst, unter anderem mit einem Glaskasten, in dem der Beschuldigte eingesperrt würde, so der Anwalt. "Da kann auch niemand aus dem Fenster turnen", erläuterte er dem Focus.

Laut dem Focus kontrollierte ein Justiz-Beamter das Fenster in dem Beratungszimmer und ging hinaus, um sich genau davor zu postieren. Diese kurze Zeit nutzte Rachid C. jedoch, um zu entkommen. Der verurteilte Mörder hatte 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen in Nürnberg überfallen und die 76 Jahre alte Besitzerin umgebracht. 2013 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und saß seitdem in Straubing im Gefängnis. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in der JVA musste er sich nun vor dem Amtsgericht Regensburg verantworten. Die Polizei befürchtet, dass sich er sich mittlerweile ins Ausland abgesetzt hat.

Update vom 07.01.2023, 10.30 Uhr: Internationale Fahndung nach geflüchtetem Häftling 

Der aus dem Amtsgericht in Regensburg entflohene Häftling ist weiterhin auf der Flucht. Der Täter sei europaweit in jeder Polizeistelle bekannt und mittlerweile werde international nach dem Mann gefahndet, sagte ein Polizeisprecher am frühen Samstagmorgen (07.01.2023) der Deutschen Presse-Agentur. Ob sich der 40-jährige Häftling noch in Regensburg befinde, sei völlig unklar. Weder der Einsatz von Polizeihubschraubern und Suchhunden noch die intensiven Ermittlungen im Umfeld des Gesuchten hatten bisher zum Erfolg geführt.

Der wegen Mordes verurteilte Täter war am Donnerstag aufgrund einer kleineren Verhandlung aus dem Gefängnis in das Regensburger Amtsgericht gebracht worden. Während einer Pause floh der 40-Jährige durch ein Fenster aus dem Anwaltszimmer seines Verteidigers. Der Mann hatte 2011 bei einem Überfall auf einen Lottoladen eine alte Frau in Nürnberg erwürgt und war 2021 dafür verurteilt worden. 

Die Polizei sucht den Angaben nach unter anderem mit einem Hubschrauber nach dem 40-jährigen Algerier und bittet Zeugen um Hinweise. Sie warnt aber ausdrücklich davor, den Mann anzusprechen. Er gilt als gewalttätig.