Rechte aus Griechenland in Nürnberg?

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Der Chef der rechtsextremen griechischen Partei Chryssi Avgi, Nikos Michaloliakos (rechts) in Athen
Der Chef der rechtsextremen griechischen Partei Chryssi Avgi, Nikos Michaloliakos (rechts) in Athen
Der Chef der rechtsextremen griechischen Partei Chrysi Avgi, Nikos Michaloliakos (rechts) bei einer Kundgebung in Athen Foto: dpa
Der Chef der rechtsextremen griechischen Partei Chrysi Avgi, Nikos Michaloliakos (rechts) bei einer Kundgebung in Athen Foto: dpa
 

Die fränkische Neonazi-Szene knüpft offenbar auch internationale Netzwerke. Die Hinweise verdichten sich, dass die radikale Organisation "Goldene Morgenröte" in Franken einen Stützpunkt aufbaut. In Nürnberg gibt es inzwischen eine eigene Webseite.

Die griechische Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) nutzt offenbar Nürnberg als Sprungbrett nach Deutschland. Antifaschistische Organisationen berichten von einem "Büro" der rechten Griechen in Nürnberg.
Die Kontakte hiesiger Rechtsextremer nach Griechenland hat diese Zeitung Anfang November 2012 publik gemacht.

Damals tauchte auf der Internetseite der rechten Aktionsgruppe "Freies Netz Süd" ein Bericht über eine "kulturpolitische Veranstaltung" in Nürnberg auf. Mitglieder des NPD-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, "freie Kräfte" aus Franken und der Holocaust-Leugner Ernst Zündel hatten historische Schauplätze in der Stadt besichtigt, die Adolf Hitler für die Selbstinszenierung bei den Reichsparteitagen nutzte.

"Befreiung vom Joch"

Der unbekannte Autor schloss seinen Bericht mit einem Ausblick auf neue Bündnisse der europäischen Rechten: "Gemeinsam wurde sich im Rahmen des intensiven politischen Austausches auch vorgenommen, die Zusammenarbeit zwischen griechischen und deutschen Nationalisten weiter voran zu treiben. Durch gegenseitige Besuche und einem kontinuierlichen Informationsaustausch ... soll dies gewährleistet werden." Das Ziel der Rechten formuliert das "Freie Netz Süd" so: "Der tägliche Kampf um die Befreiung der europäischen Länder vom Joch der antinationalen Systeme".

Es bleibt offenbar nicht bei der Theorie. Seit einigen Tagen gibt es eine eigene Internetseite der Nürnberger "Morgenröte". Ob dies das Werk einiger weniger "Spinner" ist, wie in linken Foren gemutmaßt wird, oder um ein ernstes Anzeichen für internationale nationale Netzwerke, ist unter Experten umstritten.

Kenner der Athener Parteienszene glauben nicht an einen Nürnberger Ableger der griechischen Neonazis. In Franken gebe es wohl nur ein paar Sympathisanten, "die Krach machen", heißt es in Athen. Auf der offiziellen Webseite von Chrysi Avgi gebe es keinen Hinweis auf eine "Nürnberger Zelle", jegliche Zusammenarbeit wird sogar ausdrücklich verneint.

"Zum Endsieg"

Auch die griechische Gemeinde in Nürnberg hat keine Hinweise, dass sich die "Morgenröte" in der Stadt breit macht. "In Nürnberg gibt es nichts Konkretes", betont Stadtrat Theodoros Agathagelidis (SPD). "Das sind Mythen, Erzählungen, vielleicht die Wünsche von ein paar wenigen Griechen", sagt er. In Nürnberg leben 10 000 Griechen.

Die rechte Partei hat in Griechenland mit ihrer Propaganda gegen den Sparzwang und die "Fremdbestimmung" durch die EU Erfolg. Bemüht werden alte Feindbilder, etwa die Türkei. Dass die Opfer der NSU-Mordserie, unter anderem in Nürnberg, überwiegend Türken waren, mag vor diesem Hintergrund eine rein zufällige Übereinstimmung sein.

Die Nürnberger "Morgenröte" kündigt martialisch den "Endsieg" an und fordert die "Deportation aller Zuwanderer". Auch nur ein Zufall - ausgerechnet in der Stadt, in der die Nazis ihre Rassengesetze verkündeten? Nicht nur den linken Beobachtern der rechten Szene sind das längst zu viele Zufälle.