Radikale Jugend? So sähe der Landtag aus, wenn nur Kinder und Jugendliche wählen könnten

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Am 8. Oktober 2023 findet die Landtagswahl in Bayern statt. Eine Woche vorher hat der Bayerische Jugendring die Ergebnisse der U18-Wahl veröffentlicht: Welche Parteien konnten bei der Jugend besonders punkten?

Die Jugend gilt gemeinhin als progressiv - doch gilt das auch in Bayern? Der Bayerische Jugendring (BJR) hat die Probe aufs Exempel gemacht und Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dazu aufgerufen, an einer U18-Landtagswahl teilzunehmen. 

"Rund 60 000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben in über 600 Wahllokalen im ganzen Freistaat ihre Stimmen abgegeben", teilte der BJR am Samstag in München mit. Das sei bundesweit die bisher größte Resonanz auf die von den Landesjugendringen vor Bundestags-, Landtags- und Europawahlen veranstalteten U18-Wahlen.

So würden Kinder und Jugendliche in Bayern wählen

Für die U18-Landtagswahl konnten Kinder und Jugendliche vom 21. bis 29. September in Wahllokalen in ganz Bayern ihre Stimme abgeben, unabhängig von Alter oder Staatsangehörigkeit. Dies hat zwar keine direkten politischen Konsequenzen für Bayerns Landespolitik, zeigt aber ein Stimmungsbild bei den zukünftigen Wählern und Wählerinnen.

Doch was kam bei der Wahl heraus? Hier sind die Ergebnisse im Überblick:

  • CSU 26,12 Prozent
  • AfD 14,99 Prozent
  • SPD 13,72 Prozent
  • Grünen 13,23 Prozent
  • Freie Wähler 9,09 Prozent
  • FDP 5,83 Prozent
  • Linke 4,25 Prozent
  • Tierschutzpartei 3,87 Prozent

Vergleich mit Wahlumfrage der Erwachsenen

Spannend ist der Vergleich zu den aktuellen Umfragewerten der Parteien. Eine Woche vor der Wahl am 8. Oktober hatte das Meinungsforschungsinstitut Civey Umfragewerte veröffentlicht, die man hier sehen kann. Der größte Verlierer ist bei der Jugend die CSU um Ministerpräsident Markus Söder. Ganze 11 Prozentpunkte liegt die Regierungspartei bei der Jugend hinter dem letzten Umfragewert in der Gesamtbevölkerung (37 Prozent).

Und auch die zweite Regierungspartei wird von der Jugend abgestraft: 6 Prozentpunkte liegen die Freien Wähler von Hubert Aiwanger hinter dem Wert bei der letzten Wahlumfrage (15 Prozent).

Zweitstärkste Kraft bei den Jugendlichen ist die AfD, die mit einem Ergebnis von 14,99 Prozent sogar knapp besser postiert ist, als in der letzten Wahlumfrage der Erwachsenen (14 Prozent). Eine Entwicklung, die einigen Politikern Sorgen bereitet: So meldete sich die Bamberger CSU-Kandidatin Melanie Huml bei Facebook zu Wort: "[Ich bin] erschüttert über das hohe AfD-Ergebnis bei den Jugendlichen." Bei der Jugendwahl hätte die AfD in Bamberg 17,68 Prozent bekommen - etwas, was Huml nicht versteht: "Die AfD ist weder eine Alternative für Deutschland, noch eine Alternative für Bayern oder für Bamberg."

Die Grünen stehen bei der Jugend knapp schlechter da (13,23 Prozent im Vergleich zu 15 Prozent). Die größten Gewinner sind hingegen die SPD und die Linke. Während die Sozialdemokraten bei den Erwachsenen nur einstellig bleibt (9 Prozent), könnten sich immerhin 13,72 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren vorstellen, die SPD zu wählen. Und auch die Linke hätte bei der Jugend fast 4 Prozentpunkte mehr (1 Prozent bei den Erwachsenen) und würde ernsthaft um den Einzug in den Landtag kämpfen - ebenso wie die FDP, die bei der Jugend knapp besser dasteht, als bei der letzten Civey-Umfrage (4 Prozent).

Den Organisatoren der Jugendwahl ging es aber ohnehin vor allem um die Stärkung des politischen Bewusstseins in der Jugend. Und hier habe man Erfolge verzeichnen können: "Die hohe Wahlbeteiligung und der Rekord bei den Wahllokalen der U18-Landtagswahl zeigen: Junge Menschen wollen gehört werden und sie wollen wählen", sagte BJR-Präsident Philipp Seitz gegenüber der dpa. Der Bayerische Jugendring ist die Arbeitsgemeinschaft der 36 landesweiten und 39 regional oder überregional tätigen Jugendverbände und 311 örtlichen Jugendgruppen im Freistaat. rowa/mit dpa

Vorschaubild: © Peter Kneffel (dpa)/Marian Hamacher