Der frühere CSU-Chef Erwin Huber hat seine Partei für einen "strategischen Fehler" im Vorfeld der Landtagswahl kritisiert. Seiner Auffassung nach habe der "Koalitionswahlkampf" wesentlich zum mäßigen Abschneiden der CSU und zu den Zugewinnen der Freien Wähler beigetragen.
Nach Ansicht von Ex-CSU-Chef Erwin Huber ist das starke Abschneiden der Freien Wähler bei der Landtagswahl in Bayern auch hausgemacht. "Ich glaube, dass es strategisch ein Fehler war, einen Koalitionswahlkampf zu führen", sagte er am Montag im Deutschlandfunk. CSU-Chef Markus Söder hatte eine Zusammenarbeit mit den Grünen zuvor stets ausgeschlossen und seinen Wunsch bekräftigt, die Koalition mit den Freien Wählen unter Hubert Aiwanger fortzusetzen. Reaktionen, Stimmen und alle weitergehenden Informationen findet ihr in unserem Live-Ticker zur Landtagswahl.
Aiwanger habe die Zusage der CSU für eine Fortsetzung der Koalition "schamlos ausgenutzt, die Beinfreiheit genutzt für Populismus und Propaganda". "Und das ist auch zulasten der CSU gegangen", sagte Huber. "Das heißt, diese Arbeitsteilung, die einen manchen die Arbeit, jetzt sage ich mal CSU, die anderen machen die Propaganda, kann natürlich in den nächsten fünf Jahren nicht so weitergehen."
Ex-CSU-Chef Huber: Koalitionswahlkampf war ein Fehler der CSU
Aiwangers Trick sei es gewesen, sich in der Affäre um ein antisemitisches und menschenverachtendes Flugblatt, das bei dem heute 52-Jährigen zu Schulzeiten gefunden wurde, zum Opfer zu stilisieren. "Das ist in Ostbayern und in Südbayern tatsächlich auf fruchtbaren Boden gestoßen", sagte Huber. "Das klingt wieder ab, aber es hat jedenfalls bei den Wahlen deutlich zugunsten der Freien Wähler gewirkt."
Erwin Huber war von September 2007 bis Oktober 2008 Parteivorsitzender der CSU. Seine Partei hat bei der Bayernwahl 2023 laut vorläufigem Endergebnis von 37,0 Prozent zwar nur minimal verloren (-0,2), aber damit dennoch ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 eingefahren. Zweitstärkste Kraft sind im Maximilianeum künftig die Freien Wähler, sie erhielten 15,8 Prozent der Stimmen (+4,2). Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hofft nach diesem Erfolg auf ein weiteres Ministerium für seine Partei.