Behandlungsfehler können für die Betroffenen schlimme Folgen haben. Zwar ist die Zahl der vermuteten Fehler in Bayern rückläufig, aber der Leiter der Techniker Krankenkasse mahnt zur Vorsicht - auch wegen einer hohen Dunkelziffer.
Die Zahl der vermuteten Behandlungsfehler ist 2022 in Bayern gesunken. Das geht aus einer Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse hervor. "Im vergangenen Jahr wandten sich 725 bayerische Versicherte an uns, weil sie einen Fehler bei einer medizinischen Behandlung vermuteten", sagt Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) im Freistaat.
"Das waren 36 Patientinnen und Patienten weniger als im Vorjahr und entspricht einem Rückgang um etwa fünf Prozent." Bundesweit stagnierte im gleichen Zeitraum die Zahl der Meldungen und blieb auf hohem Niveau bei knapp 6000.
Behandlungsfehler: hohe Dunkelziffer trotz besser informierter Patienten
Dabei stellt sich nicht jeder Verdachtsfall tatsächlich als falsche Behandlung heraus. "Bei etwa jedem dritten Fall bestätigt sich jedoch die Vermutung", so Bredl. "Das zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Patientinnen und Patienten bei Verdacht melden. So können Schwachstellen in der Versorgung erkannt und künftig vermieden werden."
Der bayerische TK-Chef begrüßt es, dass sich die Versicherten heutzutage mehr informieren und auch öfters unterstützende Digitalangebote nutzen. Trotzdem geht er von einer hohen Dunkelziffer an unentdeckten Behandlungsfehlern aus. "Beim TK-Patientenmonitor 2022 gaben fünf Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten 12 Monaten einmal einen vermuteten Fehler bei einer medizinischen Untersuchung oder Behandlung erlitten haben", erklärt Bredl. "Für die vergangenen zehn Jahre sagten das 23 Prozent und für die Zeit darüber hinaus sogar 32 Prozent." Nur sechs von zehn Befragten sind sich sicher, in den vergangenen zehn Jahren keinen Behandlungsfehler erlitten zu haben.
Im Gesundheitswesen können Behandlungsfehler weitreichende Folgen haben und im schlimmsten Fall sogar die Berufsunfähigkeit zur Folge haben oder finanzielle Existenzen von Menschen bedrohen. Zu den gesundheitlichen Belastungen kommen meist zeitaufwendige, komplexe und jahrelange juristische Verfahren hinzu, in denen die Vorwürfe geklärt werden.
"Häufig ziehen Haftpflichtversicherungen von Ärztinnen und Ärzten die Gerichtsverfahren gezielt in die Länge", sagt Bredl. "Die Opfer werden so wegen fehlender Einnahmen und steigenden Schulden unter Druck gesetzt. Sie stimmen dann oft außergerichtlichen Einigungen zu, die für sie nachteilig sind."
Kostenfreie Gutachten können prüfen, ob Behandlungsfehler vorliegen
Laut dem TK-Chef im Freistaat dauert die Klärung von chirurgischen Behandlungsfehlern im Durchschnitt etwa fünf Jahre, bei Geburtsfehlern sogar zehn Jahre. Der älteste Fall, den die TK derzeit begleitet, stamme aus dem Jahr 2008. Bredl befürwortet es deshalb, dass die Berliner Koalition den Härtefallfonds in dieser Legislaturperiode umsetzen will. "Dies fordern wir schon seit Jahren. Das Vorhaben muss nun zügig umgesetzt werden, um endlich den wirtschaftlichen Druck auf die betroffenen Menschen zu mindern."